Hallo ihr Lieben,
ok, so lange wie ich nicht hier war, kann ich eigentlich froh sein, dass mein Name nicht auf der berüchtigten „sie waren mal hier und sind nicht mehr“ – Liste steht. Irgendwie ist das Forum bei mir so ein bisschen eingeschlafen. Tut mir leid.
Aber ich hoffe auf Besserung(!), und habe euch auch gleich mal wieder eine Buchempfehlung mitgebracht. Diesmal ist es ein brandneues Buch, erst in diesem Jahr erschienen.
Titel: Duc, der Deutsche
Untertitel: Mein Vietnam. Warum die Falschen siegten.
Autor: Uwe Siemon-Netto
Seiten: 311 plus Bilder
2014 im Brunnen Verlag Basel erschienen
ISBN: 978-3-7655-2024-2
Uwe Siemon-Netto (Jahrg. 1936) ist Journalist, war von 1962-1969 Auslandskorrespondent für den Axel-Springer-Verlag und für diesen von 1965-1969 als Kriegsreporter in Vietnam. In seinem Buch „Duc, der Deutsche“ erzählt Siemon-Netto genau aus dieser Zeit seines Lebens. Es ist eine Art Memoirenband mit Geschichts- und Sachbucheinschlag. Absolut gut, flüssig und spannend zu lesen. Zudem liest es sich wie eine Liebeserklärung an das vietnamesische Volk. Und aus seinen Sympathien macht der Autor auch gar keinen Hehl. Sein Credo lautet – wie ja auch im Untertitel schon zu lesen – „in Vietnam haben die Falschen gesiegt“. Entgegen der verbreiteten öffentlichen Meinung der 68‘er, vertrat Siemon-Netto schon damals in seinen Beiträgen für die Presse die Ansicht, dass Amerika mit seinem Rückzug einen Fehler gemacht und die (Süd-)Vietnamesen verraten hat.
Als der Vietnamkrieg 1975 beendet wurde, war ich selber gerade 3 Jahre alt. Und bis vor ein paar Wochen wusste ich von Vietnam eigentlich nur, dass es da mal einen Krieg gab, und ich kann mich schwach erinnern, dass in meiner Kinderzeit die „Bootpeople“ aktuell waren. Aber wer hat da warum mit wem gekämpft? Wie ist es ausgegangen? Wer hat gesiegt? Und was kam danach? Keine Ahnung. Für den Geschichtsunterricht in der Schule war das Geschehen vermutlich noch nicht historisch genug. Dieses Buch hat zum einen meinen Sachkenntnisstand bezüglich Vietnam erheblich erweitert, es hat mir ein paar allgemeine politische und mediale Erkenntnisse gebracht, und – vor allem – hat es mir die Augen geöffnet für eine Berufsstand, den ich bis dahin als selbstverständlich hingenommen habe. Doch habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wie eigentlich die Informationen und Bilder aus den Krisenregionen der Erde in meine gemütliche Welt kommen. Meine Achtung vor diesen mutigen Journalisten ist gewaltig gestiegen. Die Medienwelt und die Ausrüstung der Reporter hat sich in den letzten 40 Jahren sicher geändert, aber gefährlich ist es wohl nach wie vor. Vielleicht sogar noch mehr, da ja auch allgemeingültige Regeln längst nicht mehr für jeden allgemeingültig sind (Genfer Konvention etc.).
Also, für Leute, die gerne persönliche Berichte lesen, und auch ein bisschen politisch/geschichtlich interessiert sind, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Allerdings ist der Inhalt an manchen Stellen nichts für schwache Nerven. Die Beschreibungen der zum Teil brutalen Geschehnisse gehen zwar nicht bis ins letzte Detail, sind aber trotzdem schon mal heftig.
Liebe Grüße
Claudia