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sven1421

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Freitag, 20. Januar 2012, 19:17

[ARCHIV] Svennis gesammelte 24 Geschichten

Ok, hier nun - als kleines nostalgisches Leckerli - die erste 24 Fan-Geschichte, die ich jemals geschrieben hab - und bei der ich einen Teil meiner eigenen Geschichte auf Jack Bauer projiziere. Ich hoffe, das Ganze gefällt Euch ...

Die Geschichte ist an sich reine Fiktion, spiegelt aber größtenteils eigene Erlebnisse wieder. Sie handelt im Vorfeld zu 24 Tag 1 (enthält dabei kleinere Spoiler zu S1). Welche bakannten Charaktere hier auftreten ... laßt Euch überraschen! Ich verfolge mit dieser Geschichte keinerlei finanzielle Interessen ... alles ist JUST 4 FUN!

Nur eine Nacht

Der Vollmond schien durch einen Spalt zwischen den Fenstervorhängen hindurch und warf einen hellen Lichtstreifen auf ihre nackte Schulter. Wie wunderschön sie doch war. Und wie sie so da lag. Der leicht geöffnete Mund, dessen warmer Hauch in regelmäßigen Abständen seine bahaarte Brust streifte. Er beobachtete, wie sich ihr Brustkorb langsam hob, nur um sich dann wieder genauso langsam zu senken. Alles an ihrem Körper zeigte ihm, wie entspannt und geborgen sie sich in seinem Arm fühlte. Seine Augen begannen, sich an die Dunkelheit des restlichen Zimmers zu gewöhnen, und seine Gedanken begannen zu wandern.

Was war nur passiert? Es war erst wenige Stunden her, da hatten sie und er noch als befreundete Arbeitskollegen in einem karg eingerichteten Seminarraum auf zwei Polsterstühlen nebeneinander gesessen und einem Vortrag über "Innere Sicherheit" gelauscht. Anschließend hatten sie sich im Restaurant zum Abendessen getroffen. Während des Essens war es zu einer angeregten Unterhaltung zwischen ihnen gekommen, sie hatten sich hin und wieder angesehen, scherzhafte Bemerkungen ausgetauscht und dann herzhaft zusammen gelacht. Es war wohl ihre Idee gewesen, einen Verdauungsspaziergang zu unternehmen. Er hatte ihr auf dem Weg durch den spärlich beleuchteten Park dann seinen Arm angeboten, und sie hatte dankend angenommen. Es war ein schönes Gefühl für ihn. Lange war keine Frau mehr Arm in Arm mit ihm durch die Natur geschlendert. Und lange hatte er sich nicht mehr so wunderbar und zwanglos mit einer Frau unterhalten. Mit Teri endete in letzter Zeit jede Unterhaltung mit einem riesigen nicht enden wollenden Streit. An diesem Abend hingegen schien die Zeit wie im Flug zu vergehen. Weder er noch die Frau an seiner Seite hatten erkannt, wie sie immer weiter in den dichten Park geraten waren und sich dabei letztendlich heillos verlaufen hatten. Als sie es schließlich doch bemerkten, waren sie keineswegs in Panik geraten. Im Gegenteil. Gelassen waren sie Arm in Arm weiterspaziert und hatten vorbeikommende Passanten nach dem Weg zurück zum Seminarhotel gefragt. Dort hatten beide ganz spontan beschlossen, den verbliebenen Teil des Abends zu einem Kinobesuch zu nutzen. Sie hatten sich ein Taxi genommen und waren in die Stadt gefahren. Es war ihnen dann auch ganz egal gewesen, daß das Kino an diesem Abend nur "Findet Nemo" spielte. Ein Gefühl hatte sich bei ihnen eingestellt - ein Gefühl einer ganz neu gefundenen Nähe, das beide sichtlich genossen und das sie bis zum letzten Zug auskosten wollten. Als im Saal dann endlich das Licht gedimmt worden war, hatten sie und er sich längst vorsichtig aneinander gelehnt, so daß sich ihre Arme und Hände wieder wie zufällig berührten. Er hatte bei dem kleinen Nemo dauernd an seine Kim denken müssen, seine kleine Tochter, die er seit seiner Trennung von Teri so sehr vermißte. Und ein Blick zur Seite verriet ihm, daß die Handlung des Films auch seine Begleiterin emotional sehr bewegte. Ihr Arm hatte inzwischen leicht zu zittern begonnen, was wohl einerseits dem kühlen Kinosaal und andererseits auch ihrer leichten Kleidung geschuldet war. Er hatte jedenfalls keinen Augenblick gezögert und ihr seine Lederjacke umgehangen. Sie hatte seine Geste mit einem Lächeln beantwortet, daß ihn leicht auch noch dazu hätte bringen können, ihr ohne Wimpernzucken auch seinen Pullover und seine Hose zu überlassen. Im Taxi zurück zum Hotel hatten sie dann wenig geredet. Beide waren scheinbar noch völlig überwältigt von den Gefühlen, die der Film und der gemeinsame Abend in ihnen zu Tage befördert hatten.
Sie war es schließlich gewesen, die im Hotel als erster wieder zur Besinnung kam. Und als dann auch er dann aus seiner Gedankenversunkenheit wieder in die Realität zurückgefunden hatte, saß er bereits in ihrem Zimmer auf ihrem Bett mit einer Flasche Rotwein und einem Korkenzieher in der Hand. Was tat er denn hier? Noch konnte er einfach aufstehen, sich für den wunderschönen Abend bei ihr bedanken und sich in sein Zimmer zurückziehen. Er sah zu ihr herüber. Sie kam gerade mit zwei Gläsern in der Hand auf ihn zu und setzte sich neben ihn. Sein Blick streifte ihr Gesicht. Sie lächelte ... und dieses Lächeln nahm ihn sofort wieder gefangen. Nein, an Rückzug konnte - besser gesagt: wollte - er jetzt gar nicht mehr denken. Der Korken löste sich aus dem Flaschenhals, und der Rotwein ergoß sich in die beiden zuvor noch so leeren Gläser. Es schien ihm wie ein Symbol zu sein. Auch er hatte sich vor diesem Abend so leer gefühlt, bis sie und ihre Nähe diese Leere in ihm gefüllt hatten. Er stieß mit ihr an, man trank auf den gelungenen Abend. In seinem Inneren verbreitete sich immer mehr eine wohlige Wärme. Natürlich hätte er es dem Rotwein zuschieben können, doch wenn er ehrlich zu sich selbst sein wollte, dann wußte er, daß es einen anderen Grund für dieses Gefühl gab. Und ja, es war ein schönes, längst vergessen geglaubtes Gefühl, daß er um keinen Preis wieder verlieren wollte. Ganz im Gegenteil. Jetzt und hier war er bereit, sich diesem Gefühl ganz und gar hinzugeben mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben würden. Er schloß seine Augen und ließ sich nach hinten aufs Bett sinken. Eine Hand legte sich auf die seine, ein warmer Hauch traf seine Wange, und dann spürte er, wie sich ihre Lippen auf seine legten. Dieser Kuß ließ ihn erzittern. Er ließ seine Augen fest geschlossen, nichts Nebensächliches sollte ihn in diesem Moment ablenken. Er begann, ihren Kuß zu erwidern, legte seine Hände behutsam auf ihre Wangen. Innig verschmolzen die beiden Körper in diesem scheinbar ewig dauernden Kuß und ließen sich sacht auf das Bett sinken ...

Seine Gedanken beendeten ihre Wanderung wieder, denn sein Blick wurde erneut gafangengenommen von der schlafenden Schönheit neben ihm. Dieses wunderbare Wesen hatte sich ihm in dieser Nacht vollkommen ausgeliefert. Sie schien ihm bei der Arbeit immer so taff und so stark zu sein, und doch hatte er in dieser Nacht deutlich gespürt, wie zart und verletzlich sie im Grunde hinter ihrer Fassade war. Und es hatte ihm gefallen, daß gerade er es war, bei dem sie sich völlig offenbarte - sich so zeigte, wie sie in Wirklichkeit war. Viel zu oft hatte er es sonst mit Menschen zu tun, die eine Rolle vor ihm spielten. Es war ihm klar, daß diese eine Nacht sein Leben verändert hatte. Er kannte Teri nur zu gut, um zu wissen, daß sie ihm einen Seitensprung nicht so einfach vergeben würde - Trennung hin oder her. Und er befürchtete, daß das Ganze sich auch seine Beziehung zu Kim nicht sonderlich positiv auswirken würde. Er hatte kurzum keine Ahnung, was die Zukunft bringen würde. Nur eins wußte er ganz genau ... was auch immer passieren würde, diese Nacht konnte ihnen keiner mehr nehmen.
Draußen dämmerte es bereits. Vorsichtig legte er seinen Arm um ihren warmen, nackten Körper. Sie drehte sich unter seiner sanften Berührung vorsichtig zu ihm um, blinzelte mit einem Auge und sagte dann verschlafen: "Guten Morgen, Schatz". Sein Zeigefinger strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, er lächelte sie an und erwiderte: "Ja, ein schöner Morgen, Nina".

[ENDE]

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Claudia (19. September 2012, 12:15)

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Samstag, 15. September 2012, 16:38

Unterwegs (Spoiler zu S1-S3 und dem Prequel zu S4)

Hier nun also meine zweite Geschichte. Das Konzept spukte mir schon einige Zeit unentwegt im Kopf herum, ich mußte mir nur noch ein Herz fassen und das Ganze mit Leben erfüllen. Ich hoffe, es gefällt Euch ...
Die Geschichte ist an sich reine Fiktion, spiegelt aber teilweise eigene Erlebnisse wieder. Sie handelt 3 Monate nach 24 Tag 3 (enthält dabei Spoiler zu S1-S3 und dem Prequel zu S4). Außer Jack treten weitere bekannte Charaktere auf ... laßt Euch überraschen! Ich verfolge mit dieser Geschichte keinerlei finanzielle Interessen ... alles ist mal wieder JUST 4 FUN!


Er startete den Wagen. Der Motor heulte einmal kurz auf, um dann ruhig und gleichmäßig seine Arbeit aufzunehmen. In Jack selber sah es da ganz anders aus. Nichts war zu spüren von Ruhe und Gleichmäßigkeit. Er begann zu zittern. Erin Driscoll, die neue ambitionierte Leiterin der CTU, hatte ihn eben gerade entlassen. Er sei mit seiner Drogenvorgeschichte nicht mehr tragbar für die Arbeit bei der Antiterroreinheit. Doch was verstand sie schon von seiner Vorgeschichte. Die kannte sie nur aus den Akten. Und die Akten gaben nichts wieder von dem, was alles wirklich in ihm geschehen war. Er sah in den Rückspiegel. Da war es, dieses große seelenlose Gebäude aus Stein und Glas, in dem er Tag für Tag einen Großteil seiner letzten Jahre verbracht hatte - die CTU Los Angeles. Er spürte, wie seine Augen plötzlich feucht wurden und seinen Blick verschleierten, wie er es von einer Rückblende in einem Kinofilm kannte, den er sich vor Jahren mit seiner Frau Teri angesehen hatte. Und je stärker jener wäßrige Schleier vor seinen Augen nun wurde, desto klarer wurden vor ihm jene Bilder der Vergangenheit, die er hatte vergessen wollen und die sich gerade deshalb so tief und fest in seinem Unterbewußtsein eingegraben hatten ...

Oh mein Gott. Da war Teri. Sie kam auf ihn zugelaufen, lächelnd und mit offenen Armen. Wie wunderschön sie doch war. Er wollte auf ihr entgegenlaufen, sie umarmen und an sich drücken, um sie dann nie wieder loszulassen. Doch da wurde es plötzlich schlagartig dunkel. Teri blieb stehen. Ihr Kopf senkte sich, ihr zauberhaftes Lächeln erstarb und ihre Augen blickten starr ins Leere. Sie sackte in sich zusammen, und überall war Blut ...

Jack schluchzte, er schüttelte verzweifelt den Kopf. Nein, das wollte er nicht sehen. Er wollte an etwas anderes denken, sich an etwas Schönes erinnern. Egal was ...

Da war Nina. Sie lag schlafend neben ihm, so unschuldig und so verletzbar. Er atmete ihren Duft ein und wollte den Arm um sie legen. Doch wieder verdunkelte es sich. Nina hatte die Augen weit geöffnet, ihr süßes Gesicht verwandelte sich in eine hämisch grinsende Fratze. In der Hand hielt sie eine Waffe und schrie: "Ich habe Deine Frau getötet, ich werde Deine Tochter töten - ich töte alle Menschen, die Dir etwas bedeuten, Jack". Ein Schuß ertönte, aus der abscheulichen Fratze wurde wieder ein süßes Gesicht, Ninas Augen schlossen sich. Ihr Kopf fiel zu Seite, und überall war Blut ...

Jack hatte krampfhaft die Fäuste geballt. Nein, was er jetzt brauchte, war ein Glücksmoment. Er sollte an etwas denken, was seine Tochter Kim glücklich machte. Denn ihr Glück war auch das seine ...

Chase stand vor ihm. Er lächelte und gab ihm mit leuchtenden Augen zu verstehen, daß er sich jetzt entschieden habe - für Kim und gegen seinen gefährlichen Job. Er streckte seinem zukünftigen Schwiegervater die Hand entgegen. Da verwandelte sich Chase' Armbanduhr mit einem Mal in eine Zeitzündevorrichtung mit großen roten, bedrohlich leuchtenden Ziffern. Seine Augen waren zusammengekniffen, sein Körper krümmte sich schmerzverzerrt, die ausgestreckte Hand fiel abgetrennt zu Boden, und überall war Blut ...

Jack schlug mit der flachen Hand wieder und wieder auf sein Lenkrad. Er wollte sich doch einfach nur ablenken. War das denn so schwer? Vielleicht klappte das am besten mit der Erinnerung an jemanden, den er eigentlich nie ausstehen konnte ...

Es war Chappelle. Dieser verdammte Bürokrat, der nur seine Gesetze und seine Befehle im Kopf hatte. Überlegen und mitleidig lächelnd tauchte er vor ihm auf, die Arme ineinander verschränkt auf Jack herabblickend. So ein aalglatter Emporkömmling. Jetzt würde ihm Jack einmal gehörig die Meinung sagen. Zuggeräusche durchbrachen plötzlich die Stille. Chappelle fiel auf die Knie, sein Blick senkte sich, die Arme hingen schlaff nach unten. Wieder war ein Schuß zu hören, dann sank der verdammte Bürokrat in sich zusammen, und überall war Blut ...

Jack riß die Augen auf. Der fade Schleier davor verwandelte sich in einen Sturzbach von Tränen. Er starrte nach oben und stammelte: "Möge Gott mir verzeihen!". Und in seinem Herzen verwandelte sich dieses einsame Stoßgebet auf seltsame Art und Weise zu einem an sich selbst gerichteten: "Wann werde ich mir doch endlich selbst verzeihen? Wann werde ich endlich aufhören, mir die Schuld für all das zu geben, was ich am Ende doch nicht verhindern konnte, obwohl ich immer nur das Richtige tun wollte?". Mit seinem Ärmel wischte sich Jack die Tränen aus dem Gesicht, und der Schleier begann sich zu lichten ...

Umgeben von jenem hellen Schein tauchte aus der Dunkelheit George Mason vor ihm auf. Er blinzelte Jack zu, trat ganz nah zu ihm und flüsterte ihm leise ins Ohr: "Tun Sie Folgendes, um ein Held zu sein. Gehen Sie zurück, und leben Sie Ihr Leben. Verzeihen Sie sich, daß Ihre Frau gestorben ist, kommen Sie mit Ihrer Tochter ins Reine und dienen Sie weiter Ihrem Land. Das verlangt echten Mut". Jack spürte, wie eine Hand ihm dabei sachte auf die Schulter klopfte, dann war George verschwunden, und überall war Licht und eine tiefe himmlische Ruhe ...

Jack atmete einmal ganz tief durch, als wolle er diesen Moment für die Ewigkeit konservieren - und fuhr los. Er war gerade eine Viertelstunde unterwegs, als er an einer roten Ampel halten mußte. Er blickte zur Seite. Die Gegend kam ihm bekannt vor. Keine fünf Minuten von hier war das Grundstück mit dem Haus, daß Reza Najier einst für Marie Warner erworben hatte - und in dem nun ihre Schwester Kate wohnte. Jenes Haus, das für einige Zeit auch sein Zuhause gewesen war. Sein Blick schweifte weiter und blieb auf der anderen Straßenseite kleben. Da stand sie - Kate. Umwerfend sah sie aus. Und ihr bezauberndes Lächeln verriet ihm sofort, wie glücklich sie war. Das neben ihr mußte dann wohl ihr Mann sein, den sie vor etwa einem Monat geheiratet hatte. Jack sah, wie der Fremde liebevoll den Arm um Kates Schulter legte und beide dann gemeinsam in ein Taxi stiegen. Jack horchte ganz tief in sich hinein: Und was er empfand, war ein tiefes und reines Glücksgefühl. Eines, wie er es so lange gesucht und nun endlich gefunden hatte. Da war kein bitterer Beigeschmack von Trauer, Neid oder verletztem Stolz. Nein, er hatte Kates Glück gesehen, und das hatte ihn glücklich gemacht. Ein seeliges Lächeln hielt in Jacks Gesicht Einzug. Gleich morgen würde er sich um ein Eigenheim für Kim, Chase und die kleine Angela kümmern, irgendwo weit weg von L.A. Ja, gleich morgen ... aber zuvor gab es noch etwas anderes zu erledigen. Wie er gehört hatte, war das Verteidgungsministerium gerade auf der Suche nach neuen, guten Mitarbeitern. Und das schien ihm genau der richtige erste Schritt in ein neues, besseres Leben ... Die Ampel wechselte auf Grün!

[ENDE]

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Claudia (19. September 2012, 12:18), M.V.V.M. (17. September 2012, 11:42)

sven1421

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Samstag, 15. September 2012, 16:41

Die CTU auf Abwegen (Spoiler zu S1-S5)

Die Geschichte ist glücklicherweise reine Fiktion. Sie handelt einige Zeit nach 24 Tag 4 (enthält dabei Spoiler zu S1-S5). Es treten viele aus 24 bekannte Charaktere auf ... welche, da laßt Euch mal wieder überraschen! Ich verfolge mit dieser Geschichte keinerlei finanzielle Interessen, ein paar kleine Lacher Eurerseits wären mir Lohn genug ... denn alles ist jetzt erst recht JUST 4 FUN!

VORWARNUNG (anstelle eines Vorwortes)

Sehr geehrter 24 Fan! Sie kennen die CTU? Natürlich werden Sie jetzt Ja sagen, denn sie haben mit Jack & Co schon so manchen action- und emotionsreichen Tag verbracht. Und trotzdem - oder gerade deswegen - muß ich Ihnen unbedingt davon abraten, die folgende Geschichte zu lesen. Denn es wird Sie zutiefst schockieren, was ich Ihnen hier berichte. Oder hätten Sie allen Ernstes erwartet, daß Bill Buchanan eines Tages einfach das Licht in der CTU ausschaltet und den Eingangsbereich abschließt, um in ein Hawaiihemd zu schlüpfen und mit sämtlichen Mitarbeitern ein Picknick auf einem Friedhof zu machen. Ich sage Ihnen: Nein, das hätten Sie nicht! Noch ist es nicht zu spät, noch ist Ihr Blick auf das 24 Universum ungetrübt - doch wenn Sie weiterlesen, dann wird nichts mehr so sein, wie es war ... Nie wieder ... Allen, die dennoch weiterlesen, seien auf jeden Fall zwei Dinge mit auf den Weg gegeben: 1.) Sagen Sie nachher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt! und 2.) Viel Vergnügen!

1.AKT: Ein lieblicher Gedanke

Bill hatte es sich gerade in seinem Chefsessel im Konferenzraum gemütlich gemacht. In seiner rechten Hand schwenkte er genüßlich ein Glas halbvoll mit einem halbtrockenen Rotwein. Vor einer halben Stunde war es noch ganz voll gewesen, wenn auch der Wein natürlich trotzdem auch zu diesem Zeitpunkt nicht nicht ganz trocken war - versteht sich. Trotzdem ein interessantes Wortspiel. Leider kam Bill nicht dazu, seiner kleinen Spielerei weiter nachzugehen, denn in diesem Moment riß ihn ein eindringliches Klopfen an der Konferrenzraumtür aus seinen Gedanken. Es war Chloe O'Brian, die ihre kleine geballte Faust so wehement auf dem gläsernen Körper der Türe tanzen ließ. Bill winkte, und Chloe trat näher.
"Was ist denn?", fragte Bill unwirrsch. Zu kostbar waren ihm diese Momente der Muße in diesen so unheiligen Hallen der Antiterroreinheit Los Angeles.
"Mister Buchanan, ich wollte Sie nur fragen, ob Sie in irgendeiner Form etwas für den Abschied von Tony und Michelle planen. Sie wissen doch, daß uns die Beiden am Wochenende verlassen werden?"
"Naja, ehrlich gesagt habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Hätten Sie nicht einen Vorschlag, Chloe?"
Bills Laune verbesserte sich sprungartig wieder, denn er merkte, daß es endlich mal nicht um irgendwelche Terroristen und Bomben ging. Dafür nahm er sich gern ein wenig Zeit.
"Setzen Sie sich doch, Chloe! Darf ich sie ein wenig an meiner Spätlese teilhaben lassen?"
Chloe blickte etwas skeptisch zu Bill hinüber, während sie auf einem der blauen Stühle platznahm.
"Spätlese? Also erstens ist es 10 Uhr morgens und zweitens sehe ich hier weder Akten noch ein Buch. Also was um alles in der Welt wollen sie denn mit mir hier bitteschön spät lesen?"
Einen Moment war es völlig still im Raum, dann aber brach Bill in ein schallendes Gelächter aus.
"Aber Chloe, ich meine doch den Wein. Es ist eine Spätlese von dem kalifornischen Weingut Falcon Crest. Angela Channing, eine gute Bekannte von mir, hat mir den edlen Tropfen selbst zugeschickt."
Für einen Moment zog ein Lächeln auf Chloes Gesicht, aber nur, um dann sofort einem eindringlichen Stirnrunzeln das Feld zu überlassen.
"Nein danke, Mister Buchanan. Zum einen würde ich damit gegen die Dienstvorschrift II/4 verstoßen, und zum anderen bekomme ich von Rotwein immer einen heftigen Schluckauf, was der anschließenden Konversation zwischen uns wohl wenig dienlich wäre, nicht wahr?!"
Dieser doppelt logischen Argumentation konnte sich Bill natürlich nicht entziehen. Nun war es wohl auch für ihn Essig mit dem Weintrinken, denn als Chef mußte er schließlich mit gutem Beispiel vorangehen - oder situationsbedingt besser gesagt: voransitzen - als Vorangesetzter ... äh Vorgesetzter von Miss O'Brian. Das Weinglas und die Flasche schob er unauffällig ein wenig zur Seite - in Richtung jenes Platzes, auf dem Edgar Styles sonst zu sitzen pflegte. Dem würde man den Genußmenschen wohl am ehesten abnehmen, falls es zu einer Befragung bezüglich Alkoholgenusses im Dienst kommen sollte. Und nun mußte es ihm nur noch gelingen, das Gespräch vom Wein zurück auf ein weniger gefährliches Thema zu lenken.
"Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, ich fragte mich gerade, ob Sie einen Vorschlag hätten wegen des Abschieds von Tony und Michelle, Chloe."
"Also genau genommen haben Sie ja nicht sich sondern mich gefragt, Mister Buchanan. Aber egal ... Ja, ich hätte da eine Idee. Ich denke da an ein Picknick mit Faßbrause, Salat und Götterspeise. Und das Ganze natürlich unterlegt mit leiser klassischer Musik aus dem MP3-Player."
"Ja genau, Chloe, ein Betriebsausflug mit der kompletten Belegschaft. Mit Bier, Whisky, Steaks und Chickenwings. Mit einer Countryband und einem riesigen Lagerfeuer. Und das Ganze in einer 1A abgefahrenen Location, die auf ihre Art einen besonderen Bezug zur CTU und zu unserer Arbeit hat ... Ich habe da auch schon eine Idee ... Lassen Sie sich überraschen, meine Liebe! Und jetzt, frisch ans Werk, Sie kümmern sich um den Einkauf!"
Bills Augen hatten während seines Vortrags zu funkeln begonnen. Ohne Umschweife manövrierte er die verdutzte Chloe aus ihrem Sessel, um sie dann durch den halben Konferenzraum bis zur Tür zu schieben, die er augenblicklich hinter ihr schloß. Er überlegte einen Moment, dann öffnete er die Tür nochmals einen kleinen Spalt und zischte leise mit dem Zeigefinger am Mund: "Und kein Wort zu Michelle oder Tony, verstanden!"
Bei der überrumpelten Chloe reichte es gerade zu einem leichten Kopfnicken, aber das registrierte Bill sowieso nicht mehr, da er bereits am Konferenztisch stand und über das Telefon die Location klarmachte ...

2.AKT: Das stille Örtchen

Drei Tage waren vergangen, seit Chloe ihrem Chef jenen Vorschlag unterbreitet hatte, der ihn seitdem ganz in seinen Bann genommen hatte. Er hatte alles organisiert und sämtliche Einladungen verschickt. Heute morgen hatte er dann sein schönstes Hawaiihemd aus dem Kleiderschrank geangelt, wo es unter der Wucht seiner Anzüge schon zu ersticken gedroht hatte. Er hatte eine blaue Bermudashorts und seine braunen Sandaletten angezogen und zu guter Letzt seine Men-in-Black-Sonnenbrille aufgesetzt. Dann war er gutgelaunt in seinen roten Ferrari gesprungen und noch einmal kurz zur CTU gefahren, um dort das Licht zu löschen, die Computer herunterzufahren und den Haupteingang abzuschließen. Ein Glück, daß die bösen kleinen Terroristen mit ihren Bomben und Maschinengewehren keine Ahnung hatten, daß ihr Gegner Nummero Uno heute eine Fiesta Americana veranstaltete. Bill ließ den Schlüssel am Ring um seinen Finger kreisen, hüpfte wieder in seinen Wagen und fuhr zu dem von ihm so sorgsam ausgewählten Ort. Nach und nach trafen auch alle geladenen Gäste ein - allen voran Chloe und Edgar.
Die Party war schon gut eine halbe Stunde in vollem Gange, als auch die schwarze Limosine des Verteidigungsministeriums vorfuhr - aus der einen Augenblick später Audrey Raines in einem schwarzen Abendkleid entstieg.
"Meine Liebe, Sie sind eindeutig zu spät", kommentierte Bill das Eintreffen der Tochter des Verteidigungsministers am Ort der geplanten Überraschungsparty.
Audrey lächelte etwas genervt.
"Tja, wissen Sie, Bill, auf der Einladung stand nur etwas von einem Friedhof. Ich hielt das zunächst für eine ironische Anspielung. Und da habe ich eben eine halbe Stunde vergeblich auf der CTU Krankenstation gewartet. Mein Fehler, entschuldigen Sie bitte!"
Bill war gerade im Begriff, Audrey am Arm unterzuhaken, als diese überraschend den Kopf schüttelte.
"Nicht nötig, Bill. Ich habe mir einen Begleiter mitgebracht zu Ihrer Party ... Walt, Sie können jetzt aussteigen und mir Ihren Arm leihen."
Aus der Limosone wand sich mit aalglatter Geschmeidigkeit und dem Lächeln einer Hyäne Walt Cummings, seines Zeichens Chefberater des amtierenden Präsidenten Charles Logan. Audrey registrierte die Verblüffung in Bills Augen und hielt es für angebracht, ein paar klärende Worte für diese Situation zu finden.
"Wissen Sie, wir haben geschäftlich viel zusammen zu tun. Man verbringt viel Zeit zusammen auf Tagungen und Konferenzen und lernt sich dabei besser kennen, Sie verstehen, Bill?"
Bill schien nur allzugut zu verstehen ... ja, er schien sogar zwischen den Zeilen lesen zu können. Und so wandte er sich unumwunden an Cummings.
"Ach, Mister Cummings, wie geht es eigentlich ihrer Frau. Schade, daß Sie sie nicht mitgebracht haben. Ich hätte sie gern einmal kennengelernt."
Cummings Lächeln schien eingefroren, er zuckte nur kurz ungerührt mit den Schultern. Dann reichte er Audrey seinen Arm und ging mit ihr durch die Eingangspforte auf den Friedhof. Er genoß das morbide Ambiente - denn bei den Leichen, die er im Keller hatte, fühlte er sich hier augenblicklich heimisch.
Bill wandte seinen Blick ab von diesem ungleichen Paar und sah auf die Uhr. Langsam wurde es Zeit für das Erscheinen der Überraschungsgäste.
An der Ecke bog ein silberner Dodge mit quietschenden Reifen in die Zufahrt zum Friedhof ein und kam nur Sekunden später direkt vor Bills Füßen zum Stehen. Beide Türen wurden aufgerissen und zeitgleich sprangen Tony und Michelle aus dem Wagen. Beide schienen völlig außer Atem, doch Tony fand als erster die Sprache wieder.
"Was ist los, Bill? Was sind das für Informationen, die Sie über Jack haben?"
"Nun ja", begann Bill zaghaft, "Eigentlich nichts, was Sie beide nicht schon wissen ..."
Michelle zuckte leicht zusammen. Was wußte Bill? War er hinter ihr dunkles Geheimnis gekommen? Was war mit Jack? War ihm etwas zugestoßen? Wollte man Tony und sie jetzt festnehmen, weil sie Jacks Tod vorgetäuscht hatten? Oder trachtete man ihnen gar selber nach dem Leben? Ihre Augen klebten am Bills Lippen.
"Jack ist tot, wie die meisten hier an diesem stillen Örtchen. Niemand weiß das besser, und niemand hat das schmerzlicher erfahren als wir drei. Zu seinem Gedenken und zu Eurer beider Verabschiedung feiern wir heute hier eine Party. Und Ihr beide sind meine Überraschungsgäste."
Tony hatte den Kopf leicht zur Seite gebeugt und ein Auge etwas zusammengekniffen. Michelle versuchte, ihrem Gesicht ein kleines Lächeln zu entlocken - was ihr allerdings angesichts der Tatsache, daß sie innerlich eben gerade beinahe tausend Tode gleichzeitig gestorben war, ganz und gar nicht gelang.
Bill versuchte, die Mimik der Beiden zu deuten. Dann legte er je eine seiner Hände beschwichtigend auf die Schultern von Tony und Michelle.
"Tut mir leid, aber mir fiel auf die Schnelle einfach nichts ein, wie ich Euch hierher bekommen konnte, ohne daß Ihr etwas von unserem Vorhaben ahnt. Und nun kommt und laßt uns feiern."
Audrey und Cummings hatten sich mittlerweile auf einer Bank unter einem Baum ein ruhiges Plätzchen gesucht. Sie prosteten sich mit Sekt zu. Audrey senkte ihren Blick, während Cummings sie mit stechendem Blick zu durchbohren suchte.
"Hören Sie, Walt! Das was da vor einigen Tagen zwischen uns im Hotel passiert ist, das war ..."
Cummings Handy störte die Totenruhe und Audreys Versuch, ihm zu erklären, daß sie die gemeinsame Nacht mit ihm für einen großen Fehler hielt und daß alles nur geschehen war, weil sie immer noch nicht über Jacks Tod hinweg war - und das er eben gerade da gewesen war, als sie jemanden brauchte zum Reden und zum Anlehnen. Cummings war inzwischen von der Bank aufgestanden und ein paar Schritte gegangen, so daß Audrey sin Telefonat nicht mitanhören konnte.
"Mister Präsident, ich behalte sie alle im Auge ... Ja, ich glaube immer noch, daß dieser Jack Bauer lebt ... Zu Audrey Raines habe ich derzeit einen besonders engen Kontakt ... Ja, Tony Almeida und Michelle Dessler sind hier ... Genau, Chloe O'Brian auch ... Seine Tochter Kim? Die ist bei einem gewissen Christopher Henderson untergekommen, ein alter Bekannter von Bauer ... Ganz richtig, wenn Bauer lebt und zu irgendwem Kontakt aufnimmt, dann erfahre ich es als Erster ... und Sie sind dann der Erste, der es von mir erfährt ... Ach Mister Präsident, grüßen Sie meine Frau und sagen Sie ihr, das Geschäftsessen dauert länger als geplant. Es kann spät werden."
Er beendete das Gespräch, zog sein breitestes Grinsen auf und setzte sich wieder zu Audrey auf die Bank.
"Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja meine Teure, Sie wollten mir sagen, daß diese leidenschaftliche Nacht zwischen uns das Wundervollste gewesen war, was Sie je erlebt haben. Mir ging es genauso, aber ich bin glücklich verheiratet, und ein Publikwerden unserer Liason wäre Gift für meine Karriere. Belassen wir es bei jener Nacht, und bleiben wir trotzdem ... naja, Freunde!"
Audrey stand der Mund weit offen. Wie konnte sie nur mit diesem Typen ins Bett steigen. Jetzt brauchte sie erst einmal einen ordentlichen Whisky - vielleicht auch zwei oder drei.
Es hatte noch einige Zeit und zwei Flaschen Sekt gebraucht, bis sich auch bei Tony und Michelle endlich so etwas wie Partystimmung einstellte. Und es brauchte noch etwas mehr Zeit und viel mehr Promille, um daraus eine wilde, ausgelassene Feier werden zu lassen. Zum Glück hatte man für Beides gesorgt - Bill für die ausreichende Zeit und Chloe für den nötigen Fusel ... Pardon, ich meine natürlich für die alkoholische Untermalung der Veranstaltung.
Wie auch immer, die Sicherheitsleute hatten jedenfalls allesamt Posten an den zahlreichen Zugängen des Friedhofs bezogen und kontrollierten hier bereits seit geraumer Zeit durch Sitzwachen, daß kein Unbefugter die Feier störte. Wer genauer an sie herantrat, wurde umgehend angeschnarcht und konnte dabei erkennen, daß sie ihren Job mit geschlossenen Augen beherrschten.
Chloe und Edgar saßen zur selben Zeit händchenhaltend an einem leeren offenen Grab und bauten aus dem aufgeschütteten Sand eine Sandburg.
"Ich bin hier der Burgherr, und ich sage Dir, die Sandburg braucht keinen Burggraben, sondern eine Firewall", lallte Edgar und schlug sich mit der Hand auf die üppige Rundung seines wohlgeformten Leibes.
"Und das holde Burgfräulein sagt Dir ... hicks ... daß ich mit meinem Laptop nicht ins mittelalterliche Internet komme ... hicks ... wenn Deine blöde Firewall mir den Weg versperrt ... hicks ... Und die Trojaner erkennt man im 13. Jahrhundert sowieso noch mit bloßem Auge. Oder denkst Du ... hicks ... ich sehe nicht, wenn plötzlich so ein Holzpferd auf dem Burghof parkt ... hicks ...???", konterte Chloe schwer angeheitert mit einem Finger in der Nase zurück.
Cummings lief derweil hektisch in Zickzacklinien kreuz und quer über die Gräber. Nicht, daß es ihm je etwas ausmachen würde, über Leichen zu gehen, aber er hatte gerade ein wichtiges Geschäft zu verrichten und wußte nicht wo.
Neben Bill kam er kurzzeitig schwankend zum Stehen und flüsterte ihm ins Ohr: "Ich muß mal dringend groß. Wo gibt's denn hier Klopapier?"
Klopapier - o je, das hatte Bill bei all seiner genauen Planung vergessen. Daran hatte er bei den Vorbereitungen im Konferenzraum der CTU nicht gedacht - aber wie sollte er auch. Die CTU war ja schließlich ein Regierungsgebäude und kein Scheißhaus! Dennoch sah er sich genötigt, dem in Not Geratenen seine Hilfe in Form eines guten Rates anzubieten.
"Man kann anstelle von Toilettenpapier zur Not auch Blätter benutzen, Mister Cummings. Das hab ich bei den Pfadfindern gelernt. Waren Sie denn nicht bei den Pfadfindern als Kind?"
Cummings antwortete nicht. Er machte nur eine ablehnende Handbewegung, dann setzte er seinen Zickzackkurs über die Gräber in Richtung einer schlechtbeleuchteten Ecke des Friedhofs fort, um dort mit heruntergelassener Hose in einem Gebüsch seßhaft zu werden.
Bill hatte sich unterdessen einer inoffiziellen Friedhofsbesichtigung durch Tony angeschlossen. Sie waren gerade ein paar Schritte gegangen, als Tony vor einem Grab abrupt Halt machte. Der selbsternannte Friedhofsführer erhob zuerst die Whiskyflasche, dann die gutgeölte Stimme:
"Was Sie hier sehen, Bill, ist Station 1 unserer Besichtigung. Das Grab von George Mason. Er war einer ihrer unzähligen Vorgänger. Eine Bombe hat ihn einst radioaktiv verstrahlt. Und zum Dank hat er sie im Gegenzug schnurstracks in die Wüste geschickt - und sich selber gleich mit. Ein strahlendes Vorbild für uns alle. Und dabei hatte ich schon die Erlaubnis, ihn zu erschießen. Er hätte nur noch ein paar Monate warten müssen ... Na egal. Prost!"
Tony nahm einen Schluck Whisky, setzte dann seine Tour fort und schleifte Bill am Ärmel hinter sich her. Vor einem kleinen, moosbedeckten Grabmal hielt er erneut inne. Tony blinzelte kurz, dann bekam seine Stimme einen fremden und zischenden Klang, als wäre seine Zunge gespalten wie die einer besonders giftigen Schlange:
"Das ist dann wohl die 2. Station unserer Leichenschau. Und was für eine besondere Leiche wir da haben ... Nina Myers. Unsere Kollegin, Jacks Geliebte, Tonys Geliebte ... und eine Massenmörderin. Viele Menschen haben ihren frühen Tod dieser Frau zu verdanken, und eine von ihnen war Jacks Frau Teri. Als sie dann auch noch Kim und Jack töten wollte, hat er ihrem schändlichen Treiben ein Ende bereitet. Gut so! Vielleicht taugst Du wenigstens als Wurmfutter, Du falsche Schlange. Prost!"
Voller Verachtung und mit einer Träne im Auge spie er auf dem Weg aus. Dann eilte er fort, weiter durch die Gräberreihen, die Whiskyflasche hocherhoben an seine Lippen gepreßt - und Bill folgte seinen schnellen, stark tänzelnden Schritten. Sekunden später blieb Tony abermals vor einer Grabplatte stehen, rieb sich die Augen und begann nun mit bedeutungsschwangerem Tonfall seinen nächsten Abgesang:
"Station 3 unserer Expedition ins Totenreich. Hier einer ihrer beruflichen Vorfahren, von dem ich zeitlebens nicht viel Gutes berichten kann. Ryan Chappelle. Einer von diesen großkotzigen Schleimern und Besserwissern, wie sie uns die Division ständig auf den Hals hetzt ..."
Bills Faust traf ihn unsanft in die Seite: "Na na, mein Freund, ich bin schließlich auch von der Division zur CTU gekommen und ihre Frau auch, oder?"
Tony rollte verlegen mit den Augen, nahm einen Schluck aus der Flasche und setzte seine Grabrede unbeeindruckt fort:
"Also wie ich schon sagte, es gab wenig Lobenswertes an ihm. Aber ihn durfte ich nicht erschießen, das hat Jack übernommen - zum Schutz der Nation und des Präsidenten ... seines Freundes David Palmer. Lang lebe Präsident David Palmer! Und Gott schütze Amerika! Prost!"
Mit diesen Worten plätscherte auch der letzte Schluck Whisky in Tonys Kehle. Vor seinen Augen begann sich alles zu drehen - auch seine kleine süße Michelle, die in diesem Moment auf den Schwankenden zugeeilt kam. Er stolperte unbeholfen, stürzte und fiel ... in die Arme seiner einzig wahren großen Liebe. Ein seeliges Lächeln gesellte sich zu dem glasigen Ausdruck in seinen Augen.
"Michelle, meine liebste Michelle, wo warst Du denn? Du hast mir sooo gefehlt, mein Engel."
Bill tippte seinem Friedhofsführer auf die Schulter: "Wollten wir nicht noch zum Grab von Jack, Tony?"
Tony leckte sich kurz die trockenen Lippen, kratzte sich verlegen am Ohr und meinte dann lallend: "Später, mein Bester ... am besten ganz viel später ..."
Schulterzuckend verabschiedete sich Bill mit einem kleinen Lächeln von Michelle. Dann zog er weiter und traf nach einigen hundert Metern an der Friedhofskapelle auf Audrey, die gedankenversunken spazierenging. Bill räusperte sich, dann legte er behutsam seinen Arm um Audrey.
"Hallo Audrey. Gut, daß ich Sie hier treffe. Wir hatten noch überhaupt keine Zeit zum Reden, seit ich Ihnen damals jene schreckliche Nachricht überbringen mußte."
Er blickte kurz auf, um in ihrem Gesicht eine Reaktion auf seine Worte erhaschen zu können. Es schien ihm, als ob ihre Augen denselben glasigen Schimmer bekamen, wie er ihm kurz zuvor in Tonys Augen aufgefallen war. Nur die Ursache war hier wohl eine gänzlich andere.
"Das stimmt, Bill! Wissen Sie, ich war damals völlig niedergeschlagen! Die Nachricht, daß Jack ... naja, sie hat mir den Boden unter den Füßen weggenommen ... Und wissen sie, was das Schlimmste für mich ist ..."
Bill schüttelte den Kopf, doch Audrey schenkte dieser Reaktion auf ihre vermeintliche Zwischenfrage überhaupt keine Beachtung.
"Das Schlimmste ist, wie wir auseinandergegangen sind - Jack und ich. Ich habe ihn für Pauls Tod verantwortlich gemacht. Ich war so verbittert, daß ich ihn und seine Liebe einfach von mir weggestoßen habe ... Und nun kann ich das nicht mehr korrigieren, nie mehr!"
Sie begann zu schluchzen, dann schossen Tränen in ihre Augen. Bill strich ihr mit seiner warmen Hand sanft übers Haar, preßte ihr verzweifeltes weinendes Gesicht an seine schutzspendende Schulter.
"Ich denke, Jack hat Sie immer geliebt. Er hat nie aufgehört, Sie zu lieben, auch nicht eine Sekunde, Audrey! Wo auch immer er jetzt ist, da sind sie in Gedanken bei ihm. Und eines Tages werden Sie ihn, so Gott will, wieder in die Arme schließen. Und es wird sein, als wären sie beide nie getrennt gewesen."
Bill zog das Einstecktuch aus seinem Anzug und reichte es Audrey, damit sie ihre Tränen trocknen konnte.
"Danke Bill! Ihre Worte tun so gut! Es ist mir, als würde Jack selbst durch Sie zu mir sprechen. Sie sind ein ganz wundervoller Freund!"
"Apopos Freund, wo ist eigentlich ihr achso charmanter Begleiter abgeblieben ... Mister Cummings?"
"Soll ich Ihnen etwas sagen, Bill? Das juckt mich nicht im Geringsten", gab Audrey Bill zur Antwort, während ihre liebliche kleine Nase lauthals ihren ganzen Rotz in sein Einstecktuch schnaubte.
Der Einzige, den es juckte, war Cummings selbst. Oh mann, der war anscheinend wirklich nie bei den Pfadfindern gewesen. Klar hatte Bill ihm empfohlen, zum Hinternputzen Blätter zu nehmen - aber mußte es denn ausgerechnet Brennessel sein. Sein Gesäß brannte wie Feuer, als ihn das Gebüsch wieder den Blicken der Versammelten Öffentlichkeit freigab. Der brennende Schmerz ließ ihn in der einsetzenden Dämmerung als Silhouette eines überdimensionales Frosches über das weite Friedhofsgelände hüpfen. Er passierte gerade zwei menschliche Schatten, die neben einem großen Sandhügel um die Wette schnarchten, als es passierte ... Der Boden unter seinen Füßen gab plötzlich schlagartig nach. Ein kurzer dumpfer Aufprall beendete den ebenso kurzen freien Fall des Mannes mit dem Pavianhintern, der seinerseits nun bewußtlos - dafür aber wenigstens wieder völlig schmerzfrei - liegenblieb. Der breitere der menschlichen Schatten schien durch diesen Vorfall geweckt worden zu sein. Er stand langsam auf und erblickte die Umrisse des tiefergelegten Cummings in dem offenen Grab vor sich. Dann tippte er dem dünneren Schatten auf die Schulter und rief mit aufgeregter Stimme:
"Schau mal, Chloe! Da liegt ein toter Mensch in dem Grab!"
Chloe blinzelte schlaftrunken in Richtung ihres schwergewichtigen Freundes: "Ach Edgar ... hicks ... Tote Menschen ... hicks ... liegen nunmal für gewöhnlich ... hicks ... in Gräbern. Das ist ... hicks ... völlig logisch ... hicks ... Also, Gute Nacht!"
Sprachs, gab noch schnell ihren Mageninhalt an eine eigens dafür bereitliegende Kotztüte weiter, schloß anschließend wieder die Augen und schlummerte seelenruhig weiter.
Edgar schüttelte kurzzeitig den Kopf, legte ihn dann aber doch lieber in Chloes warmen Schoß und lallte zufrieden: "Na gut, wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein! Ich wollte ja eigentlich auch nur anmerken, daß auf dem Grabstein der Name Jack Bauer steht. Aber wenn das keinen interessiert, dann eben nicht ... Gute Nacht zusammen!"

[ENDE]

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Samstag, 15. September 2012, 16:43

Im Angesicht des Todes (SPOILER bis einschließlich S5)

Anmerkung: Die Story spiegelt teilweise eigene Gedanken wieder, die ich am Vortag bei der Beerdigung meines Onkels hatte! Ihm und seinem Andenken in den Herzen seiner Lieben widme ich die Geschichte! Möge er in Frieden ruhen!

Gewidmet meinem Onkel Helmut Krause

VORSPIEL
Es war ein heißer Tag in Los Angeles. Auf dem Friedhof stand eine Ansammlung von Menschen um ein offenes Grab herum. Vor dem Grab ruhte auf einem Podest ein schwerer Eichensarg, über den das Sternenbanner gelegt war. Ein letzter Gruß der Heimat an einen gefallenen Helden. Unweit von dieser Stätte entfernt wohnte in der dichten Krone eines Baumes ein Mann mit Sonnenbrille der Trauerfeier aus sicherer Entfernung bei. Den Zeigefinger der rechten Hand hatte er an sein Ohr gelegt, während er zeitgleich - wie zu sich selbst - flüsterte: "Es ist soweit! Es geht los! Alles auf ...
START!"

David Palmer stand am Grabesrand und senkte sein Haupt. Seine Augen hatten einen glasigen Schimmer bekommen. Noch heute morgen, als er vorm Spiegel seinen schwarzen Anzug anzog und seine schwarz-blau gestreifte Krawatte richtete, hatte er in Gedanken die Befürchtung gehabt, er könne auf dieser Beerdigung gar nicht weinen. Jack Bauer war doch in Wirklichkeit gar nicht tot. Wie sollte er denn allen Ernstes glaubhaft um jemanden trauern, der noch lebte und eigentlich nur unter einem fremden Namen an einem unbekannten Ort untergetaucht war? Das ging doch nicht! Es hatte bis zu diesem Moment gedauert, um David vom Gegenteil zu überzeugen. Doch, es ging. Denn als die ergreifenden Worte des Redners endeten und die Kapelle "Amazing Grace" zu spielen begann, da wurde es ihm in seiner Seele nur allzu schmerzlich bewußt, daß es doch einen schweren Verlust gab und daß Jack Bauer doch tot war. Unwiederbringlich! Und er, sein Weggefährte und Freund, würde ihn in seinem ganzen Erdendasein nie mehr wiedersehen. Seine zittrige Hand zog das Einstecktuch aus der Brusttasche und wischte behutsam die Träne hinweg, die ihm an der Wange herunterlief. Warum nur mußte es soweit kommen? Aber der Lauf der Dinge hatte Jack und auch ihm einfach keine andere Wahl gelassen. Es hatte nur eine Möglichkeit gegeben, die heimtückische Ermordung Jack Bauers zu verhindern - dessen vorgetäuschten Tod.

Vorsichtig erhob David seinen Blick wieder und sah sich um. Ihm gegenüber, nur durch das offene Grab getrennt standen Audrey Raines und Kim Bauer, die sich gegenseitig stützten und dadurch den nötigen Halt gaben, um diese schwere Situation durchzustehen. Links und rechts von ihnen hatten sich Bill Buchanan und Chase Edmunds positioniert. Und dahinter standen all die anderen Mitarbeiter und Kollegen von der CTU und der Division. Es mußten wohl so an die 60 Leute sein.
Davids Blick richtete sich nunmehr auf das Paar zu seiner eigenen Rechten - Tony und Michelle, beide ganz in Schwarz, sich gegenseitig umklammernd und mit Tränen in den Augen. Michelles Kopf lag schutzsuchend auf Tonys linker Schulter. Links von David stand Chloe O'Brian in einem dunkelblauen Hosenanzug. Ihr Kopf war nicht gesenkt, sondern überstreckt gen Himmel gerichtet, als würde sie den dort schon seit einer halben Stunde kreisenden Adler in seinem Flug beobachten. Doch wer genauer hinsah, konnte entdecken, daß der kleine See in ihren beiden Augen das schier unmöglich machte.

David senkte den Blick wieder. Er kniff die Augen zusammen und gab sich ganz seinen Gedanken hin. Es waren absurde Gedanken - und doch gelang es ihm nicht, sie hier im Angesicht des Todes zu vertrieben. In seinem Kopf stellte er sich vor, wie es wäre, wenn er in jenem Sarg läge, der hier nur darauf zu warten schien, von dem tiefen dunklen Erdloch für immer und ewig verschluckt zu werden. Wer würde an seinem Grab stehen und weinen?
Sherry? Nein, sie hätte wohl schon zu Lebzeiten nicht aufrichtig um seinen Tod getrauert - oder etwa doch? Wahrscheinlich wäre es ihr auch bei der Beerdigung nur um das Gesehenwerden und ihr eigenes Ansehen gegangen. Ob sie ihn überhaupt jemals geliebt hatte? Oder war er schon immer nur der Erfüllungsgehilfe für ihr ehrgeiziges Machtstreben gewesen? Egal, sie hatte diese Erde bereits verlassen und würde auf seiner Beerdigung auf alle Fälle fehlen.
Und Keith? Immer wenn sie sich trafen und wenn sie miteinander telefonierten, endete es in einem Streit. Der Sohn warf dem Vater vor, nicht genug Zeit für ihn zu investieren - und der Vater reagierte, indem er seinem Sohn Ungerechtigkeit gegenüber ihm und sich selbst diagnostizierte. Alles drehte sich im Kreis, bis Keith irgendwann schmollte und das Gespräch abrupt beendete. Dann herrschte wieder monatelang Funkstille, bis David den nächsten Versöhnungsversuch startete. Auf Keith brauchte er an seinem Grab nicht hoffen.
Aber Nicole? Sie war vor zwei Jahren nach Europa gegangen und dort zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau aufgestiegen. Man telefonierte an Geburtstagen und zu Weihnachten ein paar Minuten miteinander, aber sonst ... Wenn ihr Vater sie zu sich eingeladen hatte, dann meinte sie immer, sie hätte keine Zeit und es gäbe noch soviel zu tun. Und daß sie vor einem halben Jahr auf einem US Kurztrip ihren Bruder besucht hatte, war David auch nur durch Zufall zu ohren gekommen. Keith hatte sich bei einem der endlosen Streits am Telefon verplappert. Sicher würden ihr bei der Teilnahme an seinem Begräbnis ebenfalls wieder wichtige Geschäftstermine im Wege stehen.
Und was war mit seinem Amtsnachfolger - Präsident Charles Logan? Der ganz sicher nicht! Schließlich hatte er ihn nach geleisteter Amtshilfe einfach wie einen Fremdkörper aus seinem Umfeld entfernt. Klar würde er irgendwo auf einer seiner Residenzen vor der versammelten Presse eine glühende Rede über die Ehrlichkeit, den Anstand und die Würde des Verstorbenen halten - doch nur, um sein eigenes Ansehen dadurch zu fördern und seine Wiederwahl zu sichern. David hatte nach dem gescheiterten Mordversuch an Jack seine Beziehungen spielen lassen und war dabei im Dunstkreis Logans auf Dinge gestoßen, die ihn in tiefstem Maße beunruhigten. Welche Leichen würde er wohl erst im Keller dieses Mannes finden, wenn er noch tiefer graben würde? Nein, diesen skrupellosen Heuchler, der für seinen Machtwahn zu allem bereit war, würde er bei seiner Grablegung keinesfalls vermissen.
Tja, es würde wohl nur ein kleiner erlesener Kreis sein, der wirklich um ihn trauern würde - Wayne, Martha Logan, Mike Norvick, Aaron Pierce, Tony Almeida und Michelle Dessler vielleicht und Jack. Aber der könnte der Trauerfeier natürlich ebenfalls nicht beiwohnen, denn er galt ja nun selbst als tot. Jener flüchtige Gedanke riß David wieder heraus aus seinem kurzen Nachsinnen über die eigene Sterblichkeit.

David Palmers Augen öffneten sich. Sein Blick wurde fest und klar. Die Mittagssonne strahlte ihn an und verlieh seiner Silhouette in den Augen der anderen einen engelhaften Schein. Ihm war bewußt geworden, daß er der Nachwelt etwas hinterlassen wollte - und eine innere Stimme sagte ihm, daß seine Zeit dafür knapp bemessen war. All seine Erfahrungen und Gedanken sollten nicht mit ihm zu Grabe getragen werden. Seine Kinder und seine Mitmenschen mußten erfahren, wie es in ihm wirklich aussah. Nur so hatten sie die Chance, ihn am Ende wirklich zu verstehen. Er würde seine Memoiren zu Papier bringen. Und eines der Kapitel würde er jenem Mann widmen, dem er in seinem Leben so vieles zu verdanken hatte und nicht zuletzt auch sein Leben selber - seinem Freund: Jack Bauer!

NACHSPIEL
Der Mann im Baum nahm ein auf einer Astgabel bereitliegendes Gewehr auf und brachte es in Anschlag. Er kniff ein Auge zu, mit dem anderen visierte er durch die Zieleinrichtung den Kopf Palmers an. Dann flüsterte er durch das Mikro seines Bluetooth-Headsets: "Hier Haas, bin in Stellung! Habe ich grünes Licht?" In Haas' Ohr knackte es kurz und nach einigen Sekunden Stille hörte er seinen Auftraggeber sagen: "Code Gelb! Für heute ist die Sache erstmal abgeblasen! Wir müssen uns noch ein klareres Bild über die Zielperson verschaffen! Meine Quelle in der Regierung wird uns Bescheid geben, wenn sich das Ziel der Wahrheit zu sehr annähert. Bis dahin tauchen Sie unter und gehen auf Standby!"
Haas klang etwas beunruhigt: "Und wie steht es mit einem Sündenbock für das Unternehmen?" Wieder knackte es im Ohrhörer und die Stimme antwortete: "Wir arbeiten daran! Unter Umständen wohnen Sie gerade seiner Beerdigung bei!
ENDE!"

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Samstag, 15. September 2012, 16:58

Musenkuß zum (Ein-)Sendeschluß [Spoiler zu S1-S4]

Zur Erläuterung: Bei dem folgenden Machwerk meinerseits handelt es sich einmal mehr um eine Geschichte rund um die TV-Echtzeitserie 24. Die Aufgabenstellung, an der sie sich dabei orientiert ist, zwei Fragestellungen aus unterschiedlichen Zeitabschnitten inner- bzw. außerhalb des 24-Serien-Universums zusammenzuführen, in diesem Fall:

1.) Tony Almeida dreht durch und versucht illegal ans Geld zu kommen, weil er am Boden zerstört ist wegen der Trennung von seiner Frau Michelle! Was läßt er sich einfallen? Holt er sich vielleicht Pläne aus der CTU, um leichter eine Bank auszurauben? (Zwischen Season 3 und Season 4)
2.) Wie kam Jacks Frau Teri zu ihrer Strickjacke? (Pre Season 1)

Ich hab die nahzu unlösbare Aufgabenstellung, dies Beides in einer einzigen Story unterzubringen, auf meine eigene, recht unkonventionelle Art gelöst ... Aber lest selbst!

Musenkuß zum (Ein-)Sendeschluß

"Hoppla!"
"So passen Sie doch auf!"
Eine Menge loser Blätter, die sich gerade noch gut gestapelt auf dem Weg in einen DIN A4-Umschlag befunden hatten, verteilte sich auf dem frischgewachsten Linolium des städtischen Postamts von Forum City. Vier Hände versuchten Sekunden später mehr oder weniger geschickt das dadurch hervorgerufene Wirrwarr wieder zu ordnen.
"Entschuldigen Sie bitte, ich habe Sie leider zu spät bemerkt."
"Ja, wenn man es schon mal eilig hat. Hier ist doch gleich Feierabend, und ich wollte unbedingt noch meine Fanfic aufgeben! Helfen Sie mir beim Sortieren?"
"Aber gern, wenn ich mein Mißgeschick damit wieder gutmachen kann! ... Ah, ich glaube, ich habe hier die erste Seite ... Moment, ich lese es Ihnen einmal vor:

Tony Almeida saß mit gesenktem Kopf in seinem Sessel. In der Hand hielt er seine geliebte Cubby, die statt mit wohligwarmem Kaffee zur Feier des Tages heute mit billigem Fusel gefüllt war. Mit gespieltem Grinsen prostete er einmal kurz der schwarzen Mattscheibe seines abgeschalteten Campingfernsehers zu. Ja, so war das wundervolle Leben als Single! Viel war ihm nicht geblieben. Und wenn es nach den Herren des Inkassounternehmens "Knochenbrecher & Söhne" ging, die ihn gerade im Dreierpack beehrt hatten, dann sollte ihm nicht mal das Wenige bleiben! Geld mußte her, wenn ihm seine weitere körperliche Unversehrtheit irgendwie noch am Herzen lag! Aber wie? In seinem Kopf drehten sich die Gedanken und fuhren Karussell ... immer schneller und schneller ... mit allen 40 Umdrehungen, die der hochprozentige Koffeinersatz in seiner Tasse hergab. Die Situation, in der er sich befand war übel! So übel wie ihm morgen früh wieder sein würde, wenn die Karussellfahrt auf seinem durchgelegenen Sofa beendet war.
Schluß! Tonys Faust schnellte auf den Tisch, und der gedankliche Kreisverkehr kam im selben Moment ruckartig zum Erliegen. Er erinnerte sich an einen dänischen Film, den er gestern in einem seiner drei verbliebenen Fernsehsender gesehen hatte ... irgendwas mit Olsenbande ... Egon Olsen, so ein ewiger Verlierer und Knastbruder mit zwei stümperhaften Freunden namens Benny und Kjeld, die jeden seiner genialen Pläne zunichte zu machen verstanden und ihm damit stets statt zu den erhofften Millionen nur wieder zu neuen längerfristigen Gefängnisbesuchen verhalfen. Aber dieser arme Tropf hatte jederzeit etwas parat, was Tony Almeida momentan auch dringend brauchte ... einen Plan. Tony grübelte, dann nahm er sich einen Bierdeckel und einen Stift zur Hand und begann, das Ergebnis dieses Grübelns blau auf grau festzuhalten. Nach einer halben Stunde schien der Plan ausgereift und war - wie er still und leise zu sich selbst meinte - mächtiggewaltig!
Tony Almeida richtete sich mit einiger Mühe auf, ergriff seine Autoschlüssel und sein Handy und eilte zu seinem Dodge, der in der Einfahrt auf ihn wartete. Ein paar geübte Schläge an verschiedene Stellen des Amaturenbrettes genügten, und die rostige Blechlawine setzte sich keuchend und prustend in Bewegung. Schnell erreichte der Wagen seine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h und brachte seinen Fahrer in Windeseile zum angestrebten Ziel - dem Büro des Mannes, der ihm vor 4 Monaten so großzügig und aus reiner Menschenliebe einen Sofortkredit über 24000 Dollar bei läppischen 32 Prozent Zinsen gewährt hatte ... naja, ein echter Freund eben. Und Tony wollte sich heute endlich einmal für diese Tat erkenntlich zeigen. Innerhalb weniger Sekunden hatte Tony sich die Feuerleiter auf dem Hinterhof des Bürogebäudes geangelt und das angelehnte Fenster des edlen Spenders erklommen. Gelernt ist eben gelernt! Nun stand er vor einem großen Panzerschrank der Marke "Franz Jäger - Berlin". Auch vor diesen Dingern hatte der Fortschritt nicht Halt gemacht! Klickende Schlösser, deren feinen Melodien man andächtig mit angelegtem Stetoskop lauschen mußte, gehörten längst der Vergangenheit an ... Nein, hier versperrte nur ein Codeschloß den Zugang zu den Gemächern von Herrn Mamon und Frau Zaster! Und um diese Hürde zu nehmen reichte wie früher bei Detektiv Rockfort ... ein Anruf! Almeida ließ seelenruhig seine Fingerchen mit der Klaviatur seines Handys spielen, welches dem Maistro sekunden später mit einer kleinen Wähltonmelodie antwortete. Am anderen Ende meldete sich eine weibliche Stimme: 'CTU Los Angeles. Agent Sesam am Apparat. Was kann ich für sie tun?'
Tony räusperte sich kurz, dann veränderte sich seine Stimme auf wundersame Weise: 'Hier ist Agent Manning. Identifikationsnummer: 1901. Ich befinde mich im Büro von Henry Lunke, 2008 Windows Vista Plaza und benötige den Zugangscode für den dazugehörigen Tresor. Und es eilt! Wahrscheinlich enthält der Safe ein für mich überlebenswichiges Antiserum ...'. Das war nicht mal gelogen. Der Schrank enthielt das Antiserum gegen Tonys chronischen Geldmangel in Form von vielen kleinen, nicht registrierten grünen Scheinchen, die dieser H. Lunke in unermütlicher, skrupelloser Kleinarbeit von armen Schluckern wie ihm bekommen hatte. Eine zarte Stimme aus dem Lautsprecher seines Handys rieß ihn aus seinen Gedanken: 'Mister Mannings, der Zugangscode lautet: 240172'. Ein Lächeln zog in Tonys Gesicht ein, dasselbe Lächeln, daß ihn vor einigen Monaten zusammen mit Michelle für immer verlassen zu haben schien. Freudestrahlend hauchte er in sein Mobiltelefon: 'Danke! Sie haben soeben ein Leben gerettet!'
Nur wenige Momente später gab der Geldschrank seinen Inhalt preis. Tonys Augen überflogen die Ausbeute seines nächtlichen Ausflugs, es mußten in etwa 200000 Dollar sein, die er da ordentlich verpackt in Händen hielt. In aller Ruhe entleerte Tony den Müll aus dem im Büro stehenden Papierkorb auf den oberflächlich so sauber erscheinenden Teppich. Dann entnahm er die Plastiktüte aus dem Korbinneren und verstaute das Geld darin. Nun war es ihm nicht nur möglich, seine Schuldeneintreiber zufriedenzustellen, sondern auch ein wenig Luxus in sein schäbiges Heim einkehren zu lassen. Er war so in Gedanken versunken, daß er gar nicht bemerkte, wie plötzlich ...


Manno, immer wenn es gerade am spannendsten ist. Wo ist denn nur die nächste Seite der Geschichte?"
Eine zittrige Hand ergriff das einzige noch am Boden verbliebene Blatt des heruntergefallenen Manuskripts. Ein erwartungsvolles Augenpaar huschte über das Blatt, und der dazugehörige Mund verwandelte mit seinen Lippen ausdrucksvoll die gelesenen Worte in Töne:
"Also, dann wollen wir doch mal sehen, wie alles endet. Die Spannung ist ja unerträglich. Wird denn dieser arme Kerl mit dem Geld glücklich werden, oder nicht. In Ordnung, hier geht es also weiter:

... die Tür ins Schloß fiel. Sie hatte sich nahezu unbemerkt aus seiner Umarmung gelöst, die ihr und ihm bisher doch gleichermaßen viel bedeutet zu haben schien, und war gegangen ... einfach und ohne ein Wort. Doktor Parslow realisierte nur langsam die neue Situation. Er hatte sich falsche Hoffnungen gemacht. Ja, Teri hatte jemanden zum Reden gebraucht. Nicht weniger ... aber eben auch nicht mehr! Für alles andere hing sie scheinbar doch immernoch zu sehr an Jack, ihrem Mann, von dem sie seit geraumer Zeit getrennt lebte. Sie hatte einen Freund gesucht und keine neue Liebe. Und da war er einfach gerade da gewesen. Er hatte ihr ein Ohr zum Zuhören und eine Schulter zum Anlehnen geboten. Und sie hatte das Angebot nur allzu dankbar angenommen. Ihr Jack war in den letzten Jahren ihres Zusammenlebens einfach zu selten dagewesen, um ihr Ebenbürtiges bieten zu können. Bei Doktor Parslow hatte sich Teri geborgen gefühlt. Und für einen Moment hatte sie es ja auch geglaubt, daß daraus mehr werden könnte. Aber je mehr dann daraus zu werden schien, desto klarer wurde ihr eben, daß sie dafür keineswegs bereit war. Und in der letzten Konsequenz war ihr nichts übriggeblieben, als sich noch einmal mit Parslow zu verabreden und sich in aller Freundschaft von ihm zu verabschieden. Er hatte ihr zärtlich durchs Haar gestreichelt, als sie ihm zu erklären versucht hatte, daß sie Zeit zum Nachdenken brauche. Oh je, dieser Mann war so einfühlsam und verständnisvoll, er hatte einfach nicht verdient, daß sie ihm falsche Hoffnungen machte. Und er, er hatte noch ein letztes Mal mit geschlossenen Augen den Duft ihres Haares tief in seine Nase eingesogen, so als wollte er ihn für die Ewigkeit konservieren. Nun waren seine Augen wieder geöffnet ... und Teri war verschwunden. Wahrscheinlich für immer! Sein Kopf begann wieder klarer zu denken! Ja, er würde sie vermutlich nie wiedersehen ... ebensowenig wie seine Strickjacke, die er ihr vor ein paar Wochen auf unbestimmte Zeit geliehen hatte, weil sie doch immer so schrecklich fror! - ENDE

Was um alles in der Welt ist denn das? Das ist ja eine ganz andere Geschichte! Da müssen Sie wohl ein Blatt verwechselt haben in ihrem eiligen Bemühen, den Abgabetermin noch einzuhalten, wie?"
"Tja, scheint ganz so! Aber es hilft nichts! Jetzt bleibt mir einfach keine Zeit mehr. Die zuständigen Veranstalter unseres Forumswettbewerbs werden den Einsendeschluß wohl kaum verschieben, nur weil ich mich bei der letzten Seite vergriffen habe! Ab damit in den Umschlag und nichts wie in den Briefkasten! Und dann bleibt mir nur eins, hoffen und beten, daß mein Beitrag die strengen Kriterien erfüllt, die mir da vor 6 Wochen vom Bauer Verlag gestellt wurden!"
"Na, ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Glück, Herr ... Herr ..."
"Schindler. Sven Schindler. Und wie ist Ihr Name?"
"Muse. Einfach nur Muse. Gestatten Sie, daß ich Sie zum Abschied küsse?"
"Das haben Sie schon! Und zwar mehrfach! Aber Sie dürfen es gern noch einmal tun! Und dann immer wieder!" ...

[ENDE]

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Samstag, 15. September 2012, 17:12

Schlüsselerlebnis [Pre Season 3 mit Spoilern zu S1-S3]

So, an dieser Stelle mal zwei Tochelle-Fanfics für die Fangemeinde des dynamisch-romantisch-tragischen Almeida/Dessler-Duos ...

Schlüsselerlebnis [Pre Season 3 mit Spoilern zu S1-S3]

Das Schlüsselbund flog in hohem Bogen durch den langen spärlich beleuchteten Flur, bis es schließlich geräuschvoll an der äußersten Ecke der Ablagefläche des kleinen Garderobenschränkchens zu liegen kam. Eine zarte Frauenhand drückte mühsam einen Schalter neben der leicht geöffneten Haustür, und augenblicklich überflutete grelles weißes Licht den Eingangsbereich.
Michelle Dessler kniff ihre müden Augen mit einem Ruck fest zusammen. Sie verharrte einen Moment, dann setzte sie schlaftrunken ihren Weg fort in Richtung Wohnzimmer. In der Mitte des Flures hob sie kurz ihr rechtes Bein so weit nach hinten in die Höhe, daß sie mit den Fingerspitzen kurzzeitig ihre rechte Ferse berühren konnte, gerade lang genug, um den Riemen ihrer hochhackigen roten Pumps zu lockern und im nächsten Moment den gelockerten Schuh in weitem Bogen in eine Ecke des Flures abzufeuern. Das gleiche Spiel wiederholte sie nur Sekunden später auch mit dem linken Schuh, um dann ihre Odyssee ins halbdunkle Wohnzimmer auf nylonbestrumpften Fußsohlen fortzusetzen. Auch ihr Jacket streifte sie mit einem kurzen Schütteln, das ihren ganzen Körper für einen Moment erzittern ließ, von den verspannten Schultern. Die Wohnzimmertür reagierte mit einem leisen Knarren, als Michelles Hüfte sie versehentlich bei ihrem Eintreten streifte. Das Geräusch schmerzte in ihren durch den langen Schlafentzug überempfindlich gewordenen Ohren.
24 Stunden hatten sie und ihr Tony keinen Schlaf gefunden, da Terroristen während eines mehrtägigen Weight Watcher Kongresses in L.A. mit der Deponierung einer schwerwiegenden Eisbombe gedroht hatten. Nun war die Gefahr für die Massen erst einmal gebannt, und die CTU Angestellten hatten endlich ihren Dienst beenden und nach Hause fahren dürfen.
Normalerweise, nach einem der wenigen normalen Arbeitstage bei der CTU, pflegten Tony und Michelle noch gemeinsam ausgiebig zu duschen und sich dann sich gegenseitig abzutrocknen. Dann schlüpten sie in ihre Nachtkleidung, Tony in seinen bequemen beigen Pyjama und Michelle in ihr halblanges blaues Nachthemdchen mit dem Teddy & den vielen kleinen Sternchen darauf, die Tony so gern vor dem Einschlafen durch Antippen mit der Fingerspitze zu zählen pflegte. Leider verzählte er sich oft dabei und mußte dann wieder ganz von vorn beginnen. Wenn sie an solch normalen Abenden noch nicht müde waren, legten sie - nachdem sie sich in ihrem Bettchen ganz eng aneinander gekuschelt hatten, noch eine DVD ein & sahen sich auf ihrem riesigen Flachbildschirm ein oder zwei Folgen "24 Season 1" an. Und immer wenn Nina Myers in einer Großaufnahme zu sehen war, nahm Michelle dann ihr satinbezogenes Kissen und schlug damit Tony kräftig auf den Kopf. Tony revanchierte sich in gleicher Weise, wannimmer Michelle diesen schmachtenden Blick bekam, nur weil sich Jack sich gerade in einer Szene an-, aus- oder umzog. Wenn er nicht die Fernbedienung auf seinem Nachttisch lagern würde, wäre sie sicher in Versuchung, jeden dieser magischen Momente in Slow Motion laufen zu lassen. Aus den gelegentlichen Kissenattacken entwickelte sich dann im Eifer des Gefechts meist eine herrlich kindische Kissenschlacht zwischen den Beiden, bis sie dann erschöpft und mit einem glücklichen Lächeln eng umschlungen einschliefen ...
Ja, das war immer so wunderschön, doch leider war dieser Abend so ganz und gar kein normaler Abend für die Beiden, zumal es auch schon gar nicht mehr Abend, sondern bereits weit nach Mitternacht war!
Michelle hatte sich inzwischen auf die Ledercouch im Wohnzimmer fallen lassen. Ihr ganzer Körper fühlte sich dabei so schwer an, daß es ihr vorkam als würde sie in dem weichen Leder regelrecht versinken. Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen, so daß ihre über die Couchlehne fallenden langen Haare mit den Spitzen den Teppichboden berührten. Ein leises Seufzen entfuhr ihren Lippen.
Tony hatte inzwischen seine schwarzen Halbschuhe akurat im Flur postiert und dann kopschüttelnd mit einem Lächeln auch Michelles Pumps ordentlich daneben aufgereiht. Er war auf leisen Socken ins Wohnzimmer gehuscht und sich vor der Couch geräuschlos auf die Knie sinken lassen. Seine Fingerspitzen berührten vorsichtig die Fußsohlen seiner geliebten Frau. Diese blinzelte kurz zur Seite und raunte dann kaum verständlich:
"Oh Tony, nicht doch! Nicht jetzt! Nicht heute! Ich bin hundemüde! Laß mich doch bitte schlafen! Kannst Du nicht einfach kalt duschen!"
Tony konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen! Er dachte doch gar nicht an soetwas! Er wollte sie doch nur ein wenig massieren, ihre Verspannungen lösen, damit sie glücklich und zufrieden schmerzfrei einschlafen konnte. Und so legte er seinen einen Zeigefinger zärtlich auf ihre Lippen und gab dazu ein:
"Psst, entspann Dich einfach, mein Schatz!"
Dann fuhr er mit beiden Händen intensiv an ihren Fußsohlen auf und ab, knetete anschließend sanft ihre beiden Waden, die unter seinen geschickten Berührungen schnell ihre Verkrampfungen verloren. Wieder entfuhr ihr ein kleiner Seufzer.
Minuten später streichelten Tonys warme Finger vorsichtig ihre noch ganz kalten bleichen Wangenknochen, die kurz darauf in einem zarten Rosa wiedererstrahlten, während im gleichen Atemzug ein zufriedenes entspanntes, ja nahezu seeliges Lächeln in ihrem zuvor so angespannten Gesicht Einzug hielt.
Tonys Lippen hatten sich zwischenzeitlich bereits dem Nacken und den Schulterpartien seines Lieblings gewidmet. Fast nur gehaucht bedeckte er jeden Quadratzentimeter dieses verspannten Territoriums mit kleinen, sanften Küßchen. Und sie spürte - die Augen fest geschlossen, um sich nur dem Gefühl seiner Nähe hinzugeben - wie sich die so arg strapazierten Schultern und der verspannte Nacken bei jeder einzelnen Liebkosung mehr und mehr entspannten.
Tony löste seine Lippen nur hin und wieder kurzzeitig, um mit seiner Hand den Anflug eines Gähnens zu unterdrücken. Auch an ihm war der lange Einsatz nicht spurlos vorüber gegangen. Seine Augenlider versagten nun auch ihm mehr und mehr den Dienst, bis sie ganz geschlossen blieben und sein Kopf langsam auf die Couchlehne neben das Haupt seiner geliebten Michelle sank ...
Stunden später gab im benachbarten Flur das achtlos hingeworfene Schlüsselbund der Schwerkraft nach und fiel von der Ablagefläche der Flurgarderobe laut polternd auf das Laminat. Nahezu gleichzeitig schnellten zwei Köpfe im Wohnzimmer mit weit aufgerissenen Augen in die Höhe, sahen kurz in Richtung Flur, dann lange sich gegenseitig an und lächelten schließlich verschmitzt. Jeder von ihnen ahnte wohl in diesem Moment instinktiv, welch zügellose Phantasien sich da - vorbereitet durch jene entspannende Abendmassage - in die Träume des anderen eingeschlichen hatten. Phantasien, die mit Sicherheit nicht ganz jugendfrei waren, die ihnen aber weder jemand verbieten noch jemals im Leben wieder nehmen konnte.

[ENDE]

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Samstag, 15. September 2012, 17:18

Augenblicke (Spoiler S1-S5)

Die Geschichte basiert vor allem auf den Ereignissen der Staffeln 2 bis 5, und handelt hauptsächlich von Tony und Michelle ... Ich verfolge mit dieser Geschichte keinerlei finanzielle Interessen ... alles ist JUST 4 YOUR ENTERTAINMENT!

Tony schlug die Augen auf ... George Mason tippte ihm kräftig auf die Schulter. "Sagen Sie mal, Almeida, hören Sie mich nicht? Wo sind sie denn schon wieder mit ihren Gedanken? Ich möchte Ihnen eine neue Mitarbeiterin in unserem Team vorstellen ... Michelle Dessler." Tony schaute etwas überrascht in jene Richtung, in die Masons Finger zeigte. Eine attraktive junge Frau stand dort, etwas schüchtern und nickte ihm etwas verlegen zu. Tony musterte sie von oben nach unten, und dann noch einmal von unten nach oben ... blieb schließlich an ihren Augen kleben. Ihre Augen hatten etwas Magisches, sie funkelten und glänzten wie Edelsteine, und ihr Blick zog ihn augenblicklich in seinen Bann. Tonys Körper durchfuhr ein aufregendes Zucken ... ein Gefühl, wie er es zuvor noch nie erlebt hatte. Diese Frau hatte vom ersten Moment an etwas Faszinierendes an sich. Was es genau war, das konnte er einfach nicht beschreiben. Jetzt trat sie einen Schritt auf Tony zu, reichte ihm ihr zierliches Händchen und sagte mit einer atemberaubenden Stimme und einem bezaubernden Lächeln: " Na dann, Mister Almeida, auf Gute Zusammenarbeit!" - "Nennen Sie mich Tony, das tun alle!" ...

Tony schlug die Augen auf ... Michelle drehte sich engelhaft um in ihrem wundervollen weinroten Abendkleid, während gleichzeitig ihre rechte Hand mit dem Schlüssel ihre Haustür öffnete. Tony sah sie verklärt an. Wow, was für eine Traumfrau! Und was für ein Abend. Ein luxoriöses Restaurant, ein guter Wein, ein oppulentes Mahl, sanfte Musik und eine angeregte Unterhaltung ... hin und wieder scheue Blicke, die zunehmend offener wurden ... und versehentliche Berührungen, die immer intensiver wurden ... Und nun stand er hier vor ihrem Haus, sah in ihre glitzernden Äuglein und hörte sie zart hauchen: "Es war ein sehr schöner Abend! Vielen Dank! Gute Nacht, Tony!" Wie in Trance spürte er ihren gehauchten Kuß auf seiner Wange. ... Sollte es das gewesen sein, war dieser Abend wirklich zuende oder begann schon die Nacht?! - "Wie wäre es, wenn ich noch auf einen Espresso mit raufkomme?", hörte er sich fragen. Doch Michelle schlug nur kurz die Augen nieder, streichelte dann sanft über seine Wange und erwiderte: "Lieber nicht, Tony! Sei mir bitte nicht böse! Das geht mir alles ein wenig zu schnell! Sorry! Gute Nacht! ... "Ist schon ok, Michelle, Gute Nacht!"

Tony schlug die Augen auf ... "Wollen Sie diese Frau zu ihrer angetrauten Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, bis daß der Tod Euch scheidet?", hörte er den Pastor sagen. Und dann sich selber: "Ja, ich will!" Der Geistliche wand sich der in einen Traum aus weißem Samt eingehüllten, glückselig lächelnden Frau an seiner Seite zu: "Und Sie, Michelle Dessler, wollen Sie diesen Mann zu ihrem angetraueten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, bis daß der Tod Euch scheidet?" Und wie in Watte verpackt vernahm er, wie sich das Ja seiner Gemahlin im unendlichen Raum der Kirche verbreitete ... Tony lächelte verschmitzt, blinzelte dem Mann in Schwarz zu und sagte: "Dann darf ich die Braut wohl jetzt küssen, oder?!"

Tony schlug die Augen auf ... Michelle stand über sein Bett gebeugt, ringsherum medizinische Apparaturen, die leise oder laute Töne von sich gaben und ein Zimmer, das eine unheimliche Sterilität ausstrahlte. Seine Frau strich im zärtlich übers Gesicht und hatte dabei eine Träne im Auge. Seine Gedanken überschlugen sich, er sortierte ... und aus den einzelnen Puzzleteilen setzte sich langsam ein Bild zusammen. Er war bei einem Einsatz angeschossen worden. Ein Name schoß ihm in den Kopf: Kyle Singer. Und im nächsten Moment hatte ihm tatsächlich etwas in den Kopf geschossen. Autsch! Die Stelle am Hals schmerzte immer noch ... Aber nicht mehr so arg, denn seine Michelle war ja da, und ihre Streicheleinheiten taten ihm so unendlich gut. Fast wäre alles vorbei gewesen für ihn, und dabei hatten sie doch beide noch so große Pläne ... Pläne!!! ... Verdammt, der Plan, den er mit Jack und Gael entwickelt hatte! Das ganze Unternehmen war in Gefahr! Jack war in großer Gefahr! ... Tony richtete sich auf, wankte langsam und dennoch zielbewußt auf die Ausgangstür zu. "Michelle, wir müssen los, ich erklär Dir alles später! Wir haben keine Zeit zu verlieren!"

Tony schlug die Augen auf ... Michelle blieb bitterlich weinend zurück, den Kopf gesenkt und mit hängenden Schultern ... Die Wachmänner führten ihn ab. Sie brachten ihn ins Gefängnis, er stand am Anfang einer ungewissen Zukunft. Er, Tony Almeida, der Landes- und Hochverräter. Und doch würde er in der gleichen Situation immer wieder und wieder das Gleiche tun - einfach alles, um seine große Liebe zu schützen und zu retten. Und wenn es ihn alles kosten würde, seinen Beruf, sein Ansehen oder sein Leben. Er sah sich noch einmal um, bevor er Michelle für lange Zeit aus den Augen verlor ... für eine schrecklich lange und einsame Zeit ... "Ich liebe Dich, mein Schatz, warte auf mich!"

Tony schlug die Augen auf ... Sie hatte das Richtige getan. Sie hatte anders gehandelt, als er damals. Aber die Situation mit dieser Mandy hatte genau dieses Handeln von seiner Michelle verlangt. Sie hatte sich entscheiden müssen, und sie hatte richtig entschieden. Und nun lag er endlich wieder in ihren liebevollen Armen. Wie lange hatte er darauf warten müssen! Ihre Lippen verschmolzen zu einem nicht endenwollenden Kuß. "Oh, Michelle, mein Engel, nun wird uns nichts und niemand je mehr trennen können!"

Tony schlug die Augen auf ... Er spürte die Hitze in seinem Rücken, nahm den ohrenbetäubenden Lärm der Autoalarmanlage war. Und er hielt seine Michelle im Arm, das was von ihr übrig war. Ihre glanzlosen leeren Augen, ihren von Brandnarben gezeichneten schlaffen Körper ... Schmerz, Trauer und unbändige Wut kochten in ihm hoch und gleichzeitig ein nie gekanntes Gefühl der Hilflosigkeit und grenzenloser Verlassenheit. Seine Michelle war nicht mehr da, und mit ihr war auch sein ganzer Lebenswille schlagartig verschwunden. "Oh, mein Gott, wie konntest Du mir das nur antun? Wie konntest Du sie mir nur fortnehmen? Warum hast Du sie nicht am Leben gelassen und mich stattdessen zu Dir geholt? ..." Eine Explosion ließ es schwarz werden vor seinen Augen, und nur ein Gedanke war noch in seinem Kopf, bevor es ganz finster wurde um ihn: "Michelle! Meine geliebte Michelle!"

Tony schlug die Augen auf ... Er lag in Jacks Armen, so wie seine Michelle vor wenigen Stunden in seinen Armen gelegen hatte. Er hatte das Gefühl, sich richtig entschieden zu haben, so wie seine Michelle damals. Und diesmal hatte es ihn nun wohl wirklich alles gekostet, auch das Leben. Um ihn war wieder alles steril, wie damals im Krankenhaus. Wie in Watte verpackt vernahm er Jacks Hilferufe und sah dabei die Tränen in den Augen des Freundes. Dann sollte es das nun gewesen sein, sein Leben war zuende, und die Nacht begann! 'Ist schon ok, Jack, Gute Nacht!' ... Aus weiter Ferne sah er durch ein gleißendes Licht hindurch eine in weißen Samt gehüllte Gestalt, die ihm sanft zuhauchte: "Guten Tag, Mister Almeida! Willkommen im Himmel! Darf ich sie zu ihrer Frau begleiten! Sie wartet schon sehnsüchtig auf sie, genau wie unser 'Chef'!" ... Aber Tony lächelte nur verschmitzt, blinzelte dem Mann in Weiß zu und sagte: "Nennen Sie mich Tony, das tun alle!"

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Samstag, 15. September 2012, 17:19

24 - Alles auf Anfang (Spoiler zu S1)

Back To The Roots ... Die Geschichte ist diesmal einmal mehr reine Fiktion, auch wenn sicher ein paar eigene Eindrücke mit eingeflossen sein mögen. Sie handelt ein wenig vor dem Tag 1 (enthält dabei auch einen klitzekleinen Spoiler zu Staffel 1). Welche bekannten Charaktere hier auftreten ... laßt Euch mal wieder überraschen! Ich verfolge mit dieser Geschichte wie stets keinerlei finanzielle Interessen - und ein wenig Schmunzeln und ein paar Kommentare von Eurer Seite sind mir jederzeit natürlich sehr willkommen! Los gehts!

Es war ein heißer Tag in L.A. Das Kaufhausradio verkündete freudestrahlend: "36 Grad, und es wird noch heißer", während sich Jack und die Frau an seiner Seite langsam mit ihrem großen, voll bepackten Einkaufswagen mühselig den Weg zur Kasse bahnten. An allen Kassen herrschte Hochbetrieb, wie es an einem späten Freitagabend durchaus keine Seltenheit war. Und so stand auch die Bauers nunmehr am Ende einer langen Schlange.

Jack nutzte die Zeit des Wartens, um sich mal ein wenig genauer in dem Supermarkt umzuschauen. In den Reihen standen zwischen all den Einkaufswagen dichtgedrängt ältere und jüngere Pärchen, allleinstehende Mütter mit ihren quängelnden Kindern, einsame ältere Damen und offensichtlich alleinstehende junge Männer, die scheinbar ebenso alleinstehende Frauen vorsichtig ins Visier nahmen, um dann vielleicht nach dem Einkauf die eine oder andere interessante Bekanntschaft fürs Wochenende zu machen. Nun ja, Jack war gar nicht der Typ für sowas, und außerdem war er ja auch ganz und gar nicht allein hier. Im Gegenteil: Immer wieder beugte sich die wunderschöne Frau an seiner Seite zu ihm hinüber und flüsterte ihm liebevolle Worte ins Ohr. Hin und wieder hauchte sie ihm auch den einen oder anderen zärtlichen Kuß auf die ihr zugewandte Wange. Jack genoß diese Liebkosungen, besonders dann, wenn sie - wie jetzt - von der Frau kamen, der einzig und allein sein ganzes Herz und all seine Liebe gehörten.

Jack blickte für einen Moment nach oben, wo ein riesiger Deckenventilator nach einer technisch voreingestellten Verschnaufpause nun wieder lautstark den Versuch startete, den erhitzten Gemütern der zahlreichen Kunden in den Warteschlangen ein wenig Abkühlung zu schenken. Auch wenn der Versuch nur von mäßigem Erfolg gekrönt war, zeigten sich die meisten der Wartenden dennoch dankbar für jedes zusätzliche kühlende Lüftchen, so wie Jack es in diesem Moment auch in seinem Rücken spürte, wo offensichtlich jemand gerade kurzzeitig den gläsernen Schrank mit den eisgekühlten Getränken geöffnet hatte, um sich eine eiskalte Dose Coke zu entnehmen. Jack schloß seine Augen, um diese wundervolle kühle Brise gänzlich unabgelenkt genießen zu können. Und er stellte sich in Gedanken vor, wie es wohl wäre, wenn er jetzt einen Job in der Arktis hätte, wo ihm der eisige Wind ohne Unterlaß ständig um die Nase pfiff ...

Plötzlich riß Jack seine Augen weit auf. In der Nähe der Kasse hatte er etwas Unglaubliches entdeckt ... etwas, das sofort seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Er schaute sich vorsichtig nach allen Seiten um. Wenn auch nur einer der ahnungslosen Kunden entdecken würde, was er gerade entdeckt hatte, würde es vermutlich sofort zu einem Tumult oder eine Massenpanik kommen, die Jack unter allen Umständen verhindern wollte. Und so löste er sich fast unmerklich von seinem Einkaufswagen, und ging langsam - immer wieder einen Augenblick verharrend und genaustens sein Umfeld im Augen behaltend - Schritt für Schritt vorwärts in Richtung Kasse. Jacks charmante Begleitung war zum Glück zu sehr damit beschäftigt, ihre Waren aus dem Einkaufswagen auf das Band an der Kasse zu legen, um zu bemerken, daß er sich nun doch schon recht deutlich von ihr entfernt hatte. ... Noch ein Schritt und noch einer, dann war das anvisierte Objekt bereits zum Greifen nah.

Erst jetzt bemerkte Jack das dämonisch grinsende Gesicht neben sich, und als er an dem dazugehörenden Typen herunterschaute, entdeckte er in seinem Hosenbund etwas silbern Glitzerndes, dessen deutliche Umrisse ihn nun sofort schockiert zusammenzucken ließen ... Mein Gott, das war eine Pistole! ... Jack selbst war hingegen völlig unbewaffnet, dieser Mistkerl hatte ihn eiskalt erwischt, was an diesem heißen Tag ungeheuer schwer war ...

Jack nahm all seinen Mut zusammen. Er mußte es riskieren, zu viel stand für ihn auf dem Spiel. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie der Typ seine Waffe zog, während er mit einem beherzten Sprung nach dem Objekt neben der Kasse griff. Jack sah noch, daß der Kerl abdrückte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Dann griff sich Jack an die Brust, wo er im selben Moment zu seinem Entsetzen etwas Kaltes, Feuchtes ertastete. Er war getroffen, blieb liegen und atmete schwer ... und dennoch war er ungeheuer stolz, denn er hatte es geschafft ... In seinen Händen hielt er den Lohn seines Einsatzes krampfhaft umklammert ...

... eine Stange "Kaugummi mit Mac Gyver Sammelbildern" für nur 29 Cents! Einmaliges Sonderangebot! ...

Jack öffnete die Augen wieder, als seine Begleiterin sich über ihn beugte und mit etwas strengem Blick sagte: "Junge, Jack, was tust Du denn nur wieder?! Mußt Du Deiner armen Mama denn immer so einen Schreck einjagen? Und das alles nur wegen einem Kaugummi. Dabei bist Du doch schon ein großer Junge mit Deinen 6 Jahren und hast außerdem eh schon soviel Süßigkeiten zuhause! Komm, Jack, wir schenken diesen Kaugummi mal lieber dem netten kleinen Jungen mit der Wasserpistole! Guck doch mal, wie der arme Kleine weint!"

Jack sah zu dem Mistkerl hinüber. Tatsächlich, der heulte wie ein Schloßhund! Und noch dazu rollte er sich wie ein Irrer auf dem Boden hin und her. Und das, wo er ihm noch vor einer Minute mit der Wasserpistole derartig intensiv mitten vor die Brust gespritzt hatte, daß Jacks nigelnagelneues "Superman"-T-Shirt jetzt noch klitschnaß war und aus sämtlichen Poren tropfte. So ein mieser, kleiner Terrorist! Jack haßte solche kleinen Banditen wie den da! Und dem sollte er jetzt kampflos seine Kaugummis samt den Sammelbildern seines Lieblings-Actionserien-Helden überlassen?! Niemals! Jack ballte seine kleinen Jungenfäuste und bot sie dem wimmernden Schreihals dar. Der stellte augenblicklich das Herumrollen und Weinen ein und verkroch sich samt seiner Wasserwumme hinter dem Rücken seiner Mama. Auch Misses Bauer war inzwischen nicht ganz untätig gewesen und hatte ihren Sohnemann mit einer Hand am Schlawitchen gegriffen und ihm in dem kurzen Moment des Überraschtseins mit der anderen Hand gleichzeitig die Kaugummistange entwendet, um sie nur einen Moment später dem nun bereits wieder übers ganze Gesicht grinsenden Jungen zu überreichen, der sich nicht einmal dafür bedankte. Stattdessen drehte er sich, während seine Mutter an der Kasse ihren Einkauf in ihrer Tasche verstaute, noch einmal kurz zu Jack um und streckte ihm zum Zeichen seines Sieges lang und breit die Zunge heraus. Klein-Jack kochte innerlich, doch er blieb nach außen ganz gelassen ... stand er doch jetzt umso mehr unter der strengen Beobachtung seiner Frau Mama. Und dennoch dachte er: "Verdammt! ... Na warte, Freundchen! Man sieht sich auf dieser Welt immer zweimal! Und das nächste Mal bin ich der Sieger von uns beiden!"

Die Kassiererin verabschiedete sich inzwischen in aller Form von der Mutter des kleinen Rotzlöffels: "Einen schönen Abend noch, Misses Gaines!" Doch die dachte gar nicht daran, den netten Gruß der Kassenfrau auch nur ansatzweise zu erwidern. Stattdessen brüllte sie ihrem davonlaufenden Sprößling lauthals hinterher: "Wartest Du jetzt gefälligst endlich mal auf Deine Mutter, Ira?!"
Und während die Kassiererin sich nun unter dem monotonen Geräusch des Kassenglöckchens den Einkäufen der Bauers widmete, beobachtete Jack ganz gespannt den Sekundenzeiger auf seiner noch fast neuen Armbanduhr:

17:59:57 ... 17:59:58 ... 17:59:59 ... 18:00:00

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Samstag, 15. September 2012, 17:26

Das Andenken an einen guten Freund (Spoiler zu 24 Staffel 1-6 und DEBRIEF)


Die Geschichte ist reine Fiktion. Sie handelt unmittelbar nach 24 S6 und dem zugehörigen DEBRIEF (enthält dabei Spoiler zu Staffel 1 bis 6 und zum DEBRIEF, aber keinerlei Spoiler zu REDEMPTION und S7). Welche bekannten Charaktere außer Jack noch hier auftreten ... laßt Euch mal wieder überraschen! Ich verfolge mit dieser Geschichte keinerlei finanzielle Interessen!

Im Fernsehen begannen gerade die 9 Uhr Nachrichten, als es von draußen lautstark an Jacks Wohnungstür klopfte.
Jack stand aus seinem Sessel auf, ging zur Tür und schaute vorsichtig durch den Spion. Mitten auf dem Flur standen zwei Männer in dunklen Anzügen und mit verspiegelten Sonnenbrillen auf den Nasen. Sollten das etwa schon wieder irgendwelche FBI-Beamte sein, die ihn zu einer Befragung abholen wollten? Verdammt, was wollten diese Typen nur andauernd von ihm? Er wollte doch schließlich nur eins: Endlich einmal seine Ruhe haben!

Zögernd öffnete er die Tür einen Spalt weit und fragte: "Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?" Einer der Männer hielt ihm ein Schreiben vors Gesicht und erklärte gleichzeitig: "Jack Bauer, wir kommen im Auftrage Tony Almeidas zu Ihnen und würde Sie gern zu unserem Chef mitnehmen." Jack schüttelte ungläubig den Kopf: "Was ist denn das schon wieder für eine Nummer? Tony Almeida ist tot. Er starb in meinen Armen - einen Tag, bevor man mich kidnappte und nach China entführte. Und nun meine Herren ist es - glaub ich - besser, wenn Sie zügig verschwinden, bevor ich meine eh schon nicht besonders ausgeprägten guten Manieren noch ganz vergesse!" Damit deutete er kurz auf die Waffe, die er im Halfter vor seine Brust geschnallt trug.

Da ergriff plötzlich der zweite Mann in Schwarz das Wort: "Oh, Verzeihung, Sir! Gestatten: Mein Name ist Jason Noble, und der Herr zu meiner Linken ist mein Kollege Toby Price. Es ist uns natürlich bekannt, daß Mister Almeida schon geraume Zeit nicht mehr unter den Lebenden zu weilen pflegt, aber unser Chef Dr. Salomon - seines Zeichens Notar - wurde von ihm noch zu Lebzeiten mit der Niederschrift und der Umsetzung seines Letzten Willens beauftragt. Und im Rahmen eben dieser Testamentsvollstreckung kommt nun, geschätzter Mister Bauer, auch ihre Person ins Spiel - um es mal ein wenig salopp zu formulieren." Jack mochte solch überzogenes Gefasel nicht sonderlich, er hatte es gern noch etwas mehr salopp: "Sie wollen mir also mitteilen, daß mir mein verstorbener Freund Tony etwas vererbt hat und daß ich jetzt sofort mit Ihnen mitkommen soll, damit ich erfahre, was es ist?!" Noble räusperte sich und meinte dann: "Sie sagen es Sir, Sie sagen es! Wenn wir nun vielleicht bitten dürften."

Jack schlug den Beiden ohne ein weiteres Wort die Tür vor der Nase zu und überlegte. Vom FBI waren die nicht, das FBI schickte keine solche Witzblattfiguren. Außerdem kamen die selten zweimal so kurz nacheinander zum "Hausbesuch" vorbei. Irgendwelche Terroristen waren das auch nicht, dafür stellten die sich einfach zu beknackt an. Das Einzige, was Sinn machte, war, daß sie tatsächlich die Wahrheit sagten: Tony hatte seinen alten Freund Jack in seinem Testament bedacht. Vielleicht vererbte er ihm ja seine reichhaltige Waffensammlung oder er bedachte ihn mit einem heimlich erworbenen Anwesen auf den Bahamas. Hatte er nicht während eines gemeinsamen Abendessens nach Dienstschluß in bester Bierlaune mal sogar so etwas ähnliches erwähnt? Oder spielte ihm da seine - an jenem Abend doch schon ein wenig getrübte - Erinnerung einen Streich? Na, was sollte all das Spekulieren? Er würde es wohl eh nur erfahren, wenn er mit den zwei Spinnern mitfahren würde.

Jack löste die Türkette und öffnete die Wohnungstür nun komplett. Die beiden Männer, die derweil schon im Gehen begriffen waren, machten noch einmal kehrt und bauten sich erwartungsvoll im Hausflur auf, während Jack noch rasch nach seiner Jacke und dem Wohnungsschlüssel griff. Dann knipste er den Fernseher aus und warf die Wohnungstür hinter sich ins Schloß. Unmittelbar vor der Haustür parkte der A-Klasse-Mercedes der beiden Herren, in welchen sie Jack höflichst einzusteigen baten. Anschließend ging es kreuz und quer durch die Straßen von L.A. hin zu einem geradezu herrschaftlichen Anwesen in einem der noblen Villengegenden. Die Autotür wurde geöffnet und Jack entstieg dem teuren Gefährt wieder. Vor ihm erhob sich ein prunkvolles Barockgebäude mit je zwei Säulen zur Rechten und zur Linken der Eingangstür.

Jack und seine Begleiter betraten das Haus. Im Innern wirkte alles geradezu gigantisch groß. Über eine edle Marmortreppe gelangte man direkt zu den Büroräumlichkeiten der Kanzlei des Notars. Dort baten die beiden Herren Jack, Platz zu nehmen und auf das Erscheinen ihres Chefs zu warten. Jack setzte sich auf einen der lederbezogenen Armsessel und schaute sich um. Der Schreibtisch des Notars bestand aus mahagonigebeiztem Buchenholz und war vermutlich handpoliert. Er hatte vier zierliche Füße und eine großzügige Ablagefläche, auf der sich zu seiner Linken diverse Akten stapelten. 'Echt nobel, das Ganze', dachte Jack, 'Da bin ich ja mal gespannt, was für Reichtümer mir Tony da am alles in der Welt hinterlassen hat'.

In diesem Augenblick betrat auch der Notar - ein Mann um die Fünfzig, ebenfalls im schwarzen Anzug mit graumelliertem Haar und einem Spitzbart - das Zimmer, begrüßte Jack kurz per Handschlag und nahm dann hinter seinem Schreibtisch Platz. Er griff sich eine der vielen bereitliegenden Akten und öffnete sie. Dann zog er eine Brille aus seiner Jackentasche und setzte sie auf. Zu guter Letzt räusperte sich der spitzbärtige Notar und hub dann mit feierlicher Stimme zur Testamentsverkündigung an:
"Ich, Antonio Francesco Almeida, verfüge hiermit im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte für den Fall meines Todes Folgendes als meinen Letzten Willen und Testament: Meinen gesamten Besitz an Geldwerten und Aktien vererbe ich meiner Ehefrau Michelle Dessler und, für den Fall daß sie das Erbe nicht anzutreten vermag, ihrem Bruder, meinem Schwager, Danny Dessler. Meinem besten Freund, Jack Bauer, hinterlasse ich das, was mir neben meiner Frau zeitlebens stets als das Teuerste und Wertvollste erschien ..."

Der Notar räusperte sich zweimal, dann bat er Jack vielmals um Entschuldigung, aber die Luft sei in diesem Zimmer zu dieser Tageszeit nunmal immer so schrecklich trocken, und er müsse rasch einen Schluck Wasser trinken. Und so legte er die Akte beiseite, goß aus der gläsernen Karaffe seelenruhig Wasser in ein bereitstehendes Glas, führte es andächtig zum Munde und nippte dreimal vorsichtig daran, bevor er es wieder zur Seite stellte, die Akte erneut zur Hand nahm und seinen unvollendet gebliebenen Satz noch einmal begann:

"Meinem besten Freund, Jack Bauer, hinterlasse ich das, was mir neben meiner Frau zeitlebens stets als das Teuerste und Wertvollste erschien, nämlich meine ..."

Das Läuten des Telefons unterbrach die Ausführungen des Notars aufs Neue. Ein wenig ärgerlich warf er die Akte vor sich auf den Schreibtisch und knurrte: "Ich hatte mir doch ausdrücklich keinerlei Störungen ausgebeten. Was um alles in der Welt ..." Damit nahm der den Hörer von der Gabel, lenkte ihn gemächlich an sein Ohr und meldete sich dann freundlich mit: "Notarkanzlei Doktor Salomon, was kann ich für Sie tun?" Er lauschte kurz den Ausführungen seines Gesprächspartners, dann kehrte ein Ausdruck tiefster Erschütterung und ein Hauch verbitterter Wut in sein Gesicht ein, und er brüllte förmlich in den Hörer hinein: "Was erlauben Sie sich eigentlich? Natürlich wünsche ich kein Probeabo des Playboy! Unerhört!" Sprachs und knallte den Hörer unsanft auf die Gabel zurück. Der Notar schüttelte noch ein paar Mal verstört den Kopf hin und her, während er sich deutlich um das Wiedererlangen seiner Fassung bemühte. Dann holte er dreimal tief Luft, nahm ein weiteres Mal die abgeworfene Akte zur Hand und setzte die Testamentsverkündung erneut mit dem zuletzt begonnenen und alles entscheidenden Satz fort:

"Meinem besten Freund, Jack Bauer, hinterlasse ich das, was mir neben meiner Frau zeitlebens stets als das Teuerste und Wertvollste erschien, nämlich meine ...
Lieblingskaffeetasse CUBBIE".

Damit schloß der Notar die Akte, nahm seine Brille wieder ab und verstaute sie in seiner Jackentasche, erhob sich von seinem Platz, reichte dem verdutzten Jack noch einmal die Hand und verließ dann ohne ein weiteres Wort den Raum. Die antike Uhr an der Wand aber schlug in diesem Moment genau 10 Uhr ...

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Samstag, 15. September 2012, 17:28

Haßerfüllte Rachegelüste (Spoiler bis einschließlich S7)

DISCLAIMER: Diese Geschichte sollte wegen ihrer teilweise sehr expliziten Darstellungen von Jugendlichen unter 16 Jahren nicht gelesen werden. Sie handelt kurz vor Beginn der Staffel 7 von 24 und behandelt neben der Hauptperson Tony Almeida auch noch weitere in S7 auftretende Charaktere. Ich verfolge mit der Geschichte keinerlei finanzielle Interessen, sondern versuche einfach wie immer, meine Leser gut und spannend zu unterhalten.

In einer Pfanne brutzelte Speck - liebevoll von geschickter weiblicher Hand zubereitet. Vater und Sohn saßen am reich gedeckten Frühstückstisch und freuten sich schon auf die duftende Köstlichkeit, die ihnen die treusorgende Ehefrau und Mutter in diesem Moment direkt aus der noch heißen Pfanne auf die Frühstücksteller gleiten ließ. Der Vater stach mit seiner Gabel in den gebratenen Speck und ließ ihn daraufhin genüßlich in seinem Mund verschwinden. Beim Kauen strahlte er übers ganze Gesicht. Dann gab er der Mutter einen zarten Kuß auf die Wange und sprach: "Kroß und saftig. So wie ich ihn am liebsten mag, mein Schatz! Du bist einfach eine Wucht!". Dann umarmte er seinen Sohnemann und seufzte: "Was sind wir doch allesamt für eine glückliche Familie. Und das, weil jeder Tag mit einem liebevollen Frühstück beginnt - dank unserer Mummy und den täglich frischen landwirtschaftlichen Produkten von Bauer Jack vom Biohof ...". Der Flug einer leeren Bierflasche in die Mattscheibe beendete jäh das Familienidyll des gezeigten TV Spots.

Vor dem mit lautem Knall implodierenden Fernsehgerät hockte in einigem Abstand ein Mann mit Dreitagebart in Unterhemd und Boxershorts auf der Couch und brüllte lallend in die Leere seines abgedunkelten Motelzimmers hinein: "Glückliche Familie?! Davon hab ich auch mal geträumt, bis aus dem Traum ein Albtraum wurde. Meine Frau ist tot! Tot, hört Ihr?! Und wie es ist, seinen Sohn in den Arm zu nehmen, werde ich auch nie erfahren! Alles wurde mir genommen, in nur einer einzigen Sekunde! Aber dafür wird jemand bezahlen müssen, so wahr ich Tony Almeida heiße!".

Vom Nebenzimmer her klopfte es eindringlich an die Wand, und die Stimme eines Mannes drang dabei abgeschwächt an Tonys Ohr: "Ruhe, verdammt nochmal!". Tony Almeida aber winkte nur ab und dachte: 'Du blöder Idiot! Was weißt Du denn schon von Ruhe! Gerade Du mußt Dein Maul aufreißen, wo Du nachher wieder bis weit nach Mitternacht mit Deiner blonden Tussi auf der quietschenden Motelpritsche rumturnst und dann bis zum Morgengrauen neben ihr schnarchst wie ein Nilpferd'. Nicht daß ihn dieser Lärm irgendwie um den nächtlichen Schlaf zu bringen vermochte, nachts schlafen konnte Tony schon seit langem nicht mehr. Denn immer, wenn er im Dunkeln die Augen schloß, kamen die Bilder wieder. Schreckliche Bilder, die ihm das Einschlafen unmöglich machten. Eine Druckwelle, die ihn zu Boden riß. Ein riesiger Feuerball im Vorgarten. Ein lebloser, schlapper Frauenkörper in seinen zitternden Armen. Ein blutüberströmter Fötus in einer brennenden Eizelle, der durch seine feurige Umhüllungen hindurch einen spitzen Schrei ausstieß - einen gespenstischen Schrei, der einem durch Mark und Bein ging und sich für Tonys Ohren stets wie ein verzweifelt um Hilfe flehendes "Daddy" anhörte.

Allein bei dem Gedanken daran griff Tony neben sich, wo auf der Couch noch ein halbvoller Bierkasten darauf wartete, geleert zu werden. Pro durchwachter Nacht ein Kasten Bier - das war das übliche Maß für den von seinen Horrorvisionen geplagten Witwer. Das Bier und der nebenher laufende Flimmerkasten gaben ihm dann die nötige Bettschwere, die er brauchte, um wenigstens am Vormittag ein paar Stunden am Stück schlafen zu können. Meist ließ ihn auch hier eines jener Albtraumbilder schnell wieder schweißgebadet aus seinem durchgelegenen Motelbett hochschnellen.

Die schrecklichen Bilder in seinem Kopf verfolgten ihn und richteten ihn dabei Stück für Stück zugrunde. Er hatte versucht, sie zu verdrängen und ihnen zu entfliehen. Aber sie waren ihm auf Schritt und Tritt gefolgt, seit der Ermordung seiner geliebten Ehefrau, die - wie er nun seit einigen Monaten wußte - damals zu allem Übel auch noch gerade im Begriff war, die Mutter seines von beiden Elternteilen langersehnten Kindes zu werden. Nicht einmal sein von fremder Hand vorgetäuschter Tod hatte etwas an der quälenden Pein in seinem Inneren zu ändern vermocht. Dabei hatte sich über die vergangene Zeit hinweg der hilflose Schmerz zunehmend in Verbitterung und letztendlich in blinden Haß verwandelt. Haß auf jenen Mann, der im Hintergrund die Hinrichtung David Palmers und Michelle Desslers befohlen hatte und der dabei auch Tonys Tod und die Tötung eines ungeborenen Kindes kaltblütig in Kauf genommen hatte. Es war ein Haß, der in Almeidas Kopf lauthals nach Vergeltung schrie, folgend dem alttestamentarischen Ruf: "Auge um Auge, Zahn um Zahn!".

In diesem Moment drang schwach eine zarte, vertraute Stimme an Tonys rechtes Ohr: "Tony, Liebling! Was tust Du da nur? Woher kommt denn um Himmels willen nur all diese schreckliche Wut in Dir? Was ist denn überhaupt, wenn Du bei Deinem haßerfüllten Rachefeldzug unschuldige Menschen tötest?". Tony drehte seinen Kopf ein wenig nach rechts. Tatsächlich, in dem dunklen Motelzimmer auf der schmutzigen, zerschlissenen Couch neben ihm saß - in ein strahlendes Licht getaucht - seine Michelle und schaute ihn bestürzt an. Zögernd beugte er seinen Oberkörper zu ihr herüber, um sie in seine Arme zu schließen und ihre Nähe zu spüren. Ihre Nähe, die er seit ihrem gewaltsamen Tod so schrecklich vermißt hatte. Doch seine Umarmung ging ins Leere. Michelle aber schüttelte den Kopf: "Nein, Geliebter, das bin nicht ich, die hier sitzt und zu Dir spricht. Es ist Dein Gewissen, welches Du schon vor geraumer Zeit aus Deinem Innern verbannt hast und das nun in meiner Gestalt noch einmal verzweifelt versucht, endlich wieder zu Deinem Herzen durchzudringen!". Tonys Gesichtsausdruck, in den in den letzten Sekunden sogar der Hauch eines Lächelns eingekehrt war, verfinsterte sich noch im selben Augenblick wieder. Eisige Kälte entströmte erneut seinen Augenhöhlen, während sein Blick sich wie zuvor starr und ziellos geradeaus richtete. Und ernüchtert sprach er mit gleichgültiger Stimme: "Unschuldige Menschen sagst Du? Die gibt es nicht mehr in meinen Augen! Wer hat denn danach gefragt, ob Du unschuldig warst oder unser ungeborenes Baby. Niemand! Und dabei haben wir jahrelang alles für diese sogenannten unschuldigen Menschen und unser ach so heiliges Vaterland getan. Und was haben wir als Lohn dafür bekommen?! Unsere Ehe ist daran kaputtgegangen, ich bin im Knast gelandet, etliche Male wären wir fast draufgegangen, Du wurdest ermordet, und ich blieb einsam und allein zurück. Nein, mein Schatz, es gibt keine unschuldigen Menschen. Alle sind sie mehr oder weniger schuldig, weil sie entweder Verbrechen begehen oder aber schweigend dulden. Jeder von uns Menschen geht in seinem Leben bewußt oder unbewußt über Leichen - egal ob der Grund dafür nun Karriere, Macht, Geld oder Rache heißt. Dein unverwindlicher Verlust hat aus mir einen zutiefst zerbrochenen Menschen gemacht. Ich war ein paar Mal drauf und dran, mir selbst das Leben zu nehmen, nur um wieder bei Dir zu sein. Doch irgendwann begriff ich, daß das ein zu billiger Abgang wäre. Erst mußte noch jemand dafür blechen, was er Dir, unserem Kind und mir angetan hatte. Und wenn es nicht ohne menschliche Kollateralschäden abgehen würde, diese Rechung zu begleichen, so sei es drum! Das Dreckschwein bekommt seine gerechte Strafe, das schwör ich Dir beim Leichnam unseres ungeborenen Kindes!". Traurig schüttelte Michelle neben ihm noch einmal ihren Kopf hin und her: "Oh je, Tony! Ich glaube, Du bist leider Gottes nicht mehr zu retten. Der Haß hat all das Gute in Dir scheinbar längst aufgefressen, all das, wofür ich Dich einst so sehr geliebt habe. Leb wohl, Tony, und möge Gott Deiner wütenden Seele gnädig sein!". Damit verschwand Michelles Lichtgestalt. In Tonys linkem Auge aber glitzerte unscheinbar eine letzte einsame Träne.

Sein getrübter Blick fiel erneut auf den demolierten Fernsehkasten, in dessen Mitte statt einem Bildschirm nun ein großes schwarzes Loch klaffte - so groß und so finster wie Tonys haßerfüllte Seele. Ohne die Ablenkung durch das TV-Programm würden seine Nächte wohl nun noch länger und qualvoller für ihn werden. Verdammt! Hätte er doch bloß nicht diesen bescheuerten TV Spot angeschaut. Nichts hatte der ihm gebracht - nichts außer einem kaputten Fernseher, Ärger mit dem Nachbarn und dem plötzlich aufkommenden Gefühl von Hunger und Durst. Hunger nach kroß gebratenem Fleisch und Durst nach Rache - Rache für das, was man ihm genommen hatte. Das Stillen dieses Durstes würde noch ein Weilchen warten müssen, nur dem aufkommenden Hunger konnte Tony sofort zu Leibe rücken.

Langsam erhob er sich von der Couch und schlufte zu dem kleinen Kühlschrank in der linken Ecke seines Zimmers. Er öffnete geräuschvoll mit einem Ruck die Kühlschranktür. Eisige Luft umspielte dabei seine unbekleideten Beine und verursachte an ihrer behaarten Oberfläche eine Gänsehaut, während gleichzeitig das grelle Licht aus dem Kühlschrankinnern seine nur an die schummrige Zimmerbeleuchtung gewöhnten Augen blendete. Tony beugte sich ein wenig vor und blinzelte ein paar Mal, wobei er im oberen Fach ein in Folie eingewickeltes Stück Leber erspähte. Dieses entriß er flugs seiner kühlten Umgebung und ließ die Kühlschranktür dann rasch wieder krachend ins Schloß fallen. Mit der eingepackten, leicht glitschigen Leber in der Hand begab er sich zum nahegelegenen Elektroherd, wo er auf einem bereitliegenden Holzbrett das blutverschmierte Schweineorgan rasch aus seiner Folienhülle befreite. Auf einer der drei Herdplatten stand noch eine Pfanne mit dem Restfett seiner gestrigen Mahlzeit bereit, welches er nun erst einmal frisch zu erhitzen begann.

Die Zeit, die das Fett zum Heißwerden brauchte, nutzte er wie sonst auch die zahlreichen Werbepausen im TV für einen kurzen Gang zum Klo. Schließlich drängte das Bier nach der erfolgreichen Durchquerung seines Körpers wieder nach draußen. Tony knipste das Badlicht an, öffnete den Toilettendeckel und nahm auf dem Klositz platz. Das Pinkeln im Stehen hatte ihm seine Michelle in den Jahren ihres Zusammenlebens mühevoll abgewöhnt, und er war diesem bekannten männlichen Laster später nie wieder verfallen - auch nicht nach ihrem Tod. Na bitte: Nicht mal aufs Klo gehen konnte er, ohne an sie zu denken - seinen wundervollen Engel, den dieser Dreckskerl ihm unwiederbringlich weggenommen hatte. Wütend ballten sich bei diesem Gedanken seine Fäuste. Und während er wieder aufstand und mit einem Blick in den Spiegel die Toilettenspülung drückte, raunte er sich selbst mit feurig blitzenden Augen zu: "Aber warte nur, bald ist Zahltag, Du Schwein! Lang genug hat es gedauert, bis ich endlich Deine Spur gefunden hatte". Vor seinen glasigen Augen verwandelte sich dabei sein eigenes Spiegelbild in die Fratze eines fast kahlköpfigen teuflisch grinsenden Mannes. Tonys verkrampfte Faust aber suchte und fand die dreckige Visage und zersplitterte nur eine Sekunde später ihr spiegelgläsernes Trugbild in tausend kleine Scherben.

Von den schmerzenden Knöcheln der Finger an seiner rechten Hand tropfte das Blut auf den Boden, während Tony Almeida scheinbar völlig unbeeindruckt davon seine Schritte zurück zum Herd im Nebenraum lenkte. Dort brutzelte und zischte das siedende Fett in der Pfanne und verbreitete dabei eine ekligen, leicht ranzigen Duft im gesamten Raum. Tony zog langsam das größte seiner sechs scharfen Küchenmesser aus dem Messerblock zwischen Herd und Spüle. Er betrachte sich dabei kurz in der Spiegelung der großflächigen, rostfreien Stahlklinge, bevor er mit deren Hilfe die bereitliegende Schweineleber in mehrere gleichgroße Stücke zersäbelte und dann Stück für Stück genüßlich ins heiße Fett fallen ließ. Beim Zusammentreffen von Fett und Leber zischte es jeweils kurz. Und dieses Geräusch jagte Tony jedes Mal einen heißkalten Schauer über den Rücken. In Gedanken malte er sich dabei in den dunkelsten Farben aus, wie es wohl wäre, wenn er auf diese Art Alan Wilsons Leber zubereiten würde vor den Augen dieses Schweins, dem er zuvor das Organ bei lebendigem Leib mit bloßer Hand aus dem Körper gerissen hätte. Wieder hatte er jene ekelhafte Fratze vor Augen, aber diesmal lächelte sie nicht, sondern starrte mit weitaufgerissenen, entsetzten Augen zu ihm herüber. Tony aber grinste dämonisch, während er Wilson in seiner Vision tief in die Augen schaute und dabei innerlich ganz ruhig verkündete: "Jetzt geht es ans Eingemachte, Wilson!". Fasziniert von seiner teuflischen Phantasie verlor Tony Almeida dabei für mehrere Minuten völlig den Bezug zur Realität und vergaß rachesüchtig einfach alles um sich herum, auch die brutzelnde Leber in der Pfanne. Die rotbraunen Stückchen verkohlten zusehends und entwickelten dabei einen eigentümlichen Geruch, der letztlich auch in Tonys Nase kroch.

Der sich im kleinen Motelzimmer schnell verbreitende Gestank von verbrannten Fleisch löste in Tonys Kopf freilich gleich die nächste Horrorvision aus. Er fühlte sich von einem Moment zum anderen aus seiner rachehungrigen Zukunft in seine schmerztrunkene Vergangenheit zurückversetzt. Wieder spürte er die glühende Hitze des todbringenden Feuerballs in seinem Rücken. Wieder hielt er seine, am ganzen regungslosen Körper mit Verbrennungen und offenen Wunden übersäte, geliebte Michelle in den Armen. Wieder konnte er nur schockiert und hilflos dahocken, bis ihm eine erneute Explosion für längere Zeit das Bewußtsein und den Schmerz nahm. In der Gegenwart aber blieb diese befreiende äußere Explosion aus, so daß der ins Unendliche ansteigende Schmerz letztlich in Tony Almeidas Innerem gleichsam für eine haßerfüllte Explosion sorgte, die sich augenblicklich und mit aller Gewalt nach außen Luft machen mußte.

Voller Zorn warf er die heiße Pfanne samt ihrem verbrannten Inhalt gegen die Zimmerwand, an der sich augenblicklich ein riesiger Fettfleck bildete, aus dessen Mittelpunkt die verkohlte Leber Stück um Stück zu Boden rieselte. Das laute Scheppern der Pfanne mußte man auch nebenan vernommen haben, doch die beiden dortigen Akteure waren zu der vorgerückten Stunde wohl schon zu sehr in ihre schweißtreibenden Turnübungen vertieft, um in ihrem Um-die-Wette-Stöhnen solch nichtigen Nebengeräuschen aus der näheren Umgebung auch nur irgendeine Würdigung zukommen zu lassen.

Tonys Gesicht glühte. Es glühte voller Zorn, und wurde dabei ebenso rot und heiß wie die Herdplatte vor seinen Augen. Er mußte endlich diesen inneren Schmerz und die dazugehörigen Bilder seines Kopfkinos loswerden. Und auf der Suche nach Ablenkung übte die heiße Herdplatte auf ihn eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Langsam erhob er seine noch immer zur Faust geballte rechte Hand und senkte dann deren blutverkrustete Knöchel Zentimeter um Zentimeter der glühenden Kochplatte entgegen, bis sie schließlich laut zischend auf ihr aufsetzten. Ein höllischer Schmerz überflutete in diesem Moment Tonys ganzen Körper und drohte, ihn nun doch noch ohnmächtig werden zu lassen. Gleichzeitig aber tauchten auch wieder wilde, dämonische Phantasien in seinem mit all den schmerzvollen Reizen scheinbar völlig überforderten Hirn auf. Er stellte sich vor, wie er Wilsons Schädeldecke ganz langsam mit einem Dosenöffner öffnete und wie er dann mit beiden Händen nach der glitschigen Hirnmasse des Mistkerls griff, um sie anschließend mit einem einzigen Ruck aus ihrer Verankerung herauszureißen und zu Boden zu schleudern, wo er sie ohne mit der Wimper zu zucken einfach mit einem lässigen Fußtritt wegkickte. Er überlegte, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er Wilsons ganzen Körper langsam Pore für Pore mit kleinen rostigen Nadeln durchstach, wenn er ihm Finger- und Fußnägel nacheinander einzeln mit einer alten Kombizange herausriß und wenn er die letzten Haare auf dem Kopf des Scheißkerls mit einem handelsüblichen Tauchsieder wegschmorte. Ja, er genoß all diese grausamen Gedanken in vollen Zügen. Büßen sollte dieser elende Abschaum, grauenvoll Büßen für jedes Leben, das er ausgelöscht hatte, und für all die Tränen und all das Leid, welche er damit bei den Hinterbliebenen der Opfer ausgelöst hatte.

Nein, jetzt wollte er auf keinen Fall ohnmächtig werden, denn er wollte jeden Moment dieser Rachephantasie bis ins Kleinste auskosten. Und so kämpfte er gegen die drohende Ohnmacht an, indem er zeitgleich mit dem unverminderten Druck seiner Faust auf die Herdplatte sein Gesicht gegen die hölzerne Tür des über dem Herd angebrachten Küchenschranks zu hämmern begann. Erst behutsam, dann mit steigender Intesität, schließlich mit voller Wucht - wieder und wieder. Und während er bei diesem ununterbrochenen Hämmern das knackende Geräusch seines brechenden Nasenbeins vernahm, stellte er sich vor, wie er auch Wilsons Knochen brechen würde - nach und nach, jeden einzelnen Knochen seines Körpers.

Minuten später meldete sich Tonys Handy vom Nachtschränkchen her mit den ersten Takten von Him's "Join Me In Death" zu Wort. Tony Almeida unterbrach sein selbstzerstörerisches Headbanging, schleppte sich mit bluttriefender Nase zum Nachtschrank und beförderte dort - der schaurigschönen Melodie folgend - schließlich das Telefon unter einem ganzen Stapel von lose umherliegenden Notizzetteln hervor. Er warf einen flüchtigen Blick auf das wild blinkende Display, in dem im Sekundentakt schwarz auf grün der Name "Cara" auftauchte. Dabei wischte er sich mit einer kurzen Bewegung seines Unterarms das Blut von der Nase und holte noch einmal ganz tief Luft. Dann drückte er die Sprechtaste und führte das Mobiltelefon an sein Ohr. Am anderen Ende säuselte es nur eine Sekunde später: "Antonio, mein Schatz, Wilson hat sich gemeldet. Die Sache kann übermorgen endlich starten. Emmerson und Du, Ihr sollt Eure Männer zusammentrommeln. Zielobjekt der Operation 'Feindliche Übernahme' ist ein gewisser Michael Latham, ein Wissenschaftler, der maßgeblich an der Erstellung von Homeland Securities CIP Firewall mitgearbeitet hat. Aber ich denk mal, das Ganze hat auch noch Zeit bis morgen früh, Liebster. Zuerst einmal sollten wir zwei Beiden das hier bei mir gebührend feiern. Ich hab uns schon eine Flasche Champagner bestellt und eine Kleinigkeit zu essen, für den kleinen Heißhunger zwischendurch - Du verstehst?!". Klar verstand Tony. Die Kleine war läufig wie früher die Schäferhündin seiner Eltern, wenn sie jedem dahergelaufenen Straßenköter ihren prallen Hintern entgegenstreckte. Noch einmal holte Almeida tief Luft, und während sich sein Inneres angewidert zu schütteln begann, hauchte er ins Telefon: "Geht klar, Cara mia, ich komme!".

Tony Almeida warf sich in den feinsten Zwirn, den sein muffiger Kleiderschrank herzugeben vermochte. Dann wusch er sich im Bad noch rasch das Gesicht und die Hände und stoppte das Bluten seiner Nase, indem er zwei zusammengerollte Toilettenpapierstückchen hineinsteckte. Wenn seine kleine zweckgebundene Affäre namens Cara Bowden ihn auf seine vielen kleinen, sichtbaren Verletzungen ansprechen sollte, würde er ihr einfach erzählen, er sei beim Kochen ausgerutscht und dabei auf den Herd gefallen. Den Rest der Nacht aber würde er nun bei ihr im Bett ihres 5-Sterne-Hotel-Zimmers verbringen ... über, unter und vor allen Dingen in ihr. Stundenlang dasselbe ekelhafte Spiel - rauf und runter, rein und raus. Sie würde unter ihm schwitzen und stöhnen - ebenso laut, wie Blondie es gerade nebenan im Motelzimmer tat. Und er würde ihr Lust und Leidenschaft vorspielen, ohne daß sie es merkte - denn er war inzwischen ein verdammt guter Schauspieler. Nur einen wirklichen Höhepunkt würde es für ihn in dieser Nacht nicht geben - den gab es erst dann, wenn er ihrem Auftraggeber und damit dem wahren Mörder seiner Michelle Auge in Auge gegenüberstand und an ihm endlich all seine aufgestaute Rachelust vollenden konnte ...

[THE END]

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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M.V.V.M. (17. September 2012, 11:42)

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