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M.V.V.M.

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1

Freitag, 20. Januar 2012, 08:51

Keine Ruhe vor Weihnachten (Adventstory)

Das Weihnachtsprojekt von 2011

Ich möchte mich nochmals bei Sven bedanken, dass ich die Chance bekommen habe die Tradition zu Weihnachten fortführen zu dürfen.

Ausblick auf die Story:
Mike Gaber ist ein Topagent im Dienste des FBIs. Er ist als Außenagent in der Abteilung Speziaoperationen im Inland (übersetzt Specialoperations in domestic), eine fiktive Einheit des FBIs. Er wird zu Weihnachten von seiner Familie eingeladen, die Ferien in Virginia zu verbringen. Doch als er dort ankommt fängt der ganze Ärger erst an. Einer Freundin seiner Cousine wird ein tödliches Gift verabreicht, welches sie in 72 Stunden langsam tötet. Jetzt kann nur Mike helfen.


Die Sonne stieg langsam über der verschneiten Gegend von Washington auf und ließ den Schnee glitzern. Die frühen Spaziergänger marschierten eingepackt in dicke Winterjacken und Wollmäntel über die teilweise rutschigen Wege des Constitution Gardens. In der Ferne war der markante Obelisk zu sehen, dessen dunkle Statur sich von der weißen Umgebung abhob.
In einem kleinen anschaulichen Häuschen im amerikanischen Stil herrschte reges Treiben. Mike Gaber war gerade dabei seinen freien Samstag zu genießen. Er goss sich warmen Kaffee ein und tätigte einen kräftigen Schluck. Er spürte den weckenden Effekt des koffeinhaltigen Getränks und die wohltuende Wärme als das heiße Gebräu durch seinen Körper floss. Er setzte sich an den Tisch und aß einen von den selbstgebackenen Keksen die ihm Mrs. Walter von nebenan vorbeigebracht hatte. Die letzten Tage waren hart gewesen, denn er war undercover in einen Waffenschmugglerring eingeschleust worden. Erst vor vier Stunden war er endlich mit seinem Bericht fertig geworden und hatte sich auf den Heimweg gemacht. Daheim hatte er dann drei Stunden geschlafen, ehe sein Wecker ihn aus seinem ruhigen Schlaf gerissen hatte. Er ließ seinen sonst so wachsamen Blick durch sein Haus schweifen. Zufällig blieb sein Blick auf einem Bild seiner verstorbenen Ehefrau hängen. Wie sehr er sie doch vermisste, speziell die Feiertage waren schwer für ihn. Die Einsamkeit machte einem zu schaffen. Noch dazu wo er von seiner Familie verstoßen wurde, als sie vor ein paar Jahren herausgefunden hatten, dass er als Agent für die Regierung tätig war. Sein Job war eben nicht förderlich für ein ruhiges und normales Familienleben. Man musste damit rechnen getötet zu werden. Als Agent war man eben nicht geschaffen für ein gutbürgerliches Leben. Niemand wartete auf einen, wenn man nach Hause kam und ebenso würdigte man nicht die Arbeit die man für das Volk erbracht hatte. Nur seine Mitarbeiter und ab und an der Präsident der Vereinigten Staaten wussten, welche Opfer Mike schon gebracht hatte. Dann gab es wieder die Gegenseite die ihn am liebsten tot sehen würde. Er spürte wie ihm die Tränen kamen und sich eine Verzweiflung in ihm breitmachte, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hatte.

2. Dezember 2000
Sharon kam gerade aus der Küche mit einem Tablett voller Kekse, die lecker rochen und aussahen. Sie lächelte ihn an wie damals, als sie sich kennen lernten. Er konnte sich noch genau erinnern an den 27. November 1997, als er sie auf der Bank sitzen sah. Sie blickte in die Ferne und entdeckte auch ihn nach geraumer Zeit. Das war sein zweites Jahr bei der CIA. Damals war er noch neu gewesen und doch hatte er das Zeug, der beste Agent der Agency zu werden. Dies wurde er ja auch nach jahrelangem Training. Dann warf sie ihm ihr bezauberndes Lächeln zu und schon war es um ihn geschehen. Er kam auf sie zu und fragte sie selbstbewusst: „Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“
„Ich hätte nichts dagegen.“, antwortete sie mit freundlicher Stimme.
Also setzte er sich neben sie auf die kalte Bank. „Ich heiße übrigens Sharon Dobbs.“
„Sehr erfreut Sharon, ich heiße Michael Gaber. Aber Sie können mich Mike nennen.“
Sie lächelte ihn wieder an und hielt ihm eine Keksdose hin. „Möchten Sie einen Keks? Die hab ich selbst gebacken.“
„Sehr gerne. Danke“, erwiderte er und griff in die Dose um sich ein Gebäckstück herauszuholen. Er biss herzhaft ab und war überrascht wie gut diese Kekse schmeckten. „Die sind lecker.“
„Danke.“, erwiderte sie. „Was machen Sie beruflich Mike?“
„Ich arbeite bei Kings Computer and Electronics.“, antwortete Mike. Kings Computer and Electronics war ein Tarnunternehmen der CIA. Sie verkauften weltweit Computer und Elektronikzubehör. Dies erklärte warum Mike so oft verreisen musste.
„Was ist mit Ihnen Sharon?“
„Ich? Ich arbeite bei der Bank of Washington als Buchhalterin.“
Mike nickte anerkennend und lehnte sich zurück. Zu dumm, dass er in zwei Tagen nach Kuba reisen musste. Doch er war fest entschlossen Sharon wiederzusehen. Er musste. „Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“, fragte ihn Sharon.
„Gerne.“, erwiderte Mike mit sanfter Stimme.


Sein klingelndes Handy entriss ihn seiner Vergangenheit und holte ihn zurück in die schmerzhafte Gegenwart. Er blickte auf sein Display und hob überrascht ab. „Hi Dad.“, erwiderte Mike mit genervter Stimme.
„Hallo mein Junge. Ich mach’s kurz okay. Wir sind dieses Jahr im CITYVIEW Hotel in Virginia und es würde deine Mutter und natürlich auch mich freuen, wenn du bei unserer Familienfeier dabei wärst.“
Mike war überrascht. Der Mann der ihn damals verstoßen hatte, wollte, dass er wieder bei der Familienfeier dabei war. Mike zögerte kurz und dachte über die jahrelange Einsamkeit nach. Etwas Abwechslung wäre bestimmt nicht schlecht. „Gut, ich komme. Wann?“
„Heute um 14 Uhr checken wir alle ein. Die gesamte Verwandtschaft.“
„Okay.“, erwiderte Mike.

Kapitel 1

Mike stellte seinen Ford Taurus vor dem CITYVIEW ab, wo sogleich der Wagenmeister persönlich kam und den Wagen in die Garage brachte. Mike ging zur Rezeption und erlebte dabei ein Déjà-vu, da er auch damals glaubte, es würde eine entspannte Weihnachtsfeier werden und ehe er sich versah war mitten in einem Geiselnahme verstrickt, die er dank seiner Fähigkeiten als Antiterroragent abwenden konnte. Er hoffte, diesmal würde es besser verlaufen, denn nachdem letzten Mal war er ein einsamer Mann gewesen, der von seiner Familie verstoßen wurde. Anscheinend hatte ihn niemand vermisst. Bis zu diesem Zeitpunkt. Doch ehe er die Rezeption erreicht hatte, wurde er von einem Angestellten des Hotels angesprochen. „Mr. Gaber?“
„Ja.“
„Sie haben eine der großen Suiten im 15. Stock. Ihr Gepäck ist bereits dort Hier ist der Schlüssel. Ihr Vater und natürlich unser gesamtes Team sind Ihnen zutiefst dankbar, für das, was Sie damals getan haben. Dank Ihnen wurde die ganze Sache nicht Publik. Sie können natürlich jederzeit jemanden von der Rezeption verständigen, sollten Sie einen Wunsch haben. Vielen Dank nochmal.“
Mike war doch etwas sprachlos. So viele Leute wussten von seiner Heldentat und waren ihm dankbar. Er hatte damals seine Schwester Susan aus den Fängen dieser Verrückten Gangster gerettet und diese dabei getötet. Dummerweise war er damit vor seiner Familie aufgeflogen. Sie verstießen ihn und er war wieder allein. Mike stieg in den geräumigen Aufzug und fuhr nach oben in den 15. Stock. Dort blickte er auf den Schlüssel und merkte sich die Nummer: Suite 245.
Er ging den langen Gang entlang und blickte auf die einzelnen Türen. Er fand die Suite fast am Ende des Ganges.
Eine der großen Suiten mit Minibar, einer Infrarotkabine, einem großen Doppelbett, einer langen Tafel mit einem riesigen Tisch aus Mahagoniholz und einer wunderbaren Küche mit Arbeitsplatten aus Marmor. Sehr edel und sehr teuer. Eine Überraschung des Hauses für die Heldentaten von Mike.
Mike entdeckte sein Gepäck und richtete den Kasten ein. Von Rainfield hatte er den ganzen Monat Urlaub bekommen. Sein Vorgesetzter meinte, dies würde ihm helfen ein etwas normaleres Leben zu führen. Die letzten Jahre waren nicht gerade positiv verlaufen. Viele Tiefs hatten ihre Spuren an ihm hinterlassen und er war auch nicht mehr so unschuldig wie viele dachten. Viele Leute hielten ihn für einen Helden, nur er selbst nicht. Er wollte kein Held sein. Er war nur ein Mann der seine Pflicht erfüllt hat. Dieses Pflichtgefühl hält ihn schon so lange am Leben. Jeder Mensch würde sich lieber selbst aus dem Weg räumen, da es häufig keinen Ausweg mehr gibt, doch für Mike ist dieses Gefühl der Ausweg. Er diente seinem Land und würde für die Sicherheit der Bevölkerung sterben. Dank seiner Ausbildung wusste er häufig, wie er die schlimmsten Situationen zu meistern hatte. Er war ein eiskalter Killer, der ohne zu zögern töten würde, wenn es nötig wurde.
Er blickte aus dem Fenster und genoss den Ausblick. Man konnte die schneebedeckte Landschaft ausmachen und die Leute die ihren Tätigkeiten nachgingen. Viele erledigten ihre Weihnachtseinkäufe für ihre Lieben zu Hause. Mike liebte die Vorweihnachtszeit. Man konnte das Haus schön schmücken und wenn man Lust und Laune hatte Kekse backen. Mikes altes Leben fehlte ihm. Damals als Sharon noch am Leben war, da war die Welt noch in Ordnung gewesen.

Sharon sperrte ihre Haustüre auf und bat Mike hinein. Es war ein schönes Haus mit geschmackvoller Einrichtung. Dezente Cremetöne bedeckten die Wände mit einem schönen Parkettboden der sauber verlegt worden war. Eine terrakottafarbene Couch im L-Design passte sich hervorragend in das Wohnzimmer ein. Mike fühlte sich gleich heimisch. Sie hängten ihre Jacken an einen Kleiderständer und Sharon ging in die Küche. „Wie trinken Sie ihren Kaffee?“
„Schwarz mit 3 Stück Zucker bitte.“, antwortete Mike.
Er ging durch das Wohnzimmer und bewunderte die Deckenabschlüsse. „Hier wurde sehr sauber gearbeitet.“, lobte Gaber.
„Danke. Mein Vater ist Bodenleger.“
„Ah. Mein Vater ist Besitzer der CITYVIEW Hotelkette.“, erwiderte Mike.
Sie blickte ihn erstaunt an. „Und warum sind Sie nicht in das Geschäft eingestiegen?“
„Ich wollte selbst etwas erreichen.“, erklärte Mike.
„Lassen wir diese Höflichkeitsfloskeln okay?“, sagte sie freundlich.
„Okay Sharon.“, erwiderte Mike.


Es klopfte an seiner Zimmertür. Reflexartig hatte Mike an seinen Rücken gegriffen um seine Beretta 92F zu ziehen, doch er ließ die Waffe wo sie war.
„Mike? Bist du da? Wir sind es deine Tante Beth und Kim.“
Mike schlenderte zu der Tür und drückte die Klinke runter. Seine Verwandten fielen ihm sogleich um den Hals und drückten ihn fest. Mike war so viel Herzlichkeit gar nicht mehr gewohnt. Seine Cousine stellte ihm noch ihre Freundin Emily vor, die ihm ihre Hand reichte und ihm sagte wie sehr sie ihn bewundere. „Komm geh mit uns einen Kaffee trinken.“, schlug Kim, seine 22 Jahre alte Cousine vor. Mike dachte nicht lange darüber nach, sondern nahm den Vorschlag an. „Okay, gehen wir.“
„Du musst uns unbedingt erzählen was du alles in den letzten Jahren gemacht hast.“, sagte seine Tante.
Mike schnappte sich seinen Mantel, indem sich alle wichtigen Papiere sowie seine Geldbörse befand und ging seinen Verwandten nach. Gemeinsam fuhren Sie in die untere Etage und gingen in das Kaffeehaus, welches sich in der Lobby des Hotels befand. Mike bestellte einen Cappuccino und wurde von seinen Verwandten mit Fragen gelöchert. „Bist du noch Antiterroragent?“, fragte seine Tante ihn mit sichtlichem Interesse.
„Ja, allerdings nicht mehr bei der CIA. Ich bin jetzt für das FBI tätig.“
„Was machst du eigentlich?“, fragte Kim.
„Das ist Top-Secret. Ich darf mit niemanden über meine Tätigkeiten sprechen. Das schließt auch die Familie mit ein.“
„Aber du bist so eine Art Killer.“
„Killer ja und nein. Ich übernehme Missionen wo Menschenleben auf dem Spiel stehen. Das variiert aber von Auftrag zu Auftrag. Manchmal erfordert es nur gute Planung und es kommt niemand zu Schaden. Nicht mal die Bösen.“, erwiderte Mike.
„Ihr Job klingt wirklich spannend, aber er ist sicherlich auch gefährlich.“, stellte Emily fest.
„Nun, dass kommt auf den Auftrag an. Aber alle Agenten sind bestens trainiert und mit der Zeit sammelt man Erfahrung.“
„Wie lange sind Sie schon Agent?“, fragte die Freundin von Kim.
„Ich mach das seit 16 Jahren und ich bin wirklich schon herumgekommen. Aber mehr darf ich nicht verraten.“

Von draußen kam ein Lieferant herein und blickte sich genau um. Er entdeckte sein Ziel relativ schnell. Es war eine kleine Gruppe, bestehende aus vier Leuten. Ein Mann und drei Frauen. Lange würde es nicht mehr dauern, dann wäre seine Rache vollendet. Diese Frau würde dafür bezahlen, was sie der Familie angetan hatte. Bald würde sie zur Rechenschaft dafür gezogen werden. Er würde an ihr dranbleiben und dafür sorgen, dass er ihr das Mittel ungestört verabreichen konnte.

Fortsetzung folgt ...

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2

Freitag, 20. Januar 2012, 08:54

Kapitel 2

Mike konnte zum ersten Mal seit langem wieder abschalten. Sich mit jemanden austauschen und die Einsamkeit loswerden. Er war ein Mann dem Einsamkeit nichts ausmachte. Er war darauf trainiert einsam zu sein. Ein Einzelgänger, so hatte Rainfield ihn einmal bezeichnet. Ein Mensch der sich nicht darum kümmerte was anderen zustößt, dessen einzige Aufgabe darin bestand Amerika vor dem Terror zu beschützen, von innen und von außen. Da saß er nun, in Gesellschaft von Leuten, die er seit Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen hatte. Seine Familie war ihm fremd geworden. Er wusste so gut wie nichts über seine Verwandten. Er hatte keine Telefonnummern, keine Adressen und wusste nicht ob die alten Angaben alle noch stimmten. Nie hätte er sich gedacht einen davon jemals wieder zu sehen. Doch er hatte niemanden vermisst. Normalerweise hielten sich die Leute von ihm fern, speziell die, die wussten was er bereits alles getan hatte. Schlimme Taten hatten seinen Weg gepflastert. Er war nicht stolz darauf diese Leute gefoltert und getötet zu haben. Verdammt er bereute nichts, absolut nichts von dem was er getan hatte. Er hatte nur getan was notwendig war um den Auftrag zu erfüllen. Nichts konnte ihn aufhalten. Verdammt Kim hatte Recht, er war ein Killer, er wusste das und seine Familie wusste es auch. Diese Fähigkeiten hatten sein Leben bestimmt. Fähigkeiten die man sich nicht wünschte. Man wurde mit der Zeit abgebrüht. Irgendwann verschwammen die Grenzen und dann gab es kein Gut und Böse mehr. Jeder musste irgendwann einsehen, dass es keine Helden und Schurken gibt. Nur Leute die ihre eigenen Ziele verfolgten. Egal wie diese Ziele aussahen. Extremisten planten Terroranschläge und Leute wie er versuchten eben diese Menschen aufzuhalten. Doch die Extremisten hielten sich deshalb noch lange nicht für Schurken, denn in ihren Augen wurden sie mit diesen Taten zu Helden. So hatte Mike gelernt zu denken wie einer dieser Männer. Das Überleben in einem Krieg hängt einzig davon ab, wie gut sich der Soldat an die Situation und die Menschen anpassen kann.
Emily fragte ihn weiter über die Arbeit eines Agenten aus, doch er konterte immer mit der gleichen Antwort: „Das ist Top-Secret.“
„Sie erinnern mich an den Bruder meines Ex-Freundes. Der hat auch immer auf geheimnisvoll gemacht.“
„Warum?“, fragte Gaber.
„Keine Ahnung. Ich hab nie erfahren was er gemacht hat, nachdem er aus der Army raus war.“
„Wie heißt der Bruder Ihres Ex-Freundes?“
„Edward Thornton, ein Ekelpaket und Rüpel, der denkt er ist der beste der herumläuft.“, erwiderte Emily.
„Hm. Kling nach Spezialeinheit.“, scherzte Mike.
„Mein Ex-Freund und sein Bruder waren beide bei den Army-Rangern.“, erwiderte Emily ernst.
Mike dachte darüber nach. „Ich vermute der Bruder Ihres Ex-Freundes wird danach für ein spezielles Soldatenprogramm ausgewählt worden sein. Diese Programme sind auch immer streng geheim. Diese Soldaten erhalten eine harte Ausbildung und gelegentlich werden Sie auch von der CIA angeworben um irgendwelche Missionen durchzuführen.“
„So wie Sie?“
„Nicht so ganz. Ich wurde damals direkt nach meinem Abschluss an der Uni angeworben und ausgebildet. Danach habe ich nur noch diese Tätigkeit ausgeführt und wurde nicht für jeden Auftrag extra angeworben. Ab und an arbeitete ich jedoch mit den Männern der Delta Force und des SEAL Team Six zusammen.“
„Ich könnte Ihnen Stunden zuhören.“, gestand Emily.
„Ich fürchte so viel Erzählstoff kann ich nicht anbieten.“, antwortete Mike lachend. Er fühlte sich wohl hier, doch sein alter Instinkt als Agent verleitete ihn dazu sich genau umzusehen. Dabei fiel ihm ein Lieferant auf, der besonders lange auf Emily starrte. Er wusste nicht genau was ihm nicht gefiel, doch er fragte Emily vorsichtig: „Verzeihen Sie, kennen Sie den Mann da drüben?“
Er deutete mit seinen Kopf unauffällig in die Richtung des Typen und wartete auf ihre Reaktion. „Oh mein Gott, dass ist Edward Thornton. Wie hat er mich gefunden?“, erwiderte sie erschrocken und versuchte sich kleiner zu machen.
„Keine Ahnung, aber das wissen wir gleich.“, erwiderte Mike und erhob sich aus dem Stuhl. Er griff sich seinen Mantel und tat so als würde er auf die Toilette gehen, doch er machte kehrt und schmuggelte sich in eine große Gruppe, die gerade das Café verließ.

Er hatte die Reaktion von Emily gesehen und grinste schief in das angenehm eingerichtete Café. Sie würde keinen Verdacht schöpfen, denn offiziell war er ja als Lieferant tätig. Dieses Weibsstück würde bald teuer für ihre Handlungen bezahlen. Edward hielt den Tod für eine angemessene Strafe. Sein Bruder wurde mit der Zeit immer depressiver und schließlich kam das Unausweichliche. Jetzt würde sie ihm folgen. Ihn erfüllte der Gedanke mit einer antreibenden Kraft. Niemand würde es verhindern. Niemand. Plötzlich spürte er einen harten Gegenstand im Rücken. Er begriff sofort, dass ihm da jemand eine Waffe ins Kreuz drückte. „Was wollen Sie hier?“, raunte der Unbekannte hinter ihm mit leiser Stimme.

Mike hatte sich mit der Gruppe bewegt und gewartet bis er an Thornton vorbei war. Dann hatte er unauffällig seine Beretta gezogen und sie ihm ins Kreuz gedrückt. Er hielt die Waffe gut verborgen, da er seinen Mantel darüber gelegt hatte. „Wer sind Sie?“, fragte Thornton und versuchte seine Überraschung zu verbergen, doch ein Profi wie Mike einer war hatte sofort erkannt, dass er mit dieser Aktion nicht gerechnet hatte. „Wenn Sie noch hier rausspazieren wollen, würde ich sagen Sie beantworten meine Frage.“, erwiderte Mike mit dem raunenden Effekt in seiner Stimme.
„Nichts, ich bin nur fasziniert von der schönen jungen Dame da drüben.“, erwiderte Thornton und zeigte auf Emily.
„Komisch. Auf mich machte sie den Eindruck, als ob sie Sie kennen, stimmt doch Edward?“
Jetzt hatte er ihn übertölpelt. „Also was machen Sie wirklich hier?“, fragte Mike nochmals und spannte diesmal den Hahn seiner Waffe um bedrohlicher auf Edward zu wirken. „Sie hat meine Familie zerstört und ich wollte Sie überzeugen, dass Sie wieder zurückkommt, damit mein Bruder wieder glücklich ist.“, log der Elitesoldat. „Lassen Sie sie in Ruhe und verschwinden Sie.“
„Oder was?“
„Oder Sie landen in einem schwarzen Plastiksack.“, erwiderte Mike mit einer drohenden Stimmlage. „Jetzt gestatten Sie mir eine Frage. Sie sind der Typ, der gerade auf die Toilette verschwunden ist, habe ich Recht?“, erwiderte Thornton, doch er erhielt keine Antwort. Erst jetzt merkte er, dass der Druck aus seinem Rücken verschwunden war. Er drehte sich um und blickte sich nach allen Seiten nach einer verdächtig wirkenden Person um. Jetzt war er doch etwas nervös. Der Unbekannte hatte ihn überrascht und beinahe getötet. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Er drehte sich um und da saß der Typ wieder an dem Tisch, gegenüber von Emily. Verdammt, wie hatte er das gemacht?

Mike blickte zu Edward hinüber, der mit einem großen Schwall von Menschen hinausverschwand.
Er würde zurückkommen, dessen war sich Mike sicher. Ihm war nicht wohl, bei dem Gedanken, dass seine Verwandten mit Emily zusammen waren. Der Typ hatte es eindeutig auf sie abgesehen. Gaber vermutete, dass er Emily irgendetwas antun würde. Er würde ein Auge auf sie haben. Wieder keine Ruhe vor Weihnachten, genau wie vor 6 Jahren. War ihm denn gar keine Auszeit vergönnt? Reichte es nicht schon, dass er rund um die Uhr im Einsatz war und sein Leben bei jedem davon am seidenen Faden hing? Doch die Menschen in seiner Umgebung fühlten sich jetzt sicher. Emily schien gleich wieder etwas ruhiger zu werden. „Okay er ist weg, wie haben Sie das angestellt?“, fragte Emily verblüfft.
„Ich sagte doch, ich kümmere mich darum.“, erwiderte er mit einem Grinsen.
„Aber Sie waren noch nicht mal in seiner Nähe.“
„Tja, ich habe meine Methoden und eine davon ist es unsichtbar zu werden, wenn es nötig wird. Dies ist eine meiner leichtesten Übungen.“
„Was ist eigentlich Ihre Aufgabe?“, fragte Emily.
„Das darf ich nicht verraten.“, erwiderte Mike. Seine Aufgabe bestand darin, in Verstecke von Terroristen einzudringen. Dabei wurde er entweder mit einer neuen Identität ausgestattet, oder er reiste mit einem Team an den Ort und führte Observierungen durch und kümmerte sich danach um die Männer und Frauen, auf die er angesetzt wurde. Bisher hatte er sich noch nie so sehr Gedanken darüber gemacht, wie eine seiner Missionen enden konnte. Doch in seinem Hinterkopf war dieser eine Gedanke immer präsent. Er verfolgte einen, vor, während und auch nach einem Einsatz. Er versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren. Er war sich jedoch immer Bewusst, dass jede Mission seine letzte sein könnte. Dass er zu diesem Zeitpunkt hier bei seiner Familie saß, verdankte er Großteils seinen Fähigkeiten. Die CIA hatte viel Zeit und Geld in seine Ausbildung investiert. Letzten Endes hatte es sich gelohnt. Er war von einem normalen Studenten, der darauf bedacht war gute Noten zu schreiben, zu einem Topagenten geworden. Zu diesen Fähigkeiten zählte, der waffenlose Nahkampf, Resistenz gegen extreme Foltermethoden, speziell ausgeprägte Fähigkeiten im Fliehen und untertauchen und natürlich auch der präzise Umgang mit Feuerwaffen jeglicher Art. Er hatte eine überdurchschnittliche Ausbildung mit Handfeuerwaffen bekommen, dass wichtigste Instrument eines jeden Killers. Das Erste, was er gelernt hatte, war das man niemanden vertrauen durfte. Vertrauen hieß, dass man einen Menschen an sich heranließ. Dies konnte bei einem heiklen Einsatz sofort über Erfolg und Misserfolg entscheiden. So erfuhr niemand, was man eigentlich genau wollte und man konnte in Ruhe den Auftrag ausführen. Die einzige Frau in seinem Leben, der er immer vertraute, war Sharon.

Ein markanter Kaffeeduft durchzog die Wohnung. Sharon brachte zwei Schalen mit dem heißen Getränk ins Wohnzimmer und stellte eine davon vor Mike auf den Couchtisch. Die andere umgriff sie mit beiden Händen und nippte vorsichtig am Rand der Schale. Mike bedankte sich mit einem knappen: „Danke.“
Dann ergriff er seine Tasse und nippte ebenfalls vorsichtig daran. „Also Mike, du bist jetzt in meiner Wohnung. Nur wenige haben es auf Anhieb bis hierhin geschafft.“, fing Sharon an zu erzählen. Dabei grinste sie ihn an und ihre grünen Augen untersuchten akribisch genau sein Gesicht. Mike lächelte zurück. Er war wohl verliebt. Sein Mentor, Eric Rainfield, ein Mann mit 14 Jahren Außendiensterfahrung, hatte ihn vor diesen Gefühlen gewarnt. Sie nahmen einem den Blick auf das Wesentliche und konnten einen verletzen. Mike mochte ihre Art zu sprechen und wie sie mit ihm umsprang. Sie ließ ihn zwar in ihre Wohnung, doch nun spielte sie mit ihm, versuchte ihn reinzulegen und zu verunsichern. Er mochte dieses Spiel jetzt schon. Er würde sich etwas zusammenreißen um ihr nicht gleich zu verraten, dass er ihr überlegen war. Er wusste auf was sie hinauswollte, doch jetzt würde er sie etwas zappeln lassen. Er lehnte sich zurück und sog den kräftigen Duft des Kaffees ein. Sie rückte näher an ihn heran und kam mit ihrem Gesicht ganz nah an das seinige und tat so als würde Sie sich für einen Kuss vorbereiten. Mike war darauf gefasst, dass Sie gleich versuchen würde ihren Kopf zurückzuziehen. Und als sich ihre Lippen beinahe berührten, zog sie ihren Kopf zurück und sagte herausfordernd: „Vielleicht später mal.“
Mike grinste und blickte sie verführerisch an. Jetzt war er an der Reihe. Er ergriff ihre rechte Hand mit seiner linken und streichelte sie zärtlich mit seiner rechten. Sie lehnte sich zu ihm hinüber, blickte ihm tief in die Augen, versuchte zu erahnen was er vorhatte. Gaber senkte seinen Kopf und küsste sie auf die Stirn. „Nicht schlecht, du Macho.“, erwiderte sie.
Mike saß da und setzte schon zu einem weiteren Kuss an, als sie nach oben blickte und ihre Lippen unerwartet auf die seinen presste.
„Treffen wir uns am Samstag im Dean’s?“, fragte sie nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.
„Gerne.“, erwiderte Mike erfreut.


Mike lehnte sich entspannt zurück. Er zückte seine lederne Geldbörse und rief den Kellner. Dieser verneinte jedoch und meinte für einen Helden wie ihn sei alles gratis. Dann stand er auf und verließ gemeinsam mit seinen drei Frauen das Café. „Wann treffen wir uns mit den anderen zum Essen?“, fragte Mike.
„Erst morgen. Wir gehen heute Abend was trinken, also Emily und ich.“, erwiderte Kim.
„Ich werde euch begleiten.“, antwortete Mike.
Kim lächelte und umarmte ihn. „Danke Cousin. Jetzt fühl ich mich gleich sicherer.“
Mike grinste und drückte sie fest an sich. Er wollte sie nicht aus den Augen lassen. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl, wenn er an die vorangegangenen Ereignisse dachte.
Emily blickte ihn lächelnd an. Die Weihnachtszeit versetzte alle in gute Stimmung. Doch dieser Thornton musste ja auftauchen. Mike hätte ihm jeden Knochen brechen sollen, dann müsste er sich jetzt keine Sorgen machen.

Der Abend brach schnell herein und die beiden Frauen brachten Mike in eine gutbesuchte Bar. Dabei wurden erneut Erinnerungen an früher wach.

Samstag 29. November 1997
Mike und Sharon betraten das Lokal. Es war gemütlich eingerichtet. Die Stimmung war gut und die jungen Leute feierten. Sie gingen hinüber an die Bar und wurden bereits von einer Schar an Leuten empfangen. „Hey Sharon, ist das dein neuer Freund?“, fragte eine große, schlanke Brünette mit riesig großen Brillen auf der Nase. Die anderen Frauen kicherten, als sie Mike sahen. Er fühlte sich nicht ganz wohl dabei hier so eingeengt zu sein. Normalerweise wählte er immer Plätze von denen aus er alles überblicken konnte. So war er ein leichtes Ziel und konnte jederzeit angegriffen werden. Er hatte zwar schon getötet und gekämpft, doch er wollte es nicht darauf ankommen lassen. Er als CIA Agent hatte doch von ein paar jungen Studenten nichts zu befürchten. Doch seine Meinung änderte sich schlagartig, als er von hinten eine Frau betteln hörte. „Nein, Mark, lass das.“
Dann ein Aufschrei. Mike drehte sich herum und blickte in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. „Du Miststück, ich gebe die Befehle und wenn ich sage du gehst mit meinem Kumpel Anthony aus, dann gehst du gefälligst mit ihm aus ohne Wenn und Aber.“, erklärte der Typ und schlug ihr fest in den Bauch. „Da ist er schon wieder.“, sagte Sharon und schüttelte nur angewidert den Kopf. „Wer ist das?“, fragte Mike.
„Das ist Mark Ross, er ist ein Arschloch und ein Rüppel. Jemand sollte der armen Amanda helfen.“
Als er erneut die Hand hob und ihr ins Gesicht schlug, war für Mike Schluss mit Lustig. Er erhob sich von seinem Barhocker und ging geradewegs auf diesen Ross zu. Sharon versuchte ihn aufzuhalten und als ihr dies nicht gelang rief sie ihm hinterher: „Was hast du vor?“.
„Dem Typen Manieren beibringen.“ Sharon und ihre Freunde starrten ihm nur ungläubig nach und schüttelten hoffnungslos den Kopf..
„Hey du Penner, lass sie in Ruhe.“, sagte Mike in herausforderndem Ton.
Sofort zog der 1’83 Meter große Mike alle Blicke auf sich.
Sharon riss die Augen auf und ein paar ihrer Freunde die Münder.
Ross drehte sich langsam um. „Wie hast du mich genannt?“
„Hast du was an den Ohren du Neandertaler?“
Er merkte wie Ross seine Muskeln anspannte. Jetzt war er wütend und vermutlich wollte er etwas Dampf ablassen. Mike rechnete mit allem. „Ich glaube, man hat dir nicht genug in den Arsch getreten du Loser.“, erwiderte Mark und formte seine Hände zu Fäusten. Mike stand unbeeindruckt vor ihm und starrte ihn kaltblütig an. Schon holte Ross zum Schlag aus. Mike wich geschickt zur Seite und der Schlag von Mark ging ins Leere. Der Schwung des Neandertalers war so gewaltig, dass er Mühe hatte sich abzufangen. Mike befand sich nun genau hinter ihm und wartete auf einen weiteren Angriff. Dabei beobachtete er jedoch diesen Anthony aus dem Augenwinkel heraus. Mark ließ seinen rechten Ellbogen zur Seite sausen, in der Hoffnung Mike damit niederzustrecken. Dieser fing den Arm rechtzeitig ab und ging seinerseits in die Offensive. Sofort brachte er ihn mit einem gut gezielten Tritt in die Kniekehle aus dem Gleichgewicht und ließ seinerseits seinen linken Unterarm ins Gesicht seines Gegenübers sausen. Mit einem zufriedenstellenden Knirschen brach dabei die Nase von Ross. Dieser wich geschockt zurück und fasste sich an die Nase. Seine Hände waren sogleich mit seinem eigenen Blut befleckt. Jetzt wurde er richtig sauer. Er versuchte erneut einen Schlag durchzubringen, doch auch diesmal war Mike schneller, fing den Arm ab, riss ihn hoch und drehte sich um 90 Grad. Durch die entstandene Hebelwirkung schleuderte er diesen Drecksack über sich. Mit einem dumpfen Knall schlug er hart auf den Fließen auf. Er riss sofort den Mund auf um Luft zu bekommen, doch Mike ging noch einen Schritt weiter und rammte ihm seinen Stiefel ins Gesicht. Zähne und blutiger Speichel verteilten sich auf dem Boden. Von hinten hörte er wie Anthony sich ein Tafelmesser vom Tisch geschnappt hatte, mit welchem er auf Mike losging. Gaber trat einen Schritt zur Seite, packte Anthony am Genick und schleuderte auch diesen Drecksack über einen der gegenüberliegenden Tische. Gläser fielen zu Boden, wo sie zerbrachen und die sich darin befindende Flüssigkeit auf dem Boden verteilte. Mike hatte genug. Er trat über Mark hinweg und half der jungen Amanda auf die Beine. „Kommen Sie, wir besorgen Ihnen Eis.“ Er trat hinüber zu dem Barmann, der ihm einen Eisbeutel entgegenstreckte, welchen Mike umgehend ergriff. Zusätzlich legte Gaber zwei hundert Dollar auf den Tresen. „ „Für die Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen gemacht habe.“
Dann reichte er Amanda den gut gekühlten Eisbeutel und antwortete: „Drücken Sie das Fest auf ihre Wange.“
Sie tat wie Mike erklärt hatte und bedankte sich eingeschüchtert bei ihm. „Der rührt Sie nicht mehr so schnell an.“, beruhigte sie Gaber. „Wie … Wie hast du das gemacht?“, fragte Sharon geschockt. Mike blickte in die Gesichter ihrer Freunde. Die applaudierten und klopften ihm anerkennend auf die Schulter. „Du willst wissen wie ich das gemacht habe?“
Sie nickte. Mike blickte sich nach allen Seiten um und beschloss dann sie mit nach draußen zu nehmen. „Komm mit.“
Er ging mit ihr nach draußen und versicherte sie, dass niemand ihn hören konnte. „Wie …“, setzte Sharon erneut an, doch Mike unterbrach sie. „Ich bin Antiterroragent.“
Sie blickte ihn schief an und brach dann in lautes Gelächter aus. „Hör auf mich zu veräppeln.“
„Sharon, das ist mein voller Ernst. Seit zwei Jahren bin ich als Antiterroragent tätig.“


Er trank nur eine Cola und passte auf, dass die beiden jungen Damen nicht zu viel Alkohol tranken. Dabei stach ihm dieser Thornton erneut ins Auge. Er saß an dem Tisch gegenüber und beobachtete sie. Mike wusste, dass er die Warnung verstanden hatte. Vielleicht musste er das nächste Mal zu drastischeren Mitteln greifen. Mike war niemanden den man zum Feind haben wollte. Dieser Edward Thornton legte es wohl darauf an, dass Mike ihn in die Schranken wies. Er ließ sich jedoch nichts anmerken und tätigte einen weiteren Schluck von seiner Cola. Als er sich wieder zu Thornton umdrehte, war dieser verschwunden. Er drehte sich zu Kim und Emily und stellte erschrocken fest, dass Emily auch verschwunden war. „Wo ist Emily?“, fragte Mike.
Kim wies nur stumm auf die Toilette. Sofort bahnte sich Mike seinen Weg durch die Masen. „Wo willst du hin?“, rief sie ihm hinterher.
Er hatte die Toiletten fast schon erreicht, als er von der Damentoilette einen markerschütternden Schrei vernahm. Sofort stieß er die Tür auf und fand Emily auf dem Boden sitzend vor. Mike drängte sich durch die Frauen und half Emily vorsichtig dabei aufzustehen. „Was ist passiert?“, fragte Gaber sanft. „Ein Typ ist hier drin gewesen und hat ihr eine Spritze in den Arm gejagt.“, berichtete eine der Zeuginnen. „Wo ist er hin?“, fragte Mike weiter.
„Er ist durch das Fenster hinausgeklettert.“
In dem Moment als Mike sich umdrehte, hörte er von draußen einen Satz quietschender Reifen und einen Wagen der vorbeisauste.

Fortsetzung folgt ...

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3

Freitag, 20. Januar 2012, 08:55

Kapitel 3

Mike sprang sogleich auf und stürmte aus der Toilette. Während er hinauseilte rief er noch in die Toilette: „Rufen Sie einen Krankenwagen.“ So schnell er nur konnte, lief er durch die Bar, drängte und stieß ein Paar zur Seite und erntete ein paar: „Pass auf du Penner.“
Doch er scherte sich einen Dreck um die Leute, er musste diesen verdammten Mistkerl schnappen, ansonsten standen Emilys Chancen schlecht. Er hatte das Treppenhaus bereits erreicht und hechtete die Treppen hoch, indem er zwei auf einmal nahm.
Er musste wissen, was das für ein Mittel war, wie es wirkte und ob es ein Gegenmittel. Er hatte bereits die Eingangstür erreicht, welche er aufstieß und, mit der Beretta im Anschlag ins Freie trat. Er blickte sich um und lauschte angestrengt, ob er ein Zeichen von dem Schweinehund bemerkte. Er sah einen Lichtschein und hörte wie ein Motor hochdrehte. Sofort sprintete er in die Richtung. Er erreichte die Straße nur wenige Augenblicke später und entdeckte den Lichtschein, der Scheinwerfer, die direkt auf ihn zurasten. Mike hob die Waffe, doch er war nicht schnell genug zum Abdrücken und so hechtete er zur Seite, wirbelte herum und richtete die Beretta auf den schwarzen Sedan. Er feuerte ein, zwei, drei Kugeln auf die Heckscheibe ab, welche unter lautem Krachen in einem Splitterregen auf die Rückbank niederging. Sofort feuerte Mike blitzschnell noch dreimal und zerstörte dabei die rechte Rückleuchte, sowie den rechten hinteren Reifen. Der Wagen setzte seine Fahrt jedoch unbekümmert fort und verschwand im Dunkel der eisigen Nacht. Mike war außer Atem, er schwitzte, obwohl die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt lagen und er nur ein schwarzes Sakko über seinem weißen Hemd trug. Er stieß einen wütenden Fluch aus und zückte eilig sein Handy. Er wählte eine Nummer aus dem Gedächtnis und ließ es zweimal läuten. Dann meldete sich eine bekannte Stimme: „Ja, hier Benjamin Thumps?“
„Benji? Ich bin’s Mike. Hör zu, du musst einen Wagen zur Fahndung ausgeben. Marke: Ein schwarzer Toyota Avalon. Kennzeichen aus Virginia mit folgenden Zeichen: Juliett Mike Alfa, Nine Six Four.“
„Geht klar Mike.“, erwiderte Benjamin ohne nachzufragen warum er dies tun sollte.
„Hier haben wir ihn. Zugelassen auf eine Thornton Pharmaceutics Corporation. Der Vorstand der Firma heißt Jon Thornton. Alter: 52 Jahre. Hat zwei Kinder. Zwei Söhne, Jon Thornton Junior und Edward Thornton. Jon Thornton Junior beging am 20. Jänner 2011 Selbstmord.“
Mike war nicht überrascht. Diese Familie wollte Rache für dass, was Emily ihnen angetan hatte. Verdammt, hätte er doch nur besser aufgepasst. Seit 16 Jahren war er nun Bundesagent und er konnte nicht verhindern, dass dieser Thornton Emily irgendein Mittel gespritzt hatte.
Mike machte sich in diesem Moment große Vorwürfe. Er hatte so viele Menschen getötet und doch nur wenige direkt gerettet. Im Gegenteil, manchmal wurden unschuldige Menschen geopfert um die Mission zu Ende zu bringen. Er schüttelte verzweifelt den Kopf. „Danke Benji. Du hast mir sehr geholfen.“, bedankte sich Mike und legte auf. In der Ferne hörte er Sirenen. Die Rettungskräfte rückten an. Mike hoffte nur, dass es nichts Gefährliches war, dass Thornton ihr gespritzt hatte. Mike lief in die Bar zurück um bei Emily zu sein. Er drängte sich durch die Massen und fand Kim bei Emily vor. Sie war blass und ihre Augen waren glasig. Sie schien nicht allzu gesund zu sein. Mike fühlte ihre Stirn. Sie glühte. Verdammt, was war das für ein Zeug. Von weitem hörte er wie sich die Sanitäter näherten. „Hier drüben.“, rief Mike. Er machte sich große Sorgen um Emily. Die Sanitäter drängten sich an den Anwesenden vorbei und fingen mit der Behandlung von Emily an. Normale Fragen wurden gestellt zum Beispiel: Wie Sie hieß, wo Sie wohnte und was passiert war. Mike gab seine Aussage zum Protokoll, nur die Schießerei ließ er weg.
Er musste sich jetzt darum kümmern nicht in den Mittelpunkt zu geraten. Emily wurde zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Mike raste mit Kim hinterher und wachte mit ihr vor dem Zimmer. Die Stunden vergingen und langsam fanden sich auch die restlichen Mitglieder der Familie ein. „Ihre Eltern sind bereits auf dem Weg. Sie haben die erste Maschine aus Michigan genommen.“, erklärte Jackson. Mike nickte nur und dachte über die letzten paar Stunden nach. Er hatte sich nichts vorzuwerfen. Niemand konnte wissen, dass diese Typen nicht richtig tickten. Dann kam endlich der Oberarzt heraus. „Und wie geht es ihr?“, fragte Jackson Gaber besorgt.
„Ihr Zustand ist stabil. Jedoch haben wir die Art des Virus nicht bestimmen können. Was auch immer es ist, sie wird daran sterben. Wir können nichts tun.“, erwiderte der Arzt.
Mike akzeptierte dies nicht. „Wie lange hat sie noch?“, fragte Jackson.
„Wenn’s hoch kommt 72 Stunden. Es tut mir leid.“
Mike wusste, dass er diese Typen aufspüren musste. „Wie sieht die Heilbarkeit mit dem richtigen Gegenmittel aus?“, fragte Mike.
„Wenn wir eines hätten, würden ihre Chancen sicherlich steigen. Ich schätze dann würde sie sich erholen.“, erwiderte der Arzt mit überzeugter Stimme.
Als er gerade fortsetzen wollte, meldete sich sein Pager. „Ich sehe später wieder nach ihr.“
Als der Mann um die Ecke verschwunden war, wandte sich Jackson Gaber seinem Sohn zu. „Was hast du vor Junge?“
„Ich werde ihr das Gegenmittel besorgen. Dieser Thornton wird damit nicht durchkommen.“, erwiderte Mike ernst.
„Tu nichts was du bereust Michael.“, erwiderte sein Vater.
Doch Mike würde nichts bereuen. Er würde diese Familie zur Strecke bringen, das war er ihr einfach schuldig. Die Jagd war eröffnet. Jetzt meldete sich Mikes Instinkt. Er würde bei dieser Firma anfangen. Jetzt hatten die Thorntons ein echtes Problem am Hals. Einen wütenden Killer, der vor nichts Halt machen würde um an das Gegenmittel zu kommen.


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4

Freitag, 20. Januar 2012, 08:56

Kapitel 4

Mike hatte sich die Akte von Jon und Edward Thornton schicken lassen. Was er darin fand, beunruhigte ihn etwas. Diese Thornton Pharmaceutics Corporation entwickelte Biowaffen und Kampfstoffe für verschiedene Auftraggeber. Dieser Edward Thornton wurde, nachdem er drei Jahre lang bei den Army Rangern war, für ein geheimes Projekt ausgewählt, wo er zum perfekten Killer ausgebildet wurde. Er weiß wie man Leute still und heimlich um die Ecke brachte ohne selbst dabei anwesend zu sein. Nun dann war er jetzt wohl etwas aus dem Konzept, denn das war keine Meisterleistung. Vermutlich hatte Mike seinen Teil dazu beigetragen, als er ihn so überrascht hatte. Er hätte gleich abdrücken sollen, dann wäre es jetzt überstanden gewesen. Mike saß in seiner Suite und bereitete sich auf seinen nächsten Einsatz vor. Er hatte seine Waffe gereinigt und wieder zusammengesetzt. Dazu holte er noch aus seinem Ford Taurus seine Zweitwaffe, eine Walther P99c. Er wollte keine bösen Überraschungen erleben. Mike würde nicht zulassen, dass Emily aus dem Leben schied. Dieses Mal würde er nicht im Interesse seines Landes handeln, diesmal war es persönlich und er hatte nicht vor, sich unterkriegen zu lassen. Es würde unschön werden, doch er musste es tun, um Emily zu retten. Die erste Spur würde ihn in den Firmensitz von Thornton führen. Dort würde er versuchen herauszufinden, welches Gift dieser miese Schweinehund ihr verabreicht hatte und wo das Gegenmittel sich befand, falls es eines gab, doch Mike setzte alles darauf, dass dieser hirnverbrannte Verrückte sich für alle Fälle vorbereitet hatte. Denn der schlimmste Fall war eingetreten. Doch sie hatten einen Faktor außer Acht gelassen und zwar einen Agenten mit 16 Jahren Außendiensterfahrung, ein ausgebildeter Killer. Sie würden teuer bezahlen. Mike hatte diesen Edward Thornton gewarnt, jetzt würde er seine Warnung in die Tat umsetzen. Noch bevor diese 72 Stunden vorbei waren, würde Edward Thornton von dieser Welt verschwunden sein, genau wie dieser Jon Thornton. Diesmal würde es anders kommen. Er würde nicht scheitern und Emily würde nicht sterben.
Mike setzte sich an sein Notebook und verfasste eine Biographie. Er musste verdeckt in diese Firma kommen, andernfalls würde er sofort auffliegen. Nach nicht einmal einer Stunde war er fertig mit seiner Biographie. Er würde dort als Robert Floyde auftreten, ein Geschäftsmann, der gerne in das Unternehmen investieren würde. Um wirklich authentisch zu wirken, holte er aus seinem ledernen Aktenkoffer ein Set mit vorgefertigten Pässen, wo bereits der Name, das Geburtsdatum und die Nationalität vorgegeben waren. Mike holte ein Passfoto hervor, welches er mit einer chirurgischen Präzision einsetzte und die Folie sorgfältig mit einer speziellen Apparatur verschweißte. Danach holte er einen Führerschein hervor, legte das Foto passgenau auf die Vorlage und legte diese Vorlage dann in ein weiteres Gerät. Nach wenigen Sekunden war der Führerschein ausgestellt und der Spaß konnte beginnen.
Mike verließ seine Suite und stieg eilig die Treppe hinunter. Dort stieg er in einen blauen Dodge Charger, den sein Vater ihm zur Verfügung stellte. Er klappte die Sonnenblende hinunter und ein Schlüssel fiel ihm entgegen. Mike startete den Wagen und schob eilig rückwärts aus der Parklücke.
Er jagte den Wagen über den Highway und überfuhr dabei ein paar rote Ampeln. Er erreichte den Sitz der Firma in wenigen Minuten. Dort bewegte er sich eilig auf die Information zu und wurde von einer freundlich lächelnden Frau in Empfang genommen. „Willkommen bei der Thornton Pharmaceutics Corporation, wie kann ich Ihnen helfen?“
„Mein Name ist Robert Floyde. Ich hätte Interesse an ein paar Investitionen. Wäre es möglich mit ihrem Vorsitzenden zu sprechen?“
„Warten Sie Mr. Floyde, ich werde sehen ob Mr. Thornton Zeit hat.“
Mit einer einladenden Geste ersuchte Mike die Dame dies für ihn zu erledigen. Er wartete kurz und entdeckte einen Notausgang, den er im Notfall als Fluchtweg benutzen sollte. Dies würde er auch tun, wenn es kein Notfall war, sondern wenn er schnell verschwinden musste.
Er lehnte sich gegen den Informationstisch der Rezeption und wartete auf die Antwort der brünetten Frau. „Mr. Thornton wird Sie empfangen. Sie fahren mit dem Fahrstuhl in die 27. Etage und halten sich gleich rechts. Dort werden Sie dann von Mr. Thornton erwartet.“
„Vielen Dank.“, bedankte sich Mike kurz und knapp. Dann verschwand er in Richtung Aufzüge und drückte den Knopf, um in die 27. Etage zu kommen. Er war unbewaffnet und hoffte, dass es ohne Waffengewalt ausging. Er konnte keine zusätzliche Aufmerksamkeit brauchen. Mike schritt durch die Aufzugstür und hielt sich rechts. Dort wurde er bereits von einem Herrn um die 64 erwartet. Er hatte kurzes graues Haar und schien ansonsten recht fit zu sein. Er war zwar nicht muskulös, doch ein Geschäftsmann wie er es war, hatte doch von niemandem etwas zu befürchten. Doch Mike wusste, was Thornton für ein hinterlistiger Mistkerl war, also vertraute er dem Chef persönlich nicht. Mike war schon wieder ohne Rückendeckung. Doch zum Glück benötigte ein erfahrener CIA Agent wie er keine Hilfe um solche Situationen gut über die Bühne zu bringen. „Mr. Floyde? Ich bin Jon Thornton, bitte kommen Sie in mein Büro.“, begrüßte ihn der Mann und zeigte mit seiner Hand auf eine große gläserne Tür, die man bestimmt bei Bedarf verdunkeln konnte.
Als Mike Platz genommen hatte, drückte der smarte Geschäftsmann auf einen Knopf, der an der Unterseite seines Schreibtisches befestigt war und die Tür sowie die Fenster verdunkelten sich. Mike hatte Recht gehabt. Er lehnte sich zurück und tat so als wäre er beeindruckt von dieser Technologie. „Also Mr. Floyde, Sie wollen also in mein Unternehmen investieren?“
Der alte Mann schien wohl gleich auf den Punkt zu kommen. „Genau. Vor allem in die Abteilung für Gegenmittel.“
„Ah. Ich verstehe. Dies hat nichts damit zu tun, dass mein Sohn einer ihrer Freundinnen ein besonderes Gift verabreicht hat, oder?“
Verdammt, Mike hatte nicht damit gerechnet, so schnell aufzufliegen. Mike erhob sich langsam und bedächtig von seinem Stuhl. Es war mitten in der Nacht. Niemand würde etwas ahnen. Mike würde einfach verschwinden und in einer dunklen Gasse getötet werden. Er spürte wie ihm jemand eine Waffe ins Genick drückte. „Jetzt kann ich mich revanchieren.“, sagte Edward Thornton in selbstgefälligem Ton.
„Sieht wohl so aus.“, erwiderte Mike. Jon Thornton trat an ihn heran und raunte ihm ins Ohr: „Sie sind ein zweitklassiger Agent. Sie können vielleicht meinen Sohn austricksen, doch mich nicht.“
Dann trat er einen Schritt zur Seite und grinste schief. „Leg ihn um.“
Mike reagierte noch im selben Moment. Er drehte blitzschnell seinen Kopf zur Seite und brachte ihn damit aus der Schusslinie, ehe er mit seinem rechten Ellbogen die Waffe in hohem Bogen aus der Hand von Edward Thornton beförderte. Sofort setzte Gaber nach. Sein Kopf schnellte nach vor und erwischte Thornton Junior im Gesicht. Seine Nase brach und der Ex-Soldat wurde nach hinten zu Boden befördert. Mit solchen Angriffen rechneten die wenigsten. Mike griff sich sogleich die Waffe des Sohnes, eine SIG-Sauer P239 und richtete sie auf den überraschten Vater.
„Was war noch gleich mit dem zweitklassigen Agenten?“, fragte Mike mit einem Lächeln im Gesicht.
Plötzlich flog die Tür des Büros auf und mehrere Sicherheitsleute stürmten in das Büro. Alle trugen eine MP5 bei sich und die Läufe richteten sich auf Mike. Dieser konnte nichts unternehmen und so warf er die Waffe weg und ergab sich. Er verschränkte seine Hände hinter seinem Kopf und ging auf die Knie. Ein Schlag mit einem der Maschinenpistolen schickte ihn zu Boden, wo er reglos liegen blieb.

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Freitag, 20. Januar 2012, 09:03

Kapitel 5

Ein beißender Geruch weckte Mike unsanft. Er war an einen Stuhl gekettet. Seine Hände hatten wenig Spielraum. Er zerrte wie wild an den Handschellen, doch die saßen zu fest. Er war seinen Peinigern ausgeliefert. Jetzt musste er beweisen, wie gut er wirklich war. Wenn er doch nur wüsste, wie viel Zeit er bisher verloren hatte. Mike musste etwas unternehmen und zwar schnell. Verdammt, er hatte nicht gut genug auf die Wachen geachtet. Hätte er diesen Faktor nicht übersehen, dann wäre er jetzt nicht in dieser misslichen Lage und vielleicht könnte er Emily bereits das Gegenmittel bringen. Doch er war nun hier, an einen unbequemen Stuhl gebunden, in einem Raum in dem es nach Desinfektionsmittel roch. Sein Blick wanderte über die kahlen Wände, auf der Suche nach einer Lösung oder einem Hoffnungsschimmer. Wenn er jetzt sterben würde, oder er noch länger Zeit vergeudete, dann wäre auch Emily dem Tode geweiht. Plötzlich flog die Stahltür auf und dieser Thornton trat ein gefolgt von seinem Sohn, der eine hässliche Schiene im Gesicht trug, vermutlich von dem Kopfstoß. „Sie sind ein zäher Bastard, das muss ich Ihnen lassen Mr. Gaber.“, fing Jon Thornton an. Mike starrte ihn kalt an. „Und um Sie bei Laune zu halten. Hier ist das Gegenmittel, welches Ihre Freundin braucht. Sie hat nicht viel Zeit. Das wird ein unschöner Abgang.“, erklärte Thornton mit einem bösen Grinsen. Mike würde ihn töten, bei der ersten Gelegenheit würde er diesen Thornton töten. „Sie werden hier sterben Mr. Gaber, ob Sie noch ein paar letzte Worte haben oder nicht, dass interessiert mich nicht.“
Mike zerrte nervös an seinen Fesseln. „Töte ihn, aber leise.“
Thornton drehte sich um und verschwand mit seinen Sicherheitsleuten aus dem Raum. Edward starrte wütend auf den Agenten. Mike musste sich jetzt schnell etwas einfallen lassen, oder er war geliefert. „Das wird ein Spaß.“
Mike hatte einen Plan. Er spannte seine Muskeln an und schnellte samt Stuhl nach vorn. Seinen Kopf benutzte er als eine Art Rammbock, als er Thornton Junior niederrempelte. Dabei spannte er all seine Nackenmuskeln fest an. Dann positionierte er sich genau über Edward und rammte ihn den Stuhl mehrfach gegen die Brust. Dabei erlitt dieser schlimme innere Verletzungen, die ihn letzten Endes das Leben kosteten. Mike ließ sich mit dem Stuhl zur Seite gleiten und fasste in die rechte äußere Jackentasche von Thornton. Wie erhofft, fand er darin den Schlüssel. Er befreite sich von den Fesseln und erhob sich langsam. Er griff sich die SIG-Sauer P239 und schlich langsam aus dem Raum. Die Jagd war eröffnet.


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Freitag, 20. Januar 2012, 09:04

Kapitel 6

Mike schlich langsam durch die schwach beleuchteten Gänge des Hauses. Er befand sich allem Anschein nach nicht mehr auf dem Gelände der Firma, sondern an einem Ort, der wohl abgelegen lag. Mit der Waffe im Anschlag suchte er nach einem raschen Weg, der ihn wieder nach draußen führte. Verdammt, warum war er nur so unvorsichtig gewesen. Vor sechzehn Jahren wäre er nicht so schlampig vorgegangen. Diese Unvorsichtigkeit konnte Emilys Leben beendet haben. Das Letzte mal, als er sich so hilflos vorgekommen war, war am 11. September 2001 gewesen. Ein grünes Schild wies ihm den Weg in die Freiheit. Er trat aus der spärlich beleuchteten Anlage und musste seine Augen vor der Helligkeit schützen. Zu diesem Zweck hob er seine linke Hand über seine beiden Augen und die rechte hielt er ausgestreckt, um die Waffe weiterhin im Anschlag zu halten. Er suchte die Umgebung nach einer potenziellen Bedrohung ab, musste jedoch ärgerlicherweise feststellen, dass er hier alleine war. Nichts bewegte sich und auch sonst lag das Gelände ziemlich verlassen dar. Er stieß einen kurzen Fluch aus und entdeckte dann einen alten Jeep Cherokee, Baujahr 1991. Er eilte achtsam auf das blaue Gefährt zu. Der Wagen musste wohl schon eine Zeit lang hier stehen, denn er war von einer dicken Schicht Staub, Dreck und Schnee bedeckt. Mike blickte sich hastig um und entdeckte, in einer blauen Werkzeugbox, einen verrosteten Hammer. Der würde reichen um Schaden anzurichten. Mike griff sich das Ding, holte aus und ließ das Ding auf die linke hintere Seitenscheibe niedergehen. Doch die Wucht reichte anscheinend nicht aus, denn der Hammer federte leicht zurück und die Scheibe hatte nur einen Riss erlitten. Mike holte erneut aus und schleuderte das Ding förmlich gegen das Glas, welches sich mit einem lauten Knall verabschiedete und tausende Splitter auf die Rückbank verteilte. Mike griff durch das offene Fenster und entriegelte den Wagen. Doch bevor er einstieg, griff er sich noch ein altes Holzstück, mit welchem er den Schnee entfernte und einen Schraubenzieher. Danach schwang er sich hinters Steuer und rammte den Schraubenzieher in das Zündschloss. Er drehte den Schraubendreher kräftig herum und der Motor stotterte kurz, ehe er wieder ausging. Mike schlug wütend gegen das Lenkrad und stieß einen verzweifelten Seufzer aus. Nach wenigen Sekunden versuchte er erneut den Motor zu starten.
Diesmal stotterte er kurz und mit einem kräftigen Ruck sprang der betagte V8, mit einem klingenden Schnurren, an. Mike aktivierte den Scheibenwischer und mit einem lauten Knirschen setzten sich die Scheibenwischblätter in Bewegung. Dabei wurde ein Großteil des Schnees entfernt. Jetzt wo er wieder etwas sah, schaltete er auf Drive und jagte den Wagen vom Parkplatz. Zusätzlich drehte er noch die Heizung voll auf und suchte nach einem Orientierungspunkt. Zum Glück war der Wagen ein Geländewagen und bahnte sich seinen Weg über die unbefestigte Straße. Mike wurde ganz schön durchgeschüttelt, ehe er nach knapp fünf Minuten eine asphaltierte Straße erreichte. Er blickte kurz nach rechts und entdeckte ein Schild. Es zeigte den Weg zum Highway. Mike beschleunigte den Wagen und driftete um die Kurve. Sofort trat er das Gaspedal bis zum Kickdown durch. Somit beschleunigte der Wagen besser. In wenigen Minuten war er auf dem Highway und raste diesen entlang bis er die gewünschte Ausfahrt erreicht hatte. Dort schnitt er noch einen Truck und fuhr mit beinahe 120 Stundenkilometer die Auffahrt hinab. Nach 45 Minuten hatte er erneut das Firmengelände der Firma Thornton erreicht und parkte etwas abseits des riesigen Gebäudes. Er wollte es diesem schmierigen Hund heimzahlen.
Jon Thornton machte sich etwas Sorgen. Sein Sohn hätte sich bereits bei ihm melden müssen. Er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Irgendetwas sagte ihm, dass etwas schief gegangen war. War dieser verdammte Gaber wirklich so gut, wie er behauptet hatte? Klar ein FBI Agent war nun mal nicht zu unterschätzen, aber gegen einen ausgebildeten Killer wie Edward? Dieser Typ hatte doch nicht den Hauch einer Chance. Andererseits hatte er ihn überwältigt und auch seine Wenigkeit beinahe getötet. Wer war dieser verdammte Special Agent Gaber wirklich?
Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu dem Schluss, dass er sich hier mit dem falschen angelegt hatte. Er stieg aus dem Fahrstuhl und ging mit großen Schritten durch die Lobby, bis hin zu seinem Büro. Dort öffnete er die Tür, trat ein und verschloss sie wieder. Er durchquerte sein Büro und öffnete den Tresor, der hinter vier Büchern von Charles Dickens versteckt lag. Er öffnete ihn und erschrak als er merkte, dass die darin gelagerte Colt M1911 verschwunden war. „Ich hab sie sicherheitshalber versteckt.“, ertönte plötzlich eine Stimme von hinten.
Jon Thornton drehte sich langsam um und blickte ungläubig auf den Mann, der nun hinter seinem Schreibtisch saß.
„Wie …? Wo ist mein Sohn?“

Mike hatte damit gerechnet, den alten Mann zu übertölpeln, wenn er ihn direkt konfrontiere. „Er ist tot.“
Für diese Antwort erntete Mike einen wütenden Blick des alten Mannes. Doch diese Wut schlug sofort in Hass um. „Sie werden dafür bezahlen, was Sie meinem Sohn angetan haben, das verspreche ich Ihnen.“, erwiderte Thornton mit ruhiger Stimme.
„Wo ist das Gegenmittel?“, fragte Gaber.
„Vergessen Sie’s. Diese kleine Hure wird sterben und danach kümmere ich mich um Sie.“
Mike verlor langsam die Geduld. „Letzte Chance Thornton, wo ist das Gegenmittel. Wenn Sie es mir gleich sagen, dann sparen Sie sich eine Menge Schmerzen.“
Thornton blickte ihn mit ausdruckslosem Gesicht an und schüttelte widerspenstig den Kopf.
„Sie schießen ja doch nicht auf mich. Dann würden Sie alle Leute hier alarmieren.“
Gaber sprang nun entnervt auf und richtete die SIG auf den Alten. „Netter Versuch Thornton, doch ich weiß, dass dieser Raum hier schalldicht ist. Nichts was wir sagen oder tun, wird nach draußen dringen. Schüsse miteingeschlossen.“
Jetzt hatte er ihn. „Ich halte viel aus, Mr. Gaber.“
„Das bezweifle ich.“, erwiderte er.

Thornton musste jetzt schnell etwas unternehmen. Er sah seine Chance und lief eilig zur Tür, doch ein gezielter Schuss in die linke Schulter streckte ihn nieder und ein heftiger Schmerz durchfuhr seinen Körper. Er stöhnte kurz auf und versuchte wieder aufzustehen, doch ein Schuss ins Sprunggelenk seines rechten Beins verhinderte diese Tat. Er kippte zur Seite und seine Augen füllten sich mit Tränen. Die Schmerzen waren enorm. Er hatte nicht mal die Kraft um zu schreien. „Wo ist das Gegenmittel?“
„Es ist … in der rechten unteren Schublade meines Schreibtisches.“

Mike drehte sich um und eilte zu diesem. Er öffnete besagte Schublade durch das Betätigen eines Schalters und eine gekühlte Lade kam zum Vorschein. Darin befanden sich drei Ampullen mit dem ersehnten Gegengift darin. Mike steckte sie zufrieden in die Innentasche seines Jacketts und schritt dann zu Thornton rüber. Dieser rührte sich noch und kroch zu dem Bücherregal hinüber. Dort sank er dann kraftlos zusammen. „Verschwinden Sie einfach.“, flehte der Mann, doch Mike zeigte kein Mitgefühl für dieses Schwein und jagte ihm drei Kugeln in den Oberkörper.
Dann steckte er die Waffe weg und lief zum Fahrstuhl.

Jon Thornton bekam keine Luft mehr. Er wusste, dass er sterben würde. Niemand würde ihm helfen können, doch er würde diesen Gaber und dieses Miststück mit sich nehmen. Mit letzter Kraft betätigte er einen Alarmknopf, der in der Bodenleiste des Regals eingebaut war. Ein schrillender Alarm ging los und Thornton schied aus dem Leben.
Mike war gerade aus dem Aufzug gestiegen, als plötzlich ein lautes Geräusch ertönte. Der Sicherheitsalarm war ausgelöst worden. Mike sprintete so schnell er nur konnte durch die Empfangshalle und quetschte sich noch durch einen engen Spalt, der sich schließenden Eingangstür. So schnell er nur konnte lief er zu dem goldenen Jaguar XJ X351. Er entriegelte den Wagen mit dem Schlüssel den er aus dem Schreibtisch von Thornton gestohlen hatte, als er in das Büro eingedrungen war. Mike schwang sich hinters Steuer und ließ den Motor aufheulen. Er schaltete auf Drive und trat das Gaspedal voll durch. Sogleich erwachten die 385 PS zum Leben und Mike schoss wie ein Blitz durch die Stadt und hinauf auf den Highway. Er war gerade auf der Arlington Memorial Bridge angekommen, als plötzlich ein Helikopter auftauchte und mit einem Granatwerfer das Feuer auf ihn eröffnete. Das Auto vor ihm wurde von der Explosion förmlich in die Höhe katapultiert, wo es nach wenigen Augenblicken durch die Schwerkraft wieder auf den Asphalt knallte. Mike riss das Steuer nach links und korrigierte gleich wieder nach rechts, um den fliegenden Feuerball zu umgehen. Dabei brach der Jaguar jedoch aus und als eine weitere Granate genau neben dem rechten Hinterreifen aufschlug, war es vorbei. Das Heck des Wagens wurde empor gehoben und Mike konnte nichts mehr tun. Er sah den Asphalt direkt vor sich, als der Wagen auf der linken vorderen Seite der Stoßstange tänzelte. Mike dachte an vergangene Ereignisse. Wie er Sharon das erste Mal begegnet war, die Hochzeit der beiden und wie er ihren toten Körper durch die zerstörten Straßen von New York trug. Er schloss die Augen. Dann übernahmen die Gesetzte der Physik das Steuer und der Wagen knallte mit dem Dach auf der Straße auf. Der Aufschlag war gewaltig. Die Heckscheibe platzte und verteilte Splitter über die Straße und auch das Innere des Wagens. Das große Schiebedach wurde ebenfalls zerstört und als ob das nicht schon genug wäre, rutschte der Wagen auch noch auf dem Dach liegend in einen entgegenkommenden Truck, der zum Glück auf die Bremse getreten war. Trotzdem war die Kollision heftig. Mike hing in dem Fahrzeug. Seine Rippen schmerzten und sein Blick war verschwommen. Er spürte eine warme Flüssigkeit, die über seine linke Gesichtshälfte verschmiert war. Er löste den Sicherheitsgurt und schlug unsanft auf dem splittrigen Boden auf. Dabei bohrten sich einzelne Glassplitter in seine Unterarme und hinterließen eine stechende und blutende Wunde. Doch er ignorierte die Schmerzen und kroch langsam aus dem Fahrzeug heraus. Wie hatte er dies nur wieder überlebt?, fragte er sich in Gedanken. Doch ehe er sich in Gedanken eine Antwort errechnet hatte, wurde er bereits wieder unter Beschuss genommen. Die drei Typen aus dem Helikopter waren ausgestiegen und hatten alle ihre MP5 im Anschlag. Mike hechtete im Reflex hinter das Wrack und zog seine Waffe. Er überprüfte das Magazin und kam zu dem Schluss, dass es jetzt enden würde. Er hatte noch genau drei Schuss im Magazin. Zusätzlich holte er noch die Colt M1911 von Thornton aus seiner Jacke und hielt beide Waffen im Anschlag. Er sprang aus der Deckung hervor und eröffnete das Feuer auf die drei Männer. Jeder von ihnen wurde durch die Schüsse niedergestreckt und starb.
Mike warf die SIG weg und hielt die M1911 im Anschlag. Plötzlich tauchten zwei Fahrzeuge auf und versperrten seinen Fluchtweg. Er schnappte sich den Granatwerfer und jagte eines davon in die Luft. Eilig durchsuchte er den Helikopter und fand eine SIG Sauer P226 vor. Sie war geladen und Mike bewegte sich wie ein Raubtier auf die verbliebenen vier Schützen zu. Er schlich sich von hinten an und tötete einen von ihnen durch einen gezielten Schlag gegen den Hals. Er zog den Typen zu Boden und schlich langsam weiter. Er packte einen der Männer von hinten am Kopf und jagte ihm drei Kugeln in den Rücken. Die Geschosse durchschlugen den Körper des Mannes und schickten ihn zu Boden. Mike hechtete hinter einem stehengebliebenem Wagen in Deckung, als plötzlich erneut das Feuer auf ihn eröffnet wurde. Er warf sich zu Boden und schoss jedem von den beiden Schützen in den Fuß. Sie landeten hart auf dem Asphalt und Mike tötete sie durch gezielte Schüsse in den Kopf.
Langsam erhob er sich und begutachtete das Chaos, welches er angerichtet hatte. Er zählte zehn Autos, die von ihren Besitzern fluchtartig verlassen wurden. Das Wrack des Jaguars und den silbernen Ford Focus, der in Flammen stand. Er holte die drei Ampullen vor und war erleichtert, dass es jetzt vorbei war.

Eine Stunde später:
Die Ärzte verabreichten Emily das Gegenmittel und Mike wurde als großer Held gefeiert. So hatte er sich seine Weihnachtsferien ganz bestimmt nicht vorgestellt. Doch in solchen Momenten war er froh, dass er damals zur CIA gegangen war.

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7

Freitag, 20. Januar 2012, 09:05

New York
Mike stand vor dem Calverton Nationalfriedhof. Er sah schlimm aus. Die Platzwunde, die er bei dem Unfall erlitten hatte, wurde genäht und mit einem riesigen Heftpflaster verdeckt. Er hatte schwarze Ringe unter den Augen und er wirkte, als hätte er nicht geschlafen. Er war gestern noch mit der Privatmaschine seiner Eltern nach New York gereist. Er kämpfte gerade mit sich selbst und beschloss dann doch einzutreten.
Mike schritt, etwas humpelnd über den großen Friedhof. Er hatte seit Ewigkeiten keinen Fuß mehr auf dieses Grundstück gesetzt. Sofort erfüllte ihn ein Gefühl von tiefster Trauer und Ehrfurcht. Er wusste genau, wo er abbiegen musste um zu ihrem Grab zu finden. 9 Jahre lang war er nicht mehr hier gewesen. Das letzte Mal, als er von New York nach Washington gezogen war um die Erinnerung daran zu verdrängen, was hier alles geschehen war. Er war Antiterroragent, dessen Aufgabe es eigentlich war solche Anschläge zu verhindern. Doch auch er konnte nicht alles verhindern. Er erblickte das Grab seiner Frau von weitem. Es war ein gepflegter Marmorstein mit goldener Aufschrift:
Sharon Dobbs Gaber
Geboren am 06. April 1976, Gestorben am 11. September 2001
du wirst für immer in unseren Herzen sein

Mike hatte diese Zeilen seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr gelesen. Verdammt es konnte noch keine 10 Jahre her sein, dass Sharon gestorben war. Doch irgendetwas war komisch. Er fühlte sich beobachtet. Seine Hand wanderte zu seiner Beretta 92F, welche in seinem Hosenbund steckte und drehte sich um. „Fröhliche Weihnachten Michael.“, begrüßte ihn Ben Dobbs. Mike war erleichtert, es war sein ehemaliger Schwiegervater. Er ließ die Hand wieder langsam nach vorn kommen. Ben Dobbs streckte ihm die linke Hand entgegen. Mike ergriff sie mit seiner bandagierten linken Hand und antwortete: „Ich wünsch dir auch ein fröhliches Weihnachtsfest Ben.“
„Ist lange her Mike. Wie geht’s dir?“
„Es geht halbwegs. Es ist schrecklich einsam ohne Sharon. Sie fehlt mir.“, erwiderte Mike und nickte hinüber zu dem Stein.
„Ich weiß, sie fehlt uns auch. Es ist schwer vorstellbar, dass Sie schon zehn Jahre lange fort ist.“, erwiderte Ben mit trauriger Miene.
„Wie geht’s Linda?“, fragte Mike um das Gespräch aufrechtzuerhalten.
„Oh ihr geht’s gut. Sie ist bei John und die beiden bereiten gerade alles für Weihnachten vor.“
„Wie geht’s meinem Schwager?“
„Dem geht’s gut. Der ist vor vier Jahren Vater geworden.“, erwiderte Ben.
Mike hatte sich immer Kinder gewünscht. Sharon wäre bestimmt eine gute Mutter gewesen.
„Na dann, ich muss weiter. Ich wollte nur meiner Tochter fröhliche Weihnachten wünschen. Mach’s gut Mike.“
„Du auch Ben.“, erwiderte Mike und blickte dem alten Mann hinterher. Als er außer Sichtweite war, trat Mike an das Grab seiner Frau heran und sank neben dem Stein auf die Erde. Er lehnte sich mit dem Rücken sanft gegen den Marmorstein und blickte in den Himmel. Sie fehlte ihm so sehr. Diese 10 Jahre waren schlimm gewesen ohne sie. Er wünschte, er könnte sie irgendwie wieder zurückholen. Ihr Tod hatte eine Leere in ihm hinterlassen und diese Stelle würde nie mehr gefüllt werden.

24. Dezember 1998
Mike saß neben Sharon auf dem Fußboden und hatte ihr ein großes Paket überreicht. Sie öffnete es und fand darin eine kleine, dunkelblaue Schmuckschatulle mit goldenen Verzierungen auf dem Deckel. Sie blickte ihn komisch. „War diese große Schachtel denn nötig?“, fragte sie lächelnd. „Sonst hättest du doch sofort Verdacht geschöpft.“, erwiderte Mike. Sie klappte den Deckel nach oben und warf einen vorsichtigen Blick hinein. Darin befand sich, gebettet auf ein weiches Samtkissen, eine goldene Halskette in Herzform, besetzt mit zwei kleinen Diamanten. „Mike, woher wusstest du …?“, fragte sie erfreut und doch etwas verblüfft.
„Du weißt woher ich es wusste.“, erwiderte Mike. Sie lächelte ihn an, lehnte sich vor und küsste ihn. „Fröhliche Weihnachten Schatz.“, wünschte Mike seiner Liebsten.


Wann würde dieses Leid wohl enden? Wann kam er endlich über ihren Verlust hinweg? Dieser, der so schmerzlich und unerwartet kam. „Ich bin lange nicht mehr hier gewesen. Zu lange. Diese 10 Jahre waren schlimm ohne dich. Du fehlst mir.“ Tränen kullerten über seine Wangen und hinterließen eine schmale Spur in seinem Gesicht, die in der Wintersonne glitzerte. „Oh Sharon, du fehlst mir so sehr.“
Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und dachte dabei wie es wohl wäre, wenn Sharon jetzt noch leben würde. Vermutlich würde er jetzt in seinem kleinen Häuschen leben mit Sharon an seiner Seite und Kindern die im Garten herumtollten. Ein gutbürgerliches, durchschnittliches Leben führen. Ein Leben welches ihm verwehrt war. Vermutlich war er deshalb noch immer als Antiterroragent tätig. „Fröhliche Weihnachten Sharon, wo auch immer du gerade bist.“
Er kniff die Augen zusammen und barg sein Gesicht in seinen Händen. Er schluchzte und dachte an ihr strahlendes Gesicht. Ihre Fröhlichkeit hatte ihn das Leben spüren lassen. Sie war perfekt. Er spürte wie diese Last von ihm abfiel. Es tat gut seine Gefühle rauszulassen. „Ich muss gehen Schatz. Wir sehen uns später.“
Mike erhob sich und küsste seine Finger, welche er dann sanft über den Stein gleiten ließ. Dann schritt er langsam und betrübt über das Friedhofsgelände. Er ließ den Kopf hängen und fühlte eine ihm bekannte Hilfslosigkeit aufsteigen. Sie war sein ein und alles. Sie hatte sein Leben verändert und ihn menschlicher erscheinen lassen. Doch sie war fort. Er war darüber untröstlich gewesen. Ihre Eltern gaben ihm Halt und unterstützen ihn so gut sie konnten. Sie halfen sich einander und kamen mit der Zeit mit der Situation klar. Er hatte danach 7 Monate mit der Jagd nach den Hintermännern verbracht, doch er war gescheitert. Er hatte zwölf Terroristen aufgespürt, diese brutal gefoltert und danach einen nach dem anderen exekutiert. Doch an den Hintermann wird er wohl nie mehr rankommen. Diese Chance blieb ihm verwehrt. Er drehte sich noch ein letztes Mal um und blickte zu dem Grabstein. „Ich liebe dich Sharon.“
Er humpelte den Weg zurück und nahm sich ein Taxi, welches ihn zurück zum Flughafen brachte. Dort stieg er in die Maschine seiner Eltern und flog zurück nach Richmond Virginia. Daheim angekommen wurde er bereits von seinen Eltern erwartet.

Mike ging etwas überrascht auf die beiden zu. „Hallo mein Junge, hast du es geschafft?“, fragte ihn seine Mutter.
Er nickte. Sie drückt ihn sanft an sich und küsste ihn sanft auf die Wange. „Wie geht es Emily?“, erkundigte sich Mike.
„Gut, sie wird heute mit uns zusammen feiern.“, erwiderte sein Vater.
Mike nickte erleichtert. Er hatte in der Maschine etwas geschlafen. „Komm wir fahren ins Hotel zurück.“, erwiderte sein Vater.
Die Fahrt dauerte aufgrund des starken Verkehrs etwas länger als sonst, doch Mike hatte dadurch Zeit mit seiner Familie zu sprechen.
„Hör zu mein Junge, es tut mir leid, dass wir dich damals aus unserer Familie gedrängt haben. Du hast uns schon wieder gerettet, ich danke dir. Ich hab den besten Sohn, den sich ein Vater nur wünschen kann.“
Diese Worte bedeuteten Mike viel. Er hatte das erste Mal seit langem wieder das Gefühl geschätzt zu werden. Er wurde zwar ständig von seinem Vorgesetzten gelobt und auch Anerkennung erhielt er genug, doch die Worte von seinem Vater zu hören war die höchste Anerkennung, die sich Mike wünschen konnte. „Du wirst immer unser Junge bleiben.“, fügte seine Mutter rasch hinzu.

Vier Stunden später, fand sich die gesamte Familie in dem großen Festsaal des Hotels ein. Ein riesiger Weihnachtsbaum, der gut fünf Meter hoch war und schön geschmückt war, verlieh dem Saal ein Feeling, welches man nur zu Weihnachten hatte. Mike betrat den Saal und war überrascht, als er seine Schwester gerade durch den Osteingang hereinkam. Sie hatte ihre vierjährige Tochter auf dem Arm und kam mit einem Mann von stattlicher Statur herein. Mike warf ihr ein warmherziges Lächeln zu. Sie winkte ihm und Mike fühlte sich wieder ganz wie früher, als Sharon noch bei ihm war. Er humpelte auf sie zu. Sie lächelte ihn an und fiel ihm gleich stürmisch um den Hals. Er hatte etwas Schwierigkeiten aufrecht stehen zu bleiben. Sie küsste ihn mehrfach auf die Wange. „Ich habe dich vermisst, all die Jahre.“, erklärte sie.
„Du hast mir auch gefehlt Susan.“, erwiderte Mike.
„Komm, ich muss dir Garry und meine Tochter Natalie vorstellen.“, antwortete sie und nahm ihn an der Hand. Sie zerrte ihn zu den beiden und positionierte ihn vor Garry.
„Garry, das ist mein Bruder Michael.“
„Sehr erfreut Michael.“, sagte er und reichte ihm die rechte Hand. Mike ergriff sie und drückte zu.
„Fester Händedruck, nicht schlecht.“, erwiderte Garry.
„Und das ist unsere Tochter Natalie.“
Mike beugte sich zu der kleinen runter und reichte ihr seine Hand. „Hallo Natalie.“, grüßte Mike mit freundlicher Stimme.
„Hallo.“, erwiderte das kleine Mädchen mit schüchterner Stimme.
Mike lächelte sie an und erhob sich wieder. „Susan hat mir viel über Sie erzählt Michael.“
„Bitte, ich bin Mike.“
„Okay Mike.“, erwiderte Garry.
„Bist du noch immer bei der Organisation?“, fragte Susan.
„Nein, ich arbeite jetzt beim FBI.“, erwiderte Mike.
„Also bist du kein …“, setzte sie an, doch Mike schüttelte nur den Kopf.
„Ich bin kein CIA Agent mehr, doch die Aufgabe ist die gleiche. Ich verhindere schlimme Sachen.“, erklärte Mike.
„Du siehst aber schlimm aus, für den Umstand, dass du schlimme Dinge verhinderst, was ist passiert?“, fragte Susan.
„Das ist eine lange Geschichte.“, erwiderte Mike.
„Wir haben viel Zeit.“, erwiderte Susan mit einem freudigen Lächeln im Gesicht.
Mike und sie setzten sich zusammen und Mike fing an zu erzählen.

Danach schaute er Susan zu wie sie vergnügt mit Garry tanzte. Er lehnte sich zurück und lernte seine Nichte etwas besser kennen. „Bist du jetzt mein Onkel?“, fragte die Kleine.
„Ja, ich bin dein Onkel.“, erwiderte Mike mit sanfter Stimme. „Sieh mal unter den Weihnachtsbaum, da liegen bestimmt viele Geschenke für dich bereit.“, raunte ihr Mike ins Ohr. Natalie sprang auf und eilte zu dem Baum. Mike blickte ihr nach und schüttelte den Kopf. Er lächelte ihr nach und ließ sie nicht aus den Augen. Plötzlich hörte er eine bekannte Stimme. „Mike, ich dachte Sie wollten Urlaub machen.“
Er drehte sich kurz um und entdeckte Rainfield, der sich hier eingefunden hatte. „Eric! Was tun Sie hier?“, fragte Mike überrascht.
„Ich möchte Weihnachten doch nicht allein feiern. Also dachte ich mir, besuch mal deinen besten Agenten und sieh zu wie es ihm geht. Aber so wie Sie aussehen, muss ich wohl nicht mehr viel sagen.“
Mike lächelte und lud ihn ein auf einem Stuhl Platz zu nehmen.
„Machen Sie Urlaub! Und wehe Sie feiern Weihnachten und Silvester jetzt nicht anständig.“
„Was dann?“
„Dann verprügle ich Sie, wie damals vor 17 Jahren, als ich Sie ausgebildet habe.“
Mike fing an zu lachen. „Aber diesmal, kann ich auch austeilen.“, erwiderte Mike.
„Das würde ich Ihnen auch raten.“
Mike stellte sich vor, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er damals in das Geschäft seines Vaters eingestiegen wäre. Ob er dann wohl noch verheiratet wäre? Vielleicht hätte er eine Familie gründen können. Doch er machte sich nichts vor, der 11. September wäre so oder so passiert. Ob Mike damals Antiterroragent gewesen wäre oder nicht. Er hätte es nicht verhindern können. Niemand konnte dass, dafür war zu viel vorgefallen. Mike dachte an die Familie Dobbs. Auch ihnen war sie genommen worden und niemand in dieser Familie war bei einer Antiterrorbehörde. Er lehnte sich zurück und lächelte Natalie entgegen, die ihm ein Geschenk brachte. „Da steht dein Name drauf Onkel Mike.“
„Echt?“, fragte Mike überrascht und nahm es entgegen. Dann kletterte sie auf seinen Schoss und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Echt, ein großes Paket liegt unter dem Baum? Und da steht auch noch Natalie drauf? Dann gehen wir mal nachschauen was es ist.“, erwiderte Mike. Die kleine Natalie lachte freudig auf und ging mit Mike zu dem großen Baum.

ENDE

MfG

M.V.V.M.
Offizielle Website: www.mvvmstories.de.tl

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