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sven1421

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Samstag, 5. Januar 2013, 11:12

[KLOSTERTAGEBUCH #3] Stille R. Wartung - Geistreiche Genüsse


VORWORT

Anfang Januar 2013 begebe ich mich nunmehr zum dritten Male in die gastliche Obhut der Benediktinerinnen von Alexanderdorf. Neben entspannender Stille gönne ich mir dabei diesmal auch einen weiteren literarischen Hochgenuß. Mit im Reisegebäck wartet Heinrich Spoerls vielseitige Buchvorlage des Filmklassikers "Die Feuerzangenbowle" in den fünf Tagen meines Klosteraufenthalts darauf, von mir wiederentdeckt zu werden. Wie sich "strenge Scholzocht" und die "alkoholische Gärung" wohl mit dem klösterlichen Alltag vertragen werden?! Nun, gemeinsam werden wir es bald erfahren, wenn ich alsbald an dieser Stelle einmal mehr meine Tagebuchnotizen preisgebe ...


Zitat von »Deutscher Taschenbuch Verlag München 1973«

:bookworm:Das Buch:
Wer kennt sie nicht, diese Geschichte vom Schriftsteller Hans Pfeiffer, der - obwohl bereits promoviert - noch einmal die Freuden und Leiden eines Oberprimaners an einem kleinen Gymnasium kennenlernen will, weil der Ärmste seinerzeit nur von einem Hauslehrer unterrichtet worden war und eine richtige Schulklasse nur aus Büchern kannte? Wer erinnert sich nicht mehr an den spitzbärtigen und spitzbäuchigen Professor Crey mit der seltsamen Aussprache: "Pfeiffer, Sä send etwas albern"? Spoerls Roman kann man mit Recht als einen Klassiker der heiteren Unterhaltungsliteratur bezeichnen. Es ist ein Buch, das man nicht nur einmal, das man immer wieder liest, ebenso wie der gleichnamige Film mit Heinz Rühmann, Erich Ponto und Paul Henckels zu denen gehört, die man sich mehrfach ansieht. Vielleicht erklärt sich der bleibende Erfolg des Buches damit, daß der Leser im "Verschönerungsspiegel" der eigenen Schulerinnerungen diese Geschichte für wahr halten möchte.
:bookworm:Der Autor:
Heinrich Spoerl, am 8. Februar 1887 in Düsseldorf geboren, studierte Jura und wurde 1919 Rechtsanwalt. Sehr viel später begann er aus Liebhaberei zu schreiben. Seit 1937 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, seit 1941 in Rottach-Egern, wo er am 25. August 1955 starb. Werke u.a.: "Wenn wir alle Engel wären" (1936), "Der Maulkorb" (1936), "Man kann ruhig darüber sprechen" (1937), "Der Gasmann" (1940), "Die Hochzeitsreise" (1946).

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Angel (5. Januar 2013, 13:41)

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Samstag, 5. Januar 2013, 13:52

Oha, es geht zum dritten Mal ins Kloster. :thumbsup:

Und diesmal ist die Lektüre die Feuerzangenbowle. Suuuuuuper. :yahoo: Ich liebe diesen Film. :2thumbsup: Also auf Deinen Bericht freue ich mich jetzt schon.
Ich wünsche Dir eine schöne Zeit für Deinen Klosteraufenthalt. Erhol Dich und genieße die Ruhe. :klasse:

Ich bin schon sehr gespannt auf Dein Tagebuch :freutanz: und ganz lieben Dank, dass Du uns auch daran wieder teilhaben lässt. :danke:

Liebe Grüße

Angel :angel:
Willst Du das Glück berühren, lass Dich von Deinem Herzen führen.

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sven1421 (5. Januar 2013, 17:42)

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Montag, 7. Januar 2013, 01:00

Oha, es geht zum dritten Mal ins Kloster. :thumbsup:
Ja, genau, und momentan trennen mich nur noch wenige Stunden von der Hinfahrt. :yahoo:
Ich wünsche Dir eine schöne Zeit für Deinen Klosteraufenthalt. Erhol Dich und genieße die Ruhe. :klasse:
Dankeschön, Angel, werd ich machen! :thankyou:
Ich bin schon sehr gespannt auf Dein Tagebuch :freutanz: und ganz lieben Dank, dass Du uns auch daran wieder teilhaben lässt. :danke:
Dieses wunderbare Gefühl tiefempfundener Stille ist es eben immer wieder 100%ig wert, festgehalten und mit anderen Menschen geteilt zu werden. :wolke7:
Und diesmal ist die Lektüre die Feuerzangenbowle. Suuuuuuper. :yahoo: Ich liebe diesen Film. :2thumbsup: Also auf Deinen Bericht freue ich mich jetzt schon.
Nun, ich bin auch schon gespannt, welche gedanklichen Blüten die Beschäftigung mit jenem erlesenen Stoff nostalgischer Unterhaltungsromantik und dem darin enthaltenen großen Schuß Humor hinter den Klostermauern im Stillen Kämmerlein zu treiben vermag. :blink:

Und da ja sowohl der Film als auch das Buch sowohl vom Titel her als auch von der Eingangsszene auf einem alkoholischen Heißgetränk für die kalte Winterszeit basieren, hier nun einmal für die Basis meiner Leserschaft zum Ausprobieren ein Rezept für "Die Feuerzangenbowle" an sich. Es erhebt übrigens keineswegs den Anspruch, das alleinige Originalrezept zu sein, sondern ist bei all den Variationen, die in Sachen Zutaten und Zubereitung mittlerweile existieren, eben nur eines von vielen. Nichts desto trotz wünsch ich allen Nachahmungstätern für die Anleitung des Getränks schon mal gutes Gelingen und einen geistreichen Genuß. Uns allen aber wünsche ich bei dem, was an dieser Stelle noch folgt eine gute Unterhaltung! :flirt:

Zitat von »REZEPT EINER FEUERZANGENBOWLE (für 10 Personen)«

Man nehme: 2 ungespritzte Orangen, 2 ungespritzte Zitronen, 1 Stange Zimt, 2 Sternanis, 5 Nelken, 2 Liter trockenen Rotwein, 1 Flasche Rum (mind. 54% Alkohol), 1 Zuckerhut

Die Orangen und die Zitronen schneidet man zunächst in dünne Scheiben und entfernt gegebenenfalls vorhandene Kerne. Zusammen mit Zimt, Anis, Nelken und dem Wein bringt man das Ganze in einem Topf fast, aber eben doch nicht ganz zum Kochen und stellt den Inhalt, zuvor idealerweile in ein gläsernes Punschgefäß umgefüllt, zum Warmhalten auf einen Rechaud oder ein Stövchen. Nun wird der Zuckerhut in einer Feuerzange oder einem Drahtgitter quer über das Behältnis gelegt, mittels einer Kelle oder eines Löffels vorsichtig mit Rum getränkt und angezündet. Dabei wird der dezent in Flammen aufgehende Zuckerhut von Zeit zu Zeit solange immer wieder neu mit Rum benetzt, bis der dadurch kurzzeitig flüssig gewordene, karamelisierte Zucker vollständig in den Wein hineingetropft ist. Das Getränk sollte alsdann genossen werden, solange es heiß ist.

:bookworm:(Quelle: Die unendlichen Weiten des Internetz. Mit freudlicher Unterstützung von Wickie Gugel. Aus dieser Quelle schöpft die Welt!)

Zu beachten ist bei der Zubereitung, daß das für diese Sonderform eines Punsches unter Umständen verwendete Glasgefäß der Hitze des Getränks auch standzuhalten vermag (Ich erinnere hierbei immer wieder gern an die schmerzlichen Erfahrungen von Ekel Alfred in der Jahresendfolge "Silvesterpunsch" der Kultreihe "Ein Herz und eine Seele" ;): ) und daß man die Feuerzangenbowle wegen der Flammenbildung nicht in niedrigen Räumlichkeiten zubereitet! Desweiteren verfügt das fertige Gesöff selbstverständlich über einen recht hohen Alkoholanteil und sollte daher nur von erwachsenen Menschen jenseits ihres 18.Wiegenfestes sowie verantwortungsvollerweise auch nach dem wohlgemeinten Ratschlag von Schnauz ("Ich schicke mich ja erst noch an, das Buch zu lesen und kann daher schließlich noch nicht wissen, wie Herr Professor Crey mit richtigem Namen heißt!" :D: ) konsumiert werden, der da lautet: "Jäder nor einen wenzigen Schlock!". Wenn man all das berücksichtigt, sollte einem ungetrübten Genuß eigentlich nichts mehr im Wege stehen. In diesem Sinne, liebe angehende Freunde der Feuerzangenbowle: Wohl bekomms! :prost:
Übrigens: Da ja "Die Feuerzangenbowle" - wie schon beiläufig erwähnt - im eigentlichen Sinne keine Bowle ist, sondern vielmehr einen speziellen Punsch darstellt, kann man in Bezug auf die poetische Deutung des Gehaltes ihrer Ingredienzien getrost die Dichtung eines berühmten "Kollegen" der schreibenden Zunft heranziehen, in welcher es heißt:

Zitat von »Friedrich Schiller: Punschlied (1803)«

Vier Elemente, innig gesellt,
Bilden das Leben, bauen die Welt.

Preßt der Zitrone saftigen Stern!
Herb ist des Lebens innerster Kern.

Jetzt mit des Zuckers linderndem Saft
Zähmet die herbe brennende Kraft!

Gießet des Wassers sprudelnden Schwall!
Wasser umfänget ruhig das All.

Tropfen des Geistes gießet hinein!
Leben dem Leben gibt er allein.

Eh es verdüftet, schöpfet es schnell,
Nur wenn er glühet, labet der Quell.

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Angel (7. Januar 2013, 09:05)

Claudia

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Montag, 7. Januar 2013, 13:35

Wieso erinnert mich das hier an Silvester? :gruebel: - Ah richtig, weil es da "Feuerzangenbowle" gab. Die erste meines Lebens. Allerdings die erwähnte Ermahnung berücksichtigend und mit Blick auf das Alter mancher der Anwesenden, ohne Alkohl, also nicht ganz echt. Trotzdem lecker. :D:
Und da bin ich jetzt natürlich noch mehr gespannt, was Sven aus Alexanderdorf an Unterhaltung mitbringt. (und ja, als alter Heinz Rühmann Fan, kenne ich diesmal den Film natürlich auch. Nur das zugehörige ursprüngliche Buch mal wieder nicht, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. ;(: )

Dann gönnen wir unserem Sven mal seine Urlaubsruhe und warten geduldig und gespannt auf die Ergebnisse.

In diesem Sinne: liebe Grüße!
claudia
"Wer auf Gott vertraut, kann sich glücklich schätzen. Seinen Weg muss er nicht alleine gehen. Von Gottes Liebe weiß er sich umgeben." (Liedstrophe in Anlehnung an Psalm 91,11)

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sven1421 (11. Januar 2013, 14:26)

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Montag, 14. Januar 2013, 07:51

Und da bin ich jetzt natürlich noch mehr gespannt, was Sven aus Alexanderdorf an Unterhaltung mitbringt. (und ja, als alter Heinz Rühmann Fan, kenne ich diesmal den Film natürlich auch. Nur das zugehörige ursprüngliche Buch mal wieder nicht, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. ;(: )
Das Buch kennen vermutlich eh die wenigsten, ebenso wie die Erstverfilmung mit Heinz Rühmann unter dem Titel "So ein Flegel" oder aber das Remake der berühmteren Rühmannschen Zweitverfilmung mit Walter Giller, Theo Lingen, Uschi Glas und Nadja Tiller in den Hauptrollen. :lehrer:
Dann gönnen wir unserem Sven mal seine Urlaubsruhe und warten geduldig und gespannt auf die Ergebnisse.
Nun, damit meine hier vereinte Leserschaft die Spannung nicht allzu lang aushalten muß, hier schon einmal der komplette Tagebucheintrag zum Ankunftstag meines dritten Klosterabenteuers ... Ich wünsche Euch allen eine gute, entspannende Unterhaltung! :wolke7:



Gewidmet all jenen, die mich auf meinen bisherigen irdischen Wegen über weite Strecken begleiteten ... Meinen Großeltern und Eltern, meinem Bruder und meiner Tochter, meinen Mitschülern und Lehrern, meinen Ausbildern und Kameraden, meinen Kolleginnen und Kollegen. Mein außerordentlicher Dank aber gilt den Ordensschwestern des Klosters in Alexanderdorf sowie Olga, Dani, Alex, Insa, Steffi, Wenke und last but not least Karin!


TAG 1: 07.01.2013



Treppenaufgang zur Pforte des Haupthauses


Kurz nach 13 Uhr steige ich vor dem gußeisernen Klostereingangstor aus einem Kleintransporter des traditionsreichen Trebbiner Taxiunternehmens "Taxi Press", welches mich wie immer schnell und sicher vom Bahnhof Trebbin zu meinem langersehnten Ruheort beförderte. Und ja, mein Herz vollführt bereits wieder wahre Freudensprünge beim Anblick jenes unmittelbar hinter dem Tor beginnenden Sandweges, der mich in der Folge vorbei an der Kirche rechter und dem Gästehaus mit angrenzendem Teich linker Hand Schritt um Schritt direkt aufs Haupthaus und seine Pforte zuführt. Einen beherzten Druck auf den dort angebrachten Klingelknopf und noch einen kurzen Moment sehnsüchtigen Wartens später öffnet mir Schwester Agnes lächelnd die Tür und begrüßt mich freundlich, bevor sie meinen Blicken ein paar Sekunden entschwindet, um mir aus einem der nahegelegenen "Schwesternzimmer" meinen Schlüssel zu holen. Stattdessen huscht im selben Augenblick Schwester Elisabeth mit einer kleinen Blumenvase in der Hand über den Flur vorbei in Richtung Speisesaal und begrüßt mich dabei ebenfalls im Vorübergehen ebenfalls ganz herzlich. Es folgt die kurze feierliche Schlüsselübergabe durch Schwester Agnes, verbunden mit den besten Wünschen für einen angenehmen Aufenthalt in meiner neuen Unterkunft, die laut der Aussage des hölzernen Schlüsselanhängers in meiner Hand den Namen "St.Erentrud" trägt und sich dieses Mal in der anderen Hälfte des Gästehauskomplexes befindet - dem sogenannten Haus "St.Hildegard". Wenn es rein nach dem Namen geht, dann dürfte ich mich dort sicher so wohl und geborgen fühlen wie einst im Schoße meiner Mutter, hört sie ja schließlich auch auf den Rufnamen Hildegard.


Anhänglicher Schlüssel zu meiner Unterkunft im Haus Sankt Hildegard


In freundiger Erwartung inzwischen selbst über das ganze Gesicht strahlend, mache ich mich daraufhin quer über den Hof entlang dem befestigten Pfad in Teichufernähe auf den Weg zum Eingang des besagten Gästehausabschnitts und erkunde, dort angekommen, im Innern sogleich die Räumlichkeiten im Erdgeschoß. Es dauert nur wenige Augenblicke, dann habe ich unter all den Zimmern rechts und links des Flures auch das meinige entdeckt, welches ich alsgleich voller Vorfreude betrete.
Von der Größe und vom Grundriß her entspricht es durchaus meinen zwei vorherigen Quartieren, und dennoch macht es seine individuell ausgesuchte Einrichtung mit Schreibtisch, Stühlen, Schrank, Kommode, Bett, Nachttisch, Holzkreuz, Bildern, Bücherregal, Flurgaderobe und diesmal zu meiner ausgesprochenen Begeisterung sogar mit einem herrlich großen dunkelblauen Sofa eben doch zu etwas ganz Einmaligem. Wie gewohnt packe ich erst einmal in aller Ruhe meine Sachen aus und mache mir dabei bereits ein Bild von meinem neuen Heim. Ach, was sage ich?! Ich mache mir nicht nur ein Bild, ich mache mir - dank meines mitgebrachten Fotoapparats - ganz viele davon, allein schon, um bei meiner Abreise in vier Tagen eine bleibende visuelle Erinnerung mit nach Hause zu nehmen.


Ansicht der schlichten Gemütlichkeit meines Quartiers


Kaum aber habe ich alles ausgepackt und abgelichtet, begebe ich mich auch schon vor die Zimmertür, um auch den Rest der mir noch gänzlich neuen Gästehaushälfte genauer in Augenschein zu nehmen. Im Erdgeschoß werde ich auf der Suche nach einer Teeküche zum Zubereiten meines löslichen Kaffees am Nachmittag noch nicht fündig, dafür aber dann ein Stockwerk höher. Ich betätige in der dort befindlichen Teeküche gerade den Schalter des Wasserkochers und fische mir eine Tasse samt Kaffeeweißer und Zucker aus dem Hängeschrank über dem Abwaschbecken, als sich eine Dame zu mir gesellt, die sich hier noch rasch einen Tee brühen möchte, bevor sie - so erfahre ich ein wenig später von ihr - ein Gespräch im Kloster hat. Gemeinsam warten wir auf das Kochen des aufgesetzten Wassers, mit welchem ich dann unser beider vorbereiteten Tassen randvoll befülle. Natürlich nutze ich diese einmalige Gelegenheit auch gleich, um mich zu ihr an den Tisch in der Teeküchenmitte zu setzen und mit ihr ins Gespräch zu kommen.


Ausstattung der gastlichen Teeküche im Haus Sankt Hildegard


Rasch stellt sich dabei heraus, daß sie ganz in der Nähe wohnt und daher öfter im Kloster zu Gast ist. Unter anderem hat sie hier gemeinsam mit einer Freundin auch am Gottesdienst des Silvesterabends 2012 teilgenommen. Die letzten Stunden des zuendegehenden Jahres aber verbrachten die beiden Frauen dann damit, im Dunkeln bei Vollmondschein querfeldein nach Hause zu laufen - und das, obwohl sie selbst nachtblind ist und auf dem gesamten Fußmarsch kaum etwas erkennen konnte. Trotzdem - so schwärmt sie - sei das Ganze einfach ein tolles und unvergeßliches Ereignis gewesen. Im weiteren Verlauf unserer kleinen angeregten Plauderei berichtet sie mir sichtlich fasziniert von der Vielfalt der im Kloster von den Schwestern angebotenen Kurse. Besonders habe es ihr die Ikonenmalerei angetan. Darin sei sie mittlerweile so geübt, daß sie selbst schon einige Ikonen hergestellt und ein paar davon sogar schon weiterverschenkt habe - allesamt geweiht, wie sie begeistert hinzufügt. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr schreitet sie schließlich zum Abwaschbecken, wo sie rasch ihre Tasse wie auch unsere beiden, zum Umrühren unserer Heißgetränke gebrauchten Teelöffel abspült, abtrocknet und wegräumt, bevor sie sich von mir verabschiedet und mir noch ein paar angenehme Tage wünscht.- Ich wünsche ihr im Gegenzug eine gute Heimkehr nach ihrem Gespräch und verbleibe mit dem Rest meines Kaffees noch ein wenig am Tisch in der Teeküche, den verträumten Blick aus dem Fenster heraus auf den idyllischen Teich im Klosterhof gerichtet.


Sitzecke in der Großen Bibliothek des Gästehauses Sankt Hildegard


Anschließend erobere ich mir nach dem Abspülen und Wegräumen meiner Tasse auch noch den Rest des Obergeschosses, wobei ich unter anderem die große, einladend eingerichtete Gästebibliothek bewundere. Mit ihren zahlreichen bequemen Sesseln und Stühlen, einer lauschigen Sitzecke samt Tisch und einer breiten hellen Fensterfront zum Hof hin lädt sie geradewegs zum Verweilen und Schmökern in all den unzähligen Büchern ein, welche hier in mehreren kleineren und größeren Regalen untergebracht sind. Gerade an solch einem trüben Tag wie heute, der immer wieder kurz mit Nieselregen aufwartet. Ja, das zu meiner Begrüßung am Ankunftstag angetretene Wetter in Alexanderdorf ist tatsächlich wieder nahezu das gleiche wie bei meinen beiden vergangenen Aufenthalten. Doch der graue Regenhimmel tut der geradezu euphorischen Stimmungslage meines sonnigen Gemüts keinen Abbruch.


Blick aus einem der Biblioheksfenster auf den Teich im Klosterhof


Und so kehre ich der Bibliothek fürs Erste den Rücken, nachdem ich auch ihre Einrichtung ausgiebig mit meiner Kamera festgehalten habe, und begebe mich fröhlichen Schrittes zurück zu meinem Zimmer, wo ich all die soeben gewonnenen Eindrücke am zuvor sorgsam für mich in Beschlag genommenen Schreibtisch gedanklich ordnend zu Papier bringe. Wie von selbst wandert der Kugelschreiber in meiner Hand dabei über die linierten Blätter und hinterläßt auf ihnen unzählige Buchstaben, die sich zu Wörtern und Sätzen formieren und so ganz mühelos die ersten Seiten meines wiedereröffneten Tagebuchs füllen. Vor meinem Fenster aber beginnt es indes, allmählich schummrig zu werden. Im Gegensatz zu meinen vorherigen Klosterbesuchen fällt der durch die Gardine leichtverschleierte Blick aus meinem Zimmer heraus diesmal übrigens nicht auf den Klosterinnenhof und die Kirche, sondern auf jenen außerhalb der Klostermauern angesiedelten Plattenweg, über den ich üblicherweise beim Morgenspaziergang vorm Frühstück meine Schritte ums Kloster herum zu lenken pflege.


15:40 Uhr


Ihn beschreite ich auch im folgenden, warm angezogen und mit hochgeschlagenem Kragen meines Anoraks, begleitet von der langsam hereinbrechenden Abenddämmerung einerseits wie vom anhaltenden Nieselregen andererseits. Gemächlich schlendere ich dabei erst durch das Klostereingangstor und dann am benachbarten Spielplatz und dem Trafohäuschen in der Nähe meines Zimmerfensters vorbei parallel zur Gästehausaußenmauer bis hin zum hinter einer kleinen Biegung gelegenen Tor des Klostergartengeländes. Noch einmal fallen hierbei an jenem Tag ein paar inposante Motive meiner Kamera zum Opfer. Meine anfangs noch recht zügigen Schritte werden mit zunehmender Wegstrecke bereits allmählich ruhiger, und der Blick streift quer durch die mich umgebende Natur. Hin und wieder schweift er aber auch zum Himmel empor, wo er innerlich in stiller Dankbarkeit den Schöpfer des Universums zu erahnen scheint, selbst wenn man dort rein äußerlich in diesem Moment nur tristes Grau zu erspähen vermag.


Ausblick vom Plattenweg am Klostergartentor in Richtung Klostergelände


Die kühle Feuchte der Luft sorgt unterdess dafür, daß sich dank meiner seit vielen Jahren bestehenden Kälteallergie die Haut meines Handrückens langsam aber sicher zusehends in eine kribbelnde, juckende Hügellandschaft - ähnlich der huckeligen Oberfläche eines Streuselkuchens - verwandelt. Und so lasse ich schlußendlich beide Hände samt des damit festumklammerten Fotoapparats tief in meine Anoraktaschen gleiten, wo sie nunmehr auf dem Rückweg ins Kloster wohlige Wärme empfängt und somit dafür sorgt, daß die betroffenen Hautpartien sich nach und nach langsam wieder erholen. Nur noch zweimal zücke ich in der Folge zurück auf dem Klosterhof meine Kamera: Einmal im Angesicht der bereits zum Teil erleuchteten Fensterfront des Haupthauses und zum anderen bei der ihr nahestehenden Glocke, auf deren sanftes Läuten ich mich nun - da ich all dies, längst an den Schreibtisch in meinem stillen Kämmerlein zurückgekehrt, im hellerlichten Schein der eingeschalteten Tischlampe hinter bereits zugezogenen Vorhängen in meinem Tagebuch schriftlich niederlege - schon sehr freue.


17:00 Uhr


Um mir die verbleibende Zeit bis zur kirchlichen Vesper etwas zu verkürzen, mache ich es mir erst einmal inmitten meines herrlich bequemen Sofas zwischen seinen beiden seitlich schräggestellten großen blauen Sofakissen gemütlich. Dabei starre ich gedankenversunken ein wenig vor mich hin und betrachte all die unzähligen Dinge in meiner Umgebung einmal ein wenig detaillierter: die grün-weiß-orange-gelb-gestreiften Fenstervorhänge, die bauchige Tischvase mit dem von den Schwestern eigenhändig liebevoll zusammengestellten Strauß aus trockenen Laubblättern und Nadelzweigen mit den zwei kleinen selbstgebastelten Strohsternen daran, das schlichte und nach allen vier Seiten hin gleichschenklige Buchenholzkreuz an der Wand, die beiden farbenfrohen Lanschaftsbilder überm Sofa und überm Kopfteil des Bettes sowie die gußeiserne Miniatur eines siebenarmigen Leuchters - auch Menora genannt - auf dem oberen Bücherregal. Letztendlich aber hält mich, da der von mir mitgebrachte und auf dem Tisch aufgestellte Funkwecker 17 Uhr 20 anzeigt, nichts mehr auf meinem ach so bequemen Sitzplatz, und deshalb begebe ich mich nach dem Verlassen meines Zimmers und des Gästehauses bedächtigen Schrittes am Teich vorbei über den Hof hinweg hin zum Kirchengebäude.


Svennis einnehmendes Wesen auf dem blauen Sofa in seinem Zimmer


Kaum habe ich dort meinen angestammten Platz in der mittleren Holzbank rechts vom Mittelgang eingenommen, da erscheint neben den bereits anwesenden zwei Klosterschwestern und Gästen noch eine dritte Schwester. Sie verneigt sich vorm Altar und entzündet dann dort ringsum die Kerzen. Im ganzen Raume schwebt dabei jene so lang vermißte eigentümliche Duftmischung - einerseits wohl von den hölzernen Balken und Bänken wie anderseits auch von all den in letzteren zwischengelagerten lederumhüllten alten Gesangsbüchern der Schwesternschaft herrührend.
Und dann ist er endlich da - jener wunderbare Augenblick, da das zarte Gebimmel der Klosterglocke erstmalig wieder an mein Ohr dringt. Um mich herum scheint dabei die Zeit stehenzubleiben, während auch ich regungslos dasitze und der Dinge harre, die da kommen. Ein zweites Mal ertönt der Klang der Glocke, dann öffnet sich die hölzerne Tür in meinem Rücken. Gemeinsam mit den anderen Gästen erhebe ich mich und wohne nun mit leicht gesenktem Haupt dem feierlichen Einzug der Klosterschwestern bei. Ihm aber schließt sich nach dem mir noch bestens vertrauten Ritus sogleich der liebliche Psalmengesang sowie das Bitten um Erlösung und um den Segen Gottes an. All dies wie immer komplett in lateinischer Sprache, nur einmal ganz kurz von einem Bibelwort auf Deutsch unterbrochen, dem diesmal den Text der Verse 13 bis 15 vom ersten Kapitels aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser zugrunde liegt: "Er (der himmlische Vater) hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung". Gott sei Dank, möchte man sagen, Amen und Halleluja!


Blick auf den Mittelgang und schwesterlichen Einzugsbereich in der Klosterkirche


Bei all dem spüre ich, wie bei mir innerlich langsam ein tiefer Frieden und eine himmlische Ruhe einkehrt - eine, bei der ich ab diesem Zeitpunkt dann sogar aufpassen muß, daß ich nicht auf der Stelle in einen tiefen wohligen Schlummer sinke. Schwer genug sind mir die Äuglein zwischenzeitlich schon, und dennoch gelingt es mir, sie offenzuhalten und dabei zugleich rechts vom Altar den diesmal sogar noch mit ein paar weißen Kerzen bestückten Tannenbaum vom eben erst vergangenen Weihnachtsfest zu registrieren, der sich bislang meiner vorsichtigen wie scheinbar auch recht kurzsichtigen Umschau völlig entzogen hatte. Vielleicht gelingt es mir ja noch, ihn an den nächsten Tagen einmal rein fototechnisch zu konservieren, bevor sein vergänglicher nadelnder Leib das Zeitliche segnet.


Kerzenbestückter Weihnachtsbaum im altarnahen Eck des Kircheninnern


Den Vespergottesdienst beschließt indes der wohlgeordnete Auszug der Schwestern, unmittelbar gefolgt von dem einzelner Besucher, unter anderem auch von mir. Einige Gäste hingegen verweilen auch weiterhin auf ihren Sitzplätzen, während ich mich langsam zum Haupthaus begebe, um dort in trauter Gemeinschaft das Abendbrot einzunehmen. Am kleinen Tisch im Speisesaal erwarten mich dabei neben Brot, Wurst, Käse, Butter, Quark und Kräutertee sowie einem eigens für mich eingedeckten Platz noch zwei weitere Herren. Schwester Elisabeth schaut kurz herein, wünscht uns einen Guten Appetit und erkundigt sich nach unserem Wohlbefinden. Dabei tadelt sich die gute Seele der Gästebetreuung selbst ein wenig, bemerkt sie doch, daß sie ihren Servierwagen zuvor nach dem Eindecken mitten im Speiseraum stehengelassen hat. Und einer der beiden Herren, mir am Tisch direkt visavis sitzend, pflichtet ihr sogleich bei, indem er augenzwinkernd anmerkt: "Also wirklich, Schwester, das ist ja unerhört! Fast wären wir beim Eintreten darüber gestolpert!". Schwester Elisabeth aber muß unweigerlich schmunzeln, während sie das Corpus delicti beiseiteschiebt. Nun, da soll doch noch mal einer behaupten, in einem Kloster ginge es stets bierernst zu!


Kleiner Tisch im Speisesaal des Haupthauses


Schwester Elisabeth verweilt unterdess noch ein wenig bei uns, und so erfahre ich aus einer ihrer Bemerkungen uns gegenüber, daß jene Gäste, die nach dem Ende der Vesper noch in der Kirche blieben, sogenannte Exerzisten sind, die hier im Kloster streng unter sich bleibend ihre Exerzitien - geistliche Schweigeübungen, in denen man sich in einer Gruppe wie auch als Einzelner intensiv dem Gebet und der Besinnung widmet - durchführen. Und so bleibt es eben an diesem Abend auch erst einmal bei unserem dreiköpfigen "Männerstammtisch". Daß ich hierbei nicht von einer reinen Altherrenrunde spreche, ist allein der Tatsache geschuldet, daß mein unmittelbares Gegenüber noch relativ jung anmutet. Jener junge Herr, der sich nach der Möglichkeit eines Internetanschlusses erkundigt, ist - wie ich wenig später erfahre - übrigens Pastor einer kleinen evangelikalen Gemeinde in Berlin-Mitte. Der ältere Herr zu meiner Rechten an der Stirnseite unserer Tischgemeinschaft hingegen weilt hier für zwei Tage aushilfsweise als Gastpfarrer und kennt die Klosterschwestern schon seit Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als er selbst noch im nahegelegenen Luckenwalde tätig war. Man muß mit ihm durchaus ein wenig lauter reden, um miteinander ins Gespräch zu kommen, denn er ist schwerhörig und trägt daher auch ein Hörgerät. Nun, dank meines Jobs als Altenpflegeassistent bin ich mit der Betätigung als Lautsprecher ja durchaus vertraut, und so entspinnt sich - erst recht, nachdem uns der junge Pastor wenig später vorzeitig verlassen hat, ein interessantes Gespräch über Gott und die Welt.
Hut ab vor dem, was der ältere Herr in seinem langjährigen Dasein hier auf Erden schon so alles erlebt hat! Vom brandenburgischen Luckenwalde ins spanische Barcelona mit Umweg über den französischen Wallfahrtsort Lourdes (laut Auskunft von GoogleMaps eine Gesamtstrecke von etwa 2400 Kilometer) ist er früher einmal geradelt. Aber auch die Pfähle für die Umzäunung unseres Alexanderdorfschen Klosters hat er seinerzeit in schweißtreibender Handarbeit mit "eingepflanzt", wie er es nennt. Wobei er dazu an seinen eigentlich arbeitsfreien Mittwochen kurzerhand stets noch ein paar zusätzliche Freiwillige zu sich in den Trabbi einlud und mit ihnen das Kloster besuchte. Die Schwestern, die damals selbst noch mit Pferdegespannen unterwegs waren und das Kloster im Winter mit im Hof hochgestapelten Holzscheiten beheizten, entlohnten ihre fleißigen Helfer dann für ihre Mühe stets mit herrlich duftendem, frischgebackenen Brot aus eigener Produktion. Für keine noch so schwere Arbeit war sich der Herr Pfarrer in seinem Leben zu schade gewesen. Allein an dem Versuch, als altgewordener Mann von der Schreibmaschine auf den Computer umzusatteln, sei er vor ein paar Jahren kläglich gescheitert, so erzählt er, wozu er schmunzelnd ausführt: "Ein einziger Knopfdruck, und schwups waren drei ganze Seiten Getipptes einfach weg". Weg sind dann auch wir zwei, nachdem wir - hinter unseren Stühlen stehend jeder für sich - noch ein stilles Dankgebet gesprochen und uns beim gemeinsamen Hinaustreten ins klosterhöfische Halbdunkel voneinander verabschiedet haben. Wohin der Herr Gastpfarrer daraufhin seine Schritte lenkt, entzieht sich meiner Kenntnis. Mich aber treibt es wieder zurück in meine vier Wände, wo ich einmal mehr als das Erfahrene handschriftlich in Worte fasse.


19:40 Uhr


Kaum habe ich meine Ausführungen beendet, da erreicht in meinem Rücken wie aus weiter Ferne ein ausgesprochen leiser Glockenton mein Gehör. Ja, in meinem neuen Quartier muß ich schon ganz genau hinhorchen, um die teure Freundin samt ihrem Glockenspiel überhaupt wahrzunehmen. Und doch wird vor allem sie es in den kommenden Tagen sein, die meinen Alltag regelt. Ihrem regelmäßig wiederkehrenden Erklingen folgend, werde ich aufstehen und zu Bett gehen, beten und lesen, ruhen und essen. Eine einzelne Glocke bestimmt quasi fünf Tage lang meinen kompletten Tagesablauf. Das aber gab es vor geraumer Zeit schon einmal - und zwar zu meiner Schulzeit, als eine ihrer bimmelnden Schwestern mir einen Großteil aller Wochentage in 45minütige Unterrichtsstunden sowie große und kleine Pausenminutenabschnitte einteilte.


Ausschnitt meines bereits vollständig für mich eingenommenen Schreibtischs


Womit wir auch schon beim literarischen Thema meines dritten Klostertrips wären. Liegt doch direkt vor mir auf dem Schreibtisch schon seit dem Auspacken meines Koffers ein Taschenbüchlein mit der Aufschrift "Heinrich Spoerl: Die Feuerzangenbowle", auf Seite 3 nochmals untertitelt als "Eine Lausbüberei in der Kleinstadt", dessen eingehende Widmung dann weitere zwei Seiten später vielversprechend verkündet: "Dieser Roman ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, daß die Schule es nicht merkt". Dem erlesenen Genuß jenes Buches, dessen drei filmische Nachfahren mir bereits allesamt bestens bekannt sind, werde ich mich nun in den kommenden Tagen hier in der Abgeschiedenheit des Klosters Alexanderdorf verschreiben - und ich bin schon gespannt, welche Erkenntnisse sich mir dabei erschließen!


Mein rein farblich dem Sofa angepaßtes Nachtlager


Allein für heute scheint es mir schon ein wenig zu spät für die intensive Aufnahme meines dahingehenden Vorhabens. Und so vertage ich den Beginn meiner ersten "Lesestunde" doch lieber auf den darauffolgenden Tag. Zu sehr sehnt sich mein ganzer Körper in diesem Moment einfach nach Ruhe. Ruhe in der Form von erquickendem Schlaf. Scheinbar sind sowohl die heutige Anreise als auch die zum Teil nur recht kurzen Schlafphasen der letzten daheim verbrachten Nächte eben doch nicht ganz spurlos an mir vorbeigegangen.
Hundemüde decke ich also mein Nachtlager ab, drehe meine Heizung auf und mache mich ganz langsam bet- und bettfertig. Meine Jeanshose hänge ich, ordentlich über einen Bügel gelegt, am Kleiderschrank auf und knie daraufhin vor meinem Bett nieder, um in dieser ehrfürchtigen Position all die mir am Herzen liegenden Menschen Gottes Fürsorge anzuvertrauen. Mein kleines stilles Nachtgebet fußt auf Psalm 123 ("Aufblick zu Gott") und gipfelt in meinem tiefempfundenen Dank für die mir durch ihn zuteilwerdende Vergebung und Hilfe sowie in meiner Bitte um Beistand und Bewahrung für die über mich hereinbrechende Nacht.


20:40 Uhr


Ich schlafe anschließend - wie zu erwarten - sehr schnell ein und genieße dabei die einfach unübertreffliche Stille, die mich hier im Schutze der Klostermauern umgibt.


Ende Tag 1

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Claudia (22. Januar 2013, 17:51), Angel (14. Januar 2013, 09:46)

sven1421

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Mittwoch, 16. Januar 2013, 09:58

TAG 2: 08.01.2013 [Teil 1]


Wach werde ich am darauffolgenden Morgen bereits deutlich vorm Erklingen des ersten Glockentones mit einem Brummschädel, dem ich sogleich mit der Einnahme einer in meiner kleinen Reiseapotheke mitgeführten Kopfschmerztablette entgegenwirke. Angesichts der Stärke des Pochens in einem Schädel könnte man fast denken, ich hätte am Vorabend vorm Zubettgehen zu tief ins Glas geschaut. Nun, in gewisser Weise hab ich das ja auch getan - nur, das jenes in meinem Zimmer schon von vornherein bereitstehende Glas dabei lediglich mit kaltem, klaren Leitungswasser befüllt gewesen war. Wie dem auch sei: Die an sich zunächst einmal recht unangenehme Empfindung eines dröhnenden Kopfes liefert mir einen geradezu idealen Einstieg, was die nunmehr beginnende Lektüre des von mir mitgebrachten Buches "Die Feuerzangenbowle" anbelangt.


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 01 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Beginnt doch jene Erzählung nach seiner Ankündigung als vermeintliches "Loblied auf die Schule" mit dem vermutlich am Folgetag einen ganz ähnlichen Brummschädel verursachenden Genuß einer blutroten, dampfenden Flüssigkeit - eben jener berühmtberüchtigten Feuerzangenbowle, die dem Buch seinen Titel verleiht und zu deren Definition und Wirkung es dann ein wenig später in dessen Text heißt: "Eine Feuerzangenbowle ist keine Bowle. Sie ist ein Mittelding zwischen Gesöff und Hexerei. Bier sackt in die Beine, Wein legt sich auf die Zunge, Schnaps kriecht ins Gehirn. Eine Feuerzangenbowle aber geht ans Gemüt. Weich und warm hüllt sie die Seele ein, nimmt die Erdenschwere hinweg und löst alles auf in Dunst und Nebel". Ja, dieses hochprozentige Heißgetränk hat es durchaus in sich. Von seinen langsam aufsteigenden Alkoholdämpfen berauscht, teilt die ringsherum versammelte illustre Gesellschaft sieben älterer Herren - welche eigentlich nur das Andenken eines zu Grabe getragenen Lehrers hochleben lassen will - urplötzlich uralte Erinnerungen an ihre längst vergangene Schulzeit. In der Schilderung diverser, den alten Lehrern gespielter Streiche fällt man sich dabei untereinander zunehmend ins Wort und versucht ständig, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Kindlich ausgelassen ist mit einem Male die Stimmung jener sonst so gestandenen Mannsbilder. Einer der Herren gibt schließlich sogar einen seiner Träume zum besten, in welchem er gemeinsam mit seinem Sohnemann noch einmal die Schulbank drückt, und führt dabei aus: "Ich hatte natürlich keinen Schimmer mehr; der Bengel mußte mir alles vorsagen. Ich hatte aber auch keine Angst; wenn es brenzlig wurde, brauchte ich nur aufzustehen und zu sagen: Was wollt ihr überhaupt? Ich bin nur aus Jux hier. Ich habe doch längst mein Abitur". Weitere Erlebnisse und Träume machen die Runde. Wie gehabt, fällt man dem jeweiligen Vorgänger noch vor Beendigung seiner Geschichte ins Wort und verjüngt sich dank des ausgesprochen erfrischenden Charakters jener Schilderungen strafrechtlich gleichermaßen belangloser wie wohl auch längstverjährter Jugendsünden gemeinschaftlich zusehends.

Nur einer, mit gerade 24 Lenzen der Jüngste in der Runde jener glorreichen Sieben, findet das Ganze alles in allem ziemlich albern und versteht die Ausgelassenheit der anderen einfach nicht. Er, Dr. Johannes Pfeiffer, seines Zeichens Verfasser zahlreicher weltberühmter humoristischer Schriften, war nämlich selbst nie auf einer richtigen Schule, sondern wurde auf dem gutgehenden Gut seines Vaters von einem alten Hauslehrer unterrichtet. Der Rest der Feuerzangenbowlengesellschaft bedauert ihn dafür. Vor allem, weil er da ja so vieles versäumt hat und das auch leider nicht mehr nachholen kann ... oder vielleicht doch?! Zu den Alkoholdämpfen und dem Zigarrenrauch in der lokalen Berliner Luft an jener gastlichen Stätte gesellt sich mit einem Male ein "kleiner, dummer Gedanke", der - anfangs nur zum loser Scherz ausgesprochen - ganz allmählich zu einer ausgesprochen fixen Idee wird. Pfeiffers anfängliche Bedenken fegt man dabei schlußendlich gemeinschaftlich rasch vom Tisch. Und so ist es dann bei einer anschließenden Wiederauflage der Feuerzangenbowle bereits beschlossene Sache: Pfeiffer geht noch einmal zur Schule ... "Die Idee siegte. Und ein Wunschtraum wird zur Tat".

Schon beginnt die Verjüngungskur, die aus Doktor Johannes Pfeiffer den Primaner Hans Pfeiffer werden läßt: Haare kürzer, Schurrbart ab, Anzüge von der Stange und eine Nickelbrille auf die Nase. Falsche Papiere, Abschied vom Luxus und von seiner Braut Marion. Letzteren Abschied aber zögert Hans Pfeiffer nicht nur bis ganz zum Schluß hinaus, er läßt ihn am Ende sogar ganz ausfallen. Stattdessen besteigt er nun den beschleunigten Personenzug nach Babenberg - jenen Ort, den man sich zuvor für das große Abenteuer seiner nach erlebten Schulzeit auserkoren hat.
Wenig später ist es dann endlich soweit. Die Glocke läutet auf dem Schulhof des Babenberger Gymnasiums - und man höre und staune, sie tut dies auch nahezu zeitgleich bei mir auf dem alexanderdörfschen Klosterhof. Zu Pfeiffers größter Enttäuschung schenken ihm allerdings seine auf dem Schulhof zahlreich vorhandenen Mitschüler zunächst keinerlei Beachtung. Tja, in Babenberg ist er eben auf einmal nicht mehr der große angesehene Buchautor, sondern als kleiner, unscheinbarer Bücherwurm nur einer von vielen. Und dennoch wird ihm kurz darauf doch noch größere Aufmerksamkeit zuteil, wenn auch sicher nicht in der von ihm gewünschten Art und Weise. Als er nämlich den Klassenraum der Oberprima betritt, taxieren ihn einige der Kameraden von vornherein recht feindseilig, andere wiederum nachen sich ganz offen lustig über ihn und seinen Aufzug: "Hihi, der Neue! Wie sieht der denn aus?". Hans weiß angesichts jener für ihn unerwarteten Reaktionen nicht so recht, wie er sich verhalten soll, und so heißt es da von ihm: "Er kommt sich vor wie jemand, der sich in die Kirche einer fremden Konfession geschlichen hat und alle Zeremonien mitmachen möchte, um nicht aufzufallen". Diese Beschreibung aber einnert mich interessanterweise irgendwie auch an meine erste Vespergottesdienstteilnahme hier im Kloster im Oktober des Jahres 2011.

Derweil Hans Pfeiffer nachdenkt, ob er sich setzen oder lieber flüchten soll, betritt einer der Lehrer die "Bühne" des Klassenzimmers. Es ist Professor Crey - auch "Schnauz" genannt. Das eigentümlich Nasale, welches der Autor Heinrich Spoerl gewiß von der Figur des Direktors Samuel Heinzerling aus der 1875 erschienenen Humoreske "Der Besuch im Karzer" von Ernst Eckstein übernommen hat, sorgt hierbei für die unverwechselbare wie auch urkomisch klingende Redensart jenes Lehrers, derer auch ich mich immer wieder nur allzugern nachahmend bemächtige: "Ech heiße Sä em Namen onserer Lehranstalt ond em Namen der Oberprema herzlech willkommen. Ech hoffe, Sä werden sech recht wohl bei ons föhlen Sätzen Sä sech da vorne, da kann ech Sä besser beobachten. - Sä heißen?". Ja, dieser Schnauz mit seinem Spitzbart, Spitzbauch und dem Zwicker auf der Nase ist eben ein echtes Original! Echt originell hingegen ist die berühmtgewordene Antwort seines neuen "Schölers" Pfeiffer auf die sich anschließende Frage des Professors, ob sein Nachname mit einem oder zwei "Äff" geschrieben werde: "Mit drei, Herr Professor ... Eins vor dem ei und zwei hinter dem ei". Jene spitzfindige Erklärung gegenüber seinem spitzbäuchigen Lehrkörper aber bringt Hans neben einer ersten leisen Anerkennung seitens der Klasse auch noch einen längeren und umso lauteren Vortrag über die Grundsätze klassischer Pädagogikdurch Schnauz ein, welcher schließlich zu der Aussage hinführt: "Met der Schole est es wie met der Medizin - sä moß better schmecken, sonst nötzt sä nechts!".

Noch während seines äußerst trockenen Vortrags trifft die Lehrkraft eine kraftvoll abgeschossene, feuchte "Papierkogel" am Kopf. Die Ermittlung des hierfür verantwortlichen "Schölers" gestaltet sich in der Folge zunächst recht schwierig. Niemand will es gewesen sein, und ein jeder schiebt die Schuld auf alle anderen ab. Der schräg hinter Hans sitzende Schüler Rosen beschuldigt schließlich indirekt seinen Mitschüler Luck, der daraufhin völlig erblaßt hochschreckt und kein einziges Wort herausbringt. Durch eine genauere Betrachtung der papiernen Geschosses ist der "angeschossene" Schnauz indes bereits zu der Erkenntnis gelangt, daß das Corpus delicti aus einem "Scholheft geressen" wurde und läßt sich nunmehr zur Feststellung des Täters die sämtlichen Hefte aller 15 Schüler der Klasse zeigen, wobei jedes Heft insgesamt 24 einzeln durchzublätternde Seiten umfaßt. So kann man eine Unterrichtsstunde natürlich auch herumbekommen! Und tatsächlich: Alsbald erlöst das "Armsünderglöckchen" die mehr oder minder schuldigen Schüler. Schnauz aber verläßt gänzlich unverrichteter Dinge das Klassenzimmer, wobei ihm noch eine zweite Papierkugel nachfliegt. Und Hans' Banknachbar klärt den Neuen erst einmal darüber auf, daß sie eben gerade eigentlich Unterricht gehabt hätten, und zwar Geschichte. Geschichte ist dann auch für mich ein gutes Stichwort, um die Lektüre eben dieser hier einstweilen zu unterbrechen und mich stattdessen im Badezimmer bei der Morgentoilette allmählich auf meinen obligatorischen Morgenspaziergang und das sich daran anschließende Frühstück vorzubereiten.




07:00 Uhr


Und so begebe ich mich also unter die warme Dusche und kleide mich in aller Ruhe an. Im Anschluß richte ich dann ganz gemach mein Bett her, wobei ich ihm zu guter Letzt auch noch die dunkelblaue Tagesdecke überwerfe. Im schummrigen Halbdunkel meiner Behausung auf meiner Couch platznehmend, warte ich dann noch ein paar Minütchen ab, dann breche ich zu meiner ersten morgendlichen Runde um das Kloster herum auf.


Individuell zusammengestellte Nachweihnachtsdeko auf meinem Schreibtisch


Es wird zu jener frühen Stunde nur ein recht kurzer Spaziergang, bedingt durch einen auf mich herabtröpfelnden anhaltend leichten Nieselregen. Im ständigen Zickzackkurs umschiffe ich beim Voranschreiten im Dämmerlicht die unzähligen kleinen und großen Pfützen, die mein naßkalter Begleiter allerorts auf den Wegen gebildet hat. An dem von einer in sich geschlossenen gräulichen Wolkendecke verhangenen Himmelzelt ist beim besten Willen kein einziger Vogel zu auszumachen - ja, noch nicht einmal das Flugzeug, dessen Motorengeräusch im beim Erreichen des Klostergartentores doch recht deutlich direkt über meinem Haupt zu vernehmen glaube. Ich sehe es nicht, und doch ist es da - eben so wie der Schöpfer unseres Universums. Auch seine Nähe kann ich allenfalls spüren und daher an ihn glauben. In seiner konkreten Erscheinung zu sehen bekommen werde ich ihn allerdings erst später einmal.
Längst befinde ich bei diesem interessanten Gedanken wieder auf dem Rückweg zum Klostergelände, wo ich nach dem Durchschreiten des Eingangstores am Teich dann doch noch auf einen einzelnen rabenschwarzen Vertreter der flügelschlagenden Zunft treffe, der - obwohl zeitweise nur einige Zentimeter von meinen hergelaufenen Füßen entfernt - überhaupt keine Anstalten macht fortzufliegen. Rein instinktiv scheint scheinbar sogar er darum zu wissen, daß ihm hier, wo sich die Kinder Gottes und deren Gäste versammeln, als einem Geschöpf des himmlischen Vaters am allerwenigsten Gefahr droht auf Erden.


08:05 Uhr


Zurück in meinen trockenen vier Wänden streife ich erst einmal den oberflächlich doch recht naß gewordenen Anorak ab und rubbele mein feuchtes Haupt mit dem darauf nur noch spärlich angesiedelten Haupthaar mittels eines Handtuchs ordentlich ab. Ich ziehe mir meine blaue Microfaserjacke über und setze mich damit vom Zimmer aus durch die Eingangstür meines Gästehauses in Richtung Haupthaus in Marsch. An der bis dato noch fest verschlossenen Pforte erwartet mich bereits der junge Pastor aus der haupstädtischen Mitte, welcher - bis vor zwei Tagen einem grippalen Infekt anheim gefallen - eigentlich darauf hoffte, am heutigen Tag vor seiner morgigen Abreise einen längeren Waldspaziergang unternehmen zu können. Das momentane Wetter allerdings scheint ihm - wie übrigens auch mir selbst - bei jenem Ansinnen eher einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen. Wieder kommen wir bis zum Öffen der Haupthauseingangstür durch eine der Ordenschwestern kurz nach Beendigung der kirchlichen Eucharistiefeier ins Gespräch, wobei sich unter anderem herausstellt, daß er ursprünglich aus Baden-Baden stammt und erst vor kurzem in eine Gemeinde in der ehemals grenznahen Heinrich-Heine-Straße in Berlin berufen wurde.


Zugang zum gastlichen Einnahmeraum aller gepflegten Mahlzeiten im Haupthaus


Gemeinsam begeben wir uns wenige Momente später ins Innere des Haupthauses, wo wir am kleinen Tisch des Speiseraumes platznehmen. Da unser dritter Mann im Bunde - der Herr Gastpfarrer im hörbeeinträchtigten Ruhestand - noch etwas auf sich warten läßt, beschließen wir zweistimmig einstimmig, nach einem kurzen Tischgebet des Pastors schon einmal mit dem Frühstücken zu beginnen. Zu verlockend duftet der frischgebrühte Kaffee in seiner Kanne auf dem gedeckten Tisch, allzu sehr laden Brötchen, Brot, Butter, Wurst, Käse, Marmelade, Quark und die von Schwester Elisabeth eigenhändig noch rasch herbeigetragenen gekochten Frühstückseier zum gemütlichen Verzehr ein. Und so lassen wir uns all diese reichhaltigen Gaben auch schon ordentlich munden, als sich unser Gastpfarrer zu sich gesellt. Gemeinsam reichen wir ihm, wie zuvor auch schon uns untereinander, Speisen und Getränke an. Dann genießen wir all die Köstlichkeiten zu dritt, wobei sowohl der Pfarrer als auch der Pastor und ich ein recht angeregtes Gespräch führen. Der Herr Pfarrer erzählt von seiner Zeit im Hedwigskrankenhaus in Berlin und von jener Autobiographie, in der er viele seiner Erlebnisse zu Zeiten der DDR niedergeschrieben hat. Ja, ganz recht, auch diesmal begegne ich hier im Kloster wieder einem schreibenden "Kollegen". Und wenn er in Schriftsprache auch nur annähernd so spannend berichtet, wie er mündlich hier bei Tisch seine kleinen Anekdoten zum besten gibt, dann ist es sein gedrucktes Werk in meinen Augen allemal wert, gelesen zu werden. Im Gegenzug plaudert der junge Herr Pastor ein wenig über Afrika, wo er selbst einige Zeit seines Lebens verbracht hat. Und ich?! Nun ja, ich erzähle aus meinem vierzigjährigen irdischen Dasein, das mittlerweile eben auch schon mit dem einen oder anderen interessanten Geschichtchen aufwarten kann und sich dabei wohl keinesfalls hinter dem Leben der beiden gestandenen Herren verstecken muß.
Am Ende unseres etwas ausgedehnteren - und gleich in dreifacher Hinsicht - herrlichen Morgenmahls verabschieden wir uns dann von unserem Gastpfarrer, der gleich im Anschluß seine Heimreise antritt. Ich hingegen begebe mich bedächtigen Schrittes im unvermindert leichten Niesel zurück in mein Domizil und fixiere dort all meine Gedanken und Erlebnisse der vergangenen anderthalb Stunden schriftlich.


09:30 Uhr


Hernach zieht es mich trotz unverändert trüber Wetterlage noch einmal kurz vor die Tür, nachdem ich mein Zimmer durch Anklappen der schmaleren Fensterhälfte zum Lüften freigegeben habe. Dem Nieselregen trotzend bewege ich mich mit hochgestelltem Jackenkragen etwas zügigeren Schrittes über den Hof hinweg in die Kirche, wo ich in Anwesenheit einer die floristische Ausstattung des Innenraum erneuernden Schwester auf einem der Bankreihenplätze erst einmal ganz für mich allein ein kurzes stilles Dankgebet gen Himmel schicke und dann mit meiner Kamera auch noch ein paar hochauflösende Fotos schieße, unter anderem vom bereits erwähnten hochaufragenden und über kurz oder lang auszumusternden Weihnachtsbaum.


Frischgestecktes reinpflanzliches Arrangement innerhalb des Kirchengebäudes


Auf meinem Rückweg kehre ich dann noch im an mein Gästehaus angrenzenden Tagesraum ein, wo ich zum einen auch ein paar Bilder mache und zu anderen gegen ein entsprechendes Entgeld einige von den Ordensschwestern selbst gefertigte Fotopostkarten mit winterlichen Kloster- und Landschaftsmotiven erwerbe. Und auf diese Weise komme ich - wenn auf Umwegen und mit einem Jahr zeitlicher Verzögerung - eben Gott sei Dank doch noch zu meiner klösterlichen Schneelandschaft. Halleluja!


Große geräumige Teeküche im Tagesraumkomplex


Bei meiner weitergehenden Erkundung der Räumlichkeiten des Tagesraumkomplexes stoße ich schlußendlich auf eine große Teeküche, in der nun auch - anders als in ihrer kleineren Variante innerhalb meines momentanen Gästehausabschnitts - wieder der mir liebgewordene klare Apfelsaft zum Erwerb und Verzehr bereitsteht. Ein Fläschchen des goldfarbenen Nektars entführe ich mir gegen die Entrichtung des hierfür vorgesehenen Obulus in der Folge in meine eigenen vier Wände, wo ich mir dann unter Zuhilfenahme eines größeren Schluckes Leitungswasser sogleich ein Glas Apfelsaftschorle zubereite, das ich nun - während meiner wiederaufgenommen Tagebuchniederschrift - schlückchenweise genüßlich konsumiere.


10:50 Uhr

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Claudia (22. Januar 2013, 17:51), Angel (16. Januar 2013, 15:42)

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Dienstag, 22. Januar 2013, 17:51

Hm, ich glaube es ist an der Zeit, hier endlich mal wieder ein Lebenszeichen von mir zu geben. Schließlich wurden ja schon Wünsche erfüllte und erste Ergebnisse der Urlaubsruhe veröffentlicht! :danke:

Und schon wieder bin ich total angetan vom Gesamtbild der Schreiberei. Vom Inhalt, aber vorallem von der Atmosphäre die das Ganze ausstrahlt. Ich finde deine Tagebuch-Urlaubsberichte irgendwie immer so schön stimmungsvoll, entspannend, ruhig, gelassen. Wozu natürlich auch die Bilder viel beitragen. Irgendwie ist es ein bisschen wie "Urlaub beim Lesen".
Übrigens, das einnehmde Sofa-Wesen-Bild gefällt mir gut. Also, ich mein jetzt nicht eigentlich das Wesen (obwohl, den auch :D: ) sondern mehr das Bild. Das hat was. Vielleicht liegt es am Blickwinkel? Gut gelungen jedenfalls. Find ich.
In diesem Sinne: weiter so. Und danke für die Widmung, bin ja ganz gerührt! :yes:

Interessant find ich ja, dass du schon wieder einen Schreiberling getroffen hast. Hast du denn mal nach dem "Schreibwerk" des Herrn Pfarrer
geguckt? Wär sicher mal interessant (an)zulesen. Oder ist das nirgends
mehr zu kriegen?

liebe Grüße!
claudia
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sven1421 (22. Januar 2013, 20:49)

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Dienstag, 22. Januar 2013, 23:14

Oha, ich muss mich auch endlich mal wieder zu Wort melden. :schaem:

Also da kann ich mich Claudia nur anschließen. Das ist wirklich wie Urlaub beim Lesen. Ich werde wirklich von den ersten paar Sätzen an immer ruhiger. Das ist richtig schön entspannend. Und dann die schönen Bilder dazu. Einfach klasse. :clapping3: Und das einnehmende Sofa-Wesen-Bild gefällt mir auch super gut. Das ist Dir echt gut gelungen. Ja das ist echt witzig, dass Du da immer wieder einen Schreiberling triffst.

Und mit der Feuerzangenbowle habe ich mich köstlich amüsiert. Das ist echt lustig wenn man den Dialekt vom Schnauz liest. Einfach göttlich. :lachwein:

Auch vom mir ein dickes Dankeschön für die Widmung und ich war mindestens so gerührt wie Claudia. :yes:

Ich freue mich schon auf den nächsten Teil :freutanz: und lieben Dank fürs Schreiben und uns dran teilhaben lassen. :danke:

Liebe Grüße

Angel :angel:
Willst Du das Glück berühren, lass Dich von Deinem Herzen führen.

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sven1421 (23. Januar 2013, 13:26)

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Freitag, 25. Januar 2013, 08:30

Und schon wieder bin ich total angetan vom Gesamtbild der Schreiberei. Vom Inhalt, aber vorallem von der Atmosphäre die das Ganze ausstrahlt. Ich finde deine Tagebuch-Urlaubsberichte irgendwie immer so schön stimmungsvoll, entspannend, ruhig, gelassen. Wozu natürlich auch die Bilder viel beitragen. Irgendwie ist es ein bisschen wie "Urlaub beim Lesen".
Also da kann ich mich Claudia nur anschließen. Das ist wirklich wie Urlaub beim Lesen. Ich werde wirklich von den ersten paar Sätzen an immer ruhiger. Das ist richtig schön entspannend. Und dann die schönen Bilder dazu. Einfach klasse. :clapping3:
Vielen lieben Dank für das Kompliment! Kann ich so nur an meine klösterliche Inspirationsquelle weitergeben, bei der mir die Sätze nur so aus der handgeführten Kugelschreibermine heraussprudeln! :wolke7:
Übrigens, das einnehmde Sofa-Wesen-Bild gefällt mir gut. Also, ich mein jetzt nicht eigentlich das Wesen (obwohl, den auch :D: ) sondern mehr das Bild. Das hat was. Vielleicht liegt es am Blickwinkel? Gut gelungen jedenfalls. Find ich.
Und das einnehmende Sofa-Wesen-Bild gefällt mir auch super gut. Das ist Dir echt gut gelungen.
Es ist halt wie so oft im Leben. Ein veränderter Blickwinkel läßt manches gleich in einem gänzlich anderen Licht erscheinen! :thumbup:
Und mit der Feuerzangenbowle habe ich mich köstlich amüsiert. Das ist echt lustig wenn man den Dialekt vom Schnauz liest. Einfach göttlich. :lachwein:
Non ja, däse Mondart lägt mär ärgendwä. Nor för den Fall, daß ärgend so ein Fälmemacher dä Rolle des Schnauz för eine Neuverfälmong fräsch besetzen möchte: Äch wäre da dorchaus änteressärt! :whistle:
Und danke für die Widmung, bin ja ganz gerührt! :yes:
Auch vom mir ein dickes Dankeschön für die Widmung und ich war mindestens so gerührt wie Claudia. :yes:
Gerngeschehen, die Damen! Was wäre ich als Schreiberling schließlich ohne meine Musen?! ;):
Interessant find ich ja, dass du schon wieder einen Schreiberling getroffen hast. Hast du denn mal nach dem "Schreibwerk" des Herrn Pfarrer geguckt? Wär sicher mal interessant (an)zulesen. Oder ist das nirgends mehr zu kriegen?
Das Werk aus dem Jahre 2012 findet in meinen späteren Tagebuchnotizen noch Erwähnung. Aber ich geb seinen Titel und Autor an dieser Stelle auch gern schonmal vorab preis ...
"Zeuge des Glaubens" von Wolfgang Sciesinski ... u.a. auch bei Amazon erhältlich und natürlich bereits auch längst in meinem Besitz. :thumbsup:
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil :freutanz: und lieben Dank fürs Schreiben und uns dran teilhaben lassen. :danke:
Immer wieder gern. Und daher an dieser Stelle auch gleich die Fortsetzung, die ich mir als kleines nachträgliches Geburstagspräsent quasi selbst schenke :bluemchen:



TAG 2: 08.01.2013 [Teil 2]


In der knappen Dreiviertelstunde bis zur Einnahme des Mittagsmahls wende ich mich noch einmal Heinrich Spoerl's lehrstoffreichem Roman zu.


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 02 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Dort beginnt gerade eine weitere Schulstunde, nunmehr unter der Regie von einem ganz anderen Typus Lehrkraft. "Unser Lehrer Doktor Brett" - im Grunde genommen das genaue Gegenstück des Schnauz - startet seinen Unterricht, nachdem er sich mit den neuen Schüler bekanntgemacht hat, zunächst mit ein paar kleinen Leibesübungen. Daß die Klasse in seinem Rücken dabei keineswegs wie erwünscht mitmacht, merkt er scheinbar nicht. Der Einzige, der dem sportlichen Beispiel des Vorturners folgt, ist der kleine schmächtige Luck, der dafür als Zeichen der Mißachtung durch die Klasse vom Mitschüler Theo Schrenk zu allem Übel bei jedem weiten Vorbeugen ins Gesäß gezwickt wird. Am Ende der recht einseitigen Lehrkörperertüchtigung lobt Brett seine Mannen, was bei Hans Pfeiffer verständlicherweise ein leises Grinsen hervorruft. Vom ahnungslos erscheinenden Lehrer nach dem Grund hierfür befragt, flunkert Hans, daß er grad an einen Witz denken müsse, den "Herr Professor Schnauz" zum besten gegeben habe und ergänzt jene akademische Namensentgleisung sehr zur Belustigung seiner Mitschüler sogleich mit: "Ich bin erst seit heute hier. Ich kann doch nicht wissen, wie Herr Professor Crey richtig heißt".

Ein wenig erinnert mich diese Szene an meine eigene Zeit an der Erweiterten Oberschule, dem Pendant zum Gymnasium in der ehemaligen DDR. Denn auch ich habe dort seinerzeit mit so manch kleinem Einwurf - meist auf Kosten des Lehrkörpers - das eine oder andere Schmunzeln im Gesicht meiner Mitschülerinnen und Mitschüler hervorzuzaubern vermocht. Einer meiner dreisten Sprüche hat es sogar bis in die Analen unserer Abschlußzeitung aus dem Jahre 1990 geschafft, und kann daher hier ruhig einmal zum besten gegeben werden ... Unser Klassenlehrer Herr Grimm meinte einmal anläßlich des wiederholt verspäteten Erscheinens eines meiner Schulkameraden: "Ihr seid jetzt in der zwölften Klasse, da verschläft man nicht! Oder habt ihr schon jemals erlebt, daß ich verschlafen habe?!". Worauf der gerade erst 17jährige Svenni prompt verschmitzt lächelnd einwarf: "Naja, Sie sind ja auch nicht mehr in der zwölften Klasse!".

Hatte mein geschätzter Lehrer damals - sofern ich mich recht entsinne - einfach zurückgeschmunzelt und dann das Ganze auf sich beruhen lassen, so zeigt sich im Spoerlschen Roman Doktor Brett gänzlich unbeeindruckt und möchte von seinem vorlauten Schülerneuzugang zu allem Überfluß auch noch den angeblichen Witz hören. Nun, als humorvoller Schriftsteller ist Hans Pfeiffer natürlich durchaus phantasiebegabt genug, um den gewünschten Scherz auf der Stelle aus dem Stehgreif heraus abzuliefern. So erfindet und formuliert er kurzerhand das folgende amüsante Lügenmärchen: "... es war einmal ein Mann. Und dieser Mann hatte drei Söhne ... Der erste Sohn war entsetzlich dumm. Der zweite war so mittel. Und der dritte war phantastisch begabt ... Ja, und die mußten doch nun alle drei etwas werden. Der erste, der Dumme, wurde Schafhirt. Der zweite, der mittelmäßig Begabte, wurde - Trichinenbeschauer ... Der dritte? Der ist Oberlehrer geworden". Auf Bretts Nachfrage, was daran der Witz sei, aber antwortet Pfeiffers Hans: "Das habe ich auch erst später gemerkt, daß das ein Witz ist". Sowohl die Klasse als auch der ihnen vorstehende Doktor verfallen in ein kurzes Gelächter, dann aber kontert Brett geistesgegenwärtig: "Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Nach ein paar Jahren begab sich der Oberlehrer zu seinem Bruder, dem Schafhirten, und sagte: 'Du, wir wollen tauschen. Ich möchte lieber Schafe hüten'".

1:0 für Brett, der den Schüler Pfeiffer daraufhin zur Tafel bittet, wo dieser nach seiner verunglückten Witzeinlage nun wohl eh mit allem rechnen muß, im schlimmsten Fall eben sogar mit Zahlen. Und Hans gibt sich dabei durchaus die größte Mühe - steht und fällt die Achtung der gesamten Klasse für ihn nunmehr quasi damit, ob er die gestellte Rechenaufgabe erfolgreich zu lösen vermag oder nicht. Unerwartete Schützenhilfe erhält er dabei durch Studienrat Brett höchstpersönlich, der den Ernst der Lage für den Neuen durchaus richtig einzuschätzen scheint und dessen zaghafte Lösungsansätze durch geschickte kleine Eingriffe hier und da in die richtige Richtung lenkt. Ein Lehrer eben, wie er im Buche steht - im Lehrbuche für Pädagogen und in dem hier vorliegenden aus der Feder des Herrn "Dichterkollegen" Spoerl ebenfalls.

Was in letzterem folgt, ist ein kleiner Absatz und im darauffolgenden Abschnitt gleich zu Beginn eine Große Pause. Die steht wiederum auch bei mir hier im Kloster an, strebt doch die Zeit bereits in großen Schritten dem Mittagessen entgegen. Und so unterbreche ich meine durchaus kurzweilige Buchbetrachtung an dieser Stelle für eine kurze Weile ...

Ich mache mich in meinem Badezimmer noch ein kleinwenig frisch, dann enteile ich meinem gemütlichen Klosterstübchen beim einsetzenden lieblichen Geläute der Mittagsglocke in Richtung des Haupthauses.


11:30 Uhr


Als ich im Speisesaal anlange, sind Schwester Elisabeth und eine der freiwilligen Helferinnen des Klosters gerade dabei, das Essen aufzutischen. Es duftet im ganzen Raume so herrlich, daß man am liebsten direkt zugreifen möchte. Ich aber warte noch geduldig ein paar Minütchen auf den jungen Pastor, und dann beten und speisen wir gemeinsam. Eröffnet wird unser schlichtes und dennoch unheimlich leckeres und reichhaltiges Drei-Gänge-Menü von einem kleinen Salat, bestehend aus mit Essig und Öl angerichtetem Rosenkohl und Mais. Dazu gibt es wie stets spritziges Quellwasser. Das Hauptgericht bildet dann eine ordentliche Portion Gabelspaghetti, zu der gekochtes Hackfleisch in cremiger Käse-Sahne-Sauce gereicht wird. Gerade letztere ist derart lecker zubereitet, daß ein jeder von unserer zweiköpfigen herrlichen Tischgemeinschaft sich noch eine weitere große Kelle als Nachschlag gönnt. Abgerundet wird das göttliche Mahl schließlich geschmackvoll von einem Schälchen Mirabellenkompott als Desert. Am Ende sind der Herr Pastor und ich rundum derart gesättigt, daß Schwester Eliesabeth auf ihre freundliche Nachfrage, ob es uns denn auch geschmeckt habe, ganz einfach ein zweifaches Nicken erntet. Zu dritt machen wir uns daraufhin noch ans gemeinsame Tischabräumen, bevor ich fürs Erste dem Speiseraum den Rücken zukehre und einmal mehr ganz gemächlich in Richtung meines Quartiers entschwinde.


13:00 Uhr


Hier angekommen, ziehe ich es nach kurzer Überlegung im Hinblick auf das unverändert regnerische Wetter vor, mich anstelle eines naheliegenden ausgedehnten Verdauungsspaziergangs im nahegelegenen Walde lieber ein paar Stündchen hinzulegen, zumal ich irgendwie auch das Gefühl habe, es könnte auch bei mir womöglich eine leichte Erkältung im Anzug sein. Wie dem auch sei: In der Folge schlummere ich tief und fest und habe dabei einen recht verrückten Traum, der einmal mehr heimische Arbeit und klösterlichen Urlaub in sich zu vereinen weiß.


Holzkreuz über meiner Bettstatt


Mein traumatisches nachmittägliches Hirngespinst
Im Traum bin ich, vom erholsamen Winterschlaf innerhalb meiner anscheinend unterirdisch gelegenen Klosterbehausung kurzzeitig erwacht, durch dessen im Hennigsdorfer Kopfsteinpflaster befindliche Dachluke dem klösterlichen Untergrund entstiegen und letztlich im heimischen sechsten Stock auf Arbeit gelandet, wo ich auf einen meiner Kollegen treffe, der mich zunächst als Schwester anspricht und dabei zugleich irgendwie ein wenig genervt ausschaut. Den Grund dafür erkenne ich wenige Augenblicke später, als ich den Flur unseres Wohnbereichs ablaufe. Dort ist wirklich alles an vorhandenen Heimbewohnern auf den Beinen, obwohl es rein vom Zeitlichen her noch deutlich vorm Aufstehen ist. Selbst eine sonst komplett rollstuhlbedürftige alte Dame läuft aufgeregt an einem der Handläufe an der rechten Flurwand entlang. Ich greife ihr beherzt unter die Arme und bringe sie auf ihr Zimmer zurück, welches ich komplett verwüstet vorfinde. Von meinem dazukommenden Kollegen erfahre ich, daß wohl nahezu alle Bewohnerzimmer so aussehen, was daran liegen dürfte, daß die zuständige Nachtschwester scheinbar nicht einen einzigen ihrer Kontrollgänge durchgeführt hat. Gemeinsam mit meinem Kollegen beseitige ich im Anschluß Zimmer für Zimmer das entstandene Chaos, und versäume dadurch - wie mir ein späterer Blick auf die Wanduhr im Tagesraum verrät - Vesper und Abendessen im Kloster. Ein wenig ärgerlich über mich selbst und die Umstände mache ich mich auf den inzwischen düsteren Hennigsdorfer Straßen auf den Weg zurück zur Einstiegsluke ins Kloster ...



16:00 Uhr


Auch wenn ich mich dann nach dem Wiedererwachen mit einem leichten Kratzen im Hals ein wenig schlapp fühle, schlappgemacht wird hier noch lange nicht! Und so erhebe ich mich von meinem Bett und begebe mich nach der Einnahme einiger Hustentropfen schnurstracks in die Teeküche im Obergeschoß, wo ich mir eine Tasse meines geliebten löslichen Nachmittagskaffee zubereite. Mit dem warmen Heißgetränkgefäß in Händen steige ich dann Schritt für Schritt die Stufen ins Erdgeschoß hinab und steuere hier wieder mein Zimmer an, wo ich mich in der verbleibenden knappen Stunde bis zur Vesper erneut ganz der Lektüre meines "Loblieds auf die Schule" verschreibe.


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 03 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Hier wird in der eben einsetzenden Großen Pause zunächst einmal vom Schüler Ackermann halbliterweise Milch verteilt. Das aber erinnert mich unweigerlich an meine eigene Schulzeit, in der - selbst noch in der erweiterten Oberschule in den Klassenstufen 11 und 12 - während der kleinen Pause am Vormittag gleiches getan wurde, und zwar in den Geschmacksrichtungen Kakao, Erdbeere und Vanille - also quasi "schwarz rot gold" - sofern man denn am Wochenbeginn sein "Milchgeld" bezahlt hatte.

Hans trinkt keine Milch, und er hat auch kein in Pergamentpapier eingeschlagenes Pausenbutterbrot dabei. Er steht einfach nur einsam da. Allerdings nicht lange, dann gehen der sich hoch überlegen fühlende Rosen und der als ungeheuer stark geltende Rudi Knebel im Auftrag der ganzen Klasse mit ihm auf Tuchfühlung. Ein unbedachtes Wort ergibt dabei rasch das andere, Hans macht eine falsche Bewegung, Rudi boxt ihm in die Rippen, und der Neue streckt den vermeintlich stärkeren Boxer kurzerhand mit einem einzigen Jiu-Jitsu-Griff nieder. Statt der zu befürchtenden Gegenattacke erntet Hans von seinem neuen Kameraden Rudi dafür nur ein anerkennendes Lächeln verbunden mit der Bitte, ihm doch auch ein paar Griffe jener sanften, von den japanischen Samurai stammenden Kampfkunst der waffenlosen Selbstverteidigung zu erklären, die bei ihm gerade einen so umwerfenden Eindruck hinterließen. "Die Oberprima ist begeistert. Rudi Knebel und Hans Pfeiffer aber legen den Grundstein zu einer Freundschaft".

Nach der Pause muß Hans dann beim Herrn Schuldirektor Knauer, Zeus genannt, antreten. Der wird im Roman - ganz im Gegensatz zum Rühmannzweitfilm - als bartloser Brillenträger, der stets eine blaue Mappe unterm Arm bei sich trägt, beschrieben. Der Direx erklärt seinem neuen Unterstellten die Schulordnung und daß man als Schüler weder zu denken noch eine eigene Meinung zu haben, sondern stattdessen lieber stillzuschweigen und vor allem nicht - wie Exdoktor Hans Pfeiffer - in einem Gasthof abzusteigen habe. Gerade bezüglich des letzteren Punktes erlaubt der Herr Direktor seinem Schutzbefohlenen nun auch wieder das Denken und schickt ihn auf die Suche nach einer neuen Absteige in einer ordentlichen Kammer bei anständigen und rechtschaffenden Leuten - dem Penälerdeutsch auch als "Budensuche" bekannt. Die nimmt Hans dann auch gleich am Nachmittag umgehend in Angriff, während ich mich in meiner "Bude" mit Blick auf die Uhr schon einmal langsam auf meinen vorabendlichen Kirchgang vorbereite.



17:15 Uhr


Im Innern der Kirche lange ich noch deutlich vor Vesperbeginn just in dem Augenblick ein, da vorn am Altar die Kerzen entzündet werden. Für einen Moment ist es mir dabei so, als streife mich - von ihnen ausgehend - beim Hinsetzen ein leichter, warmer Hauch. Ja, kann man denn aus zehn Metern Entfernung die Wärme eine einzelnen brennenden Kerzenflamme spüren?! Nun, ich glaube schon - und Glauben ist eben gerade an diesem heiligen Orte alles, was zählt! In einem kurzen stillen Gebet bitte ich mit ineinandergelfalteten Händen meinen himmlischen Vater darum, mir die Bedeutung seines Wortes in meinem Leben zu erschließen. Dann beginnt mit dem wiederholten Erklingen des Klosterglöckchens auch schon die eigentliche Vesper nach ihrem bewährten Muster. Und so lausche ich - mich zwischenzeitlich in trautem Einklang mit den Schwestern erhebend und wieder setzend - den lieblichen Psalmengesängen wie auch jenem, darin eingebetteten Bibelwort, das erneut das Wort vom Vortag ist. Die Wiederholung jener Verse aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser Gemeinde lädt mich dabei förmlich dazu ein, mich mit dem darin enthaltenen Gedanken des unsichtbaren Vaters im Himmel, der uns Gläubige den finsteren Mächten entrissen und durch die sichtbare Erscheinung seines Sohnes Jesus Christus und der mit seinem stellvertretenden Kreuzestod erfolgten Vergebung unserer Verfehlungen vom Tod erlöst und damit ewiges Leben geschenkt hat. Ein immer wieder aufs Neue unglaublich befreiender und entlastender Gedanke! Amen und Halleluja!


Innenwand der Kirche hinter dem Altar


Im Anschluß an den Gottesdienst folgt nach dem Hinausschreiten der Schwestern über ihren Zugang zum Mittelgang auch mein eigener Auszug aus dem Haupteingang der Kirche und gemeinsam mit dem jungen Pastor aus der Hauptstadtmitte der Einzug ins Haupthaus, welches uns zuvor noch von einem der Exerzisten aufgeschlossen wird. Zu uns beiden angestammten Mannsbildern gesellt sich an diesem Abend noch eine nette, frisch eingetroffene Dame aus Leipzig, die dem Alexanderdörfschen Kloster erstmalig einen Besuch abstattet und daher natürlich ähnlich viele Fragen hat wie ich seinerzeit bei meinem ersten Aufenthalt. Einiges davon kann ich ihr beim gemeinsamen Abendessen schon beantworten. Der eigens für uns bereitete Tisch wartet dabei diesmal übrigens neben dem üblichen Angebot an Brot, Wurst, Käse, Butter und mildem Tee auch noch mit einer weiteren Leckerei aus klostereigenem Anbau aufwarten kann, nämlich gebackenem Kürbis. Wenn auch zunächst noch ein wenig ungewohnt im Geschmack, so ist auch diese Kürbisvariation wieder sehr lecker und macht unser gemeinschaftliches Mahl an diesem Abend einmal mehr zu einem ganz besonderen Genußerlebnis.


Nachweihnachtlich geschmückter Eingangsbereich im Haupthaus


Bei Tisch in kleiner Runde vereint, gerät man rasch wieder ins ungezwungene Plaudern. Und so erzählt uns auch unser weiblicher Neuzugang ein wenig über sich. Wir erfahren beispielsweise, daß die verheiratete Mutter aus dem Herzen Sachsens leidenschaftlich gern ausgiebig joggt, und von einer gewissen Technik, die man erlernen kann und mit deren Hilfe man mitten im hektischen Alltag für ein paar Minuten all den Streß und das Laute um sich herum meditativ völlig auszublenden vermag. Vier Männeraugen blicken ihr während ihrer Ausführungen zum Thema Meditation entgegen, ein Paar davon doch wohl eher skeptisch und auch ein bißchen ungläubig, das andere hingegen - neuen Dingen durchaus stets aufgeschlossen - eher interessiert und zugegebenermaßen auch ein wenig bewundernd. Am Ende der Mahlzeit verabschieden wir uns dann voneinander, wobei unser Neuankömmling aus dem Sächsischen und ich auf dem gemeinsamen Weg in die Unterkünfte "Sankt Erentrud" und "Sankt Jutta" erstaunt feststellen dürfen, daß unsere Zimmer sich im Gästehaus "Sankt Hildegard" genau gegenüberliegen. Und so wünschen wir uns gegenseitig beim Aufschließen unserer Zimmertüren noch einen recht schönen Abend, den ich meinerseits sogleich mit dem nächsten Tagebucheintrag eröffne.


19:00 Uhr

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Angel (25. Januar 2013, 15:32)

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Donnerstag, 31. Januar 2013, 16:35

TAG 2: 08.01.2013 [Teil 3]


Der Rest des angebrochenen Abends aber gehört bei einem Gläschen verdünntem Apfelsaft wieder voll und ganz dem geistreichen literarischen Genuß der "Feuerzangenbowle".


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 04 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Während sich Hans Pfeiffer in der Spoerlschen Erzählung auf Budensuche begibt, macht uns der Autor ganz nebenher ein wenig vertrauter mit dem kleinen Städtchen Babenberg und seinen Einwohnern. Da wären zunächst einmal der Gasthof Axmacher zu nennen sowie die 16 Mäusezahls als die bürgerliche Elite der Kleinstadt. Da ist der Schutzmann Trommel, der auf dem Marktplatz den Verkehr regelt. Da gibt es Radfahrer und Spaziergängerinnen mit Kinderwagen, hinter den Gardinen spionierende Hausfrauen und in den Toreinfahrten der Häuser hemdsärmlige Männer. Zudem trifft man auch auf ein paar Pferde und Spatzen. Und dann folgt da noch in vier kurzgehaltenen Sätzen eine Beschreibung, die gut und gern auch auf mein Kloster zutrifft: "Alle hatten furchtbar viel Zeit. Niemand war eilig. Sogar die Fliegen schienen hier langsamer zu fliegen. Alles schwang seinen langsamen Pendelschlag". Die einzige Ausnahme hiervon bildet der geschäftige Frisiersalon der Herrn Purz. Letzterer ist ein wahrer Meister der ununterbrochenen wörtlichen Rede ohne Punkt und Komma, dafür aber mit ständig sprunghaft wechselnder Thematik.

Der vermeintliche Penäler Pfeiffer bezieht im Anschluß sein neues Quartier als Untermieter einer Witwe Windscheid - ein möbliertes Zimmer in der oberen Etage eines altertümlichen, mit Efeu umrankten Hauses in der Schrottgasse mit Blick auf einen herrlich verwilderten Garten. Im Erdgeschoß des Hauses haust im noch ein Sanitätsrat namens Steinhauer. Hans' neue Vermieterin legt einen nahezu ebenso ununterbrochenen Redefluß an den Tag wie Barbier Purz, allerdings mit deutlich angenehmerer sanfter Stimme. Geleitet von mütterlicher Fürsorge beköstigt und bevormundet die mollige lebhafte Endvierzigerin den nun in ihrer Obhut befindlichen jungen Mann und wacht dabei - so gut es eben geht - auch über seinen Lebenswandel. Besonders vor ihrem anderen Untermieter, Herrn Knoll aus der Wohnung gegenüber, warnt sie den "Jüngling" Hans. Der gibt sich allerdings dennoch mit Knoll ab, vor allem, weil es ihm dessen Besitz eines eigenen Haustürschlüssels ermöglicht, abends durchaus auch einmal später heimzukehren als 21 Uhr, wie es Knauersche Schulordnung und Windscheidsche Hausordnung ihm in trautem Gleichklang schriftlich und mündlich vorzuschreiben versuchen.

In einem kleinen Cafe mit etwas zweifelhaftem Ruf verbringt Hans Pfeiffer fortan seine ausgedehnten Abende, bis sein langes Außerhaussein eines Tages durch eine kleine Ungeschicklichkeit auffliegt und er in der Folge spätabends doch lieber vorschriftsgemäß in seinem neuen Zuhause verweilt. Und so richtet sich im weiteren Verlauf der Geschichte das Augenmerk auch wieder einzig und allein auf den Schulalltag aus. Von den Problemen des frischgebackenen Schülers mit dem frühen Aufstehen ist da ebenso die Rede wie auch von einem gewissen Müller 2 - der farblosen Erscheinung eines ermüdend sachlichen Vertreters des eben keineswegs ausnahmslos originellen Lehrkörpers.

Als ein echtes Original hingegen wird quasi noch im gleichen Atemzug der aus dem Niederrheinischen stammende Physikpauker Bömmel angeführt mit seinem Hang zu einfacher, volkstümlicher Unterrichtsgestaltung und der kleinen Verschrobenheit, zu Beginn jeder Stunde hinterm hölzernen Katheder die Schuhe auszuziehen. Als Beispiel für seinen rheindialektischen Unterricht sei hier einmal jene berühmte, auch die hintere Umschlagseite meiner erlesenen Buchausgabe zierende Erklärung der Funktionsweise einer Dampfmaschine angeführt: "Wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Dampfmaschin. Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm. Und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße schwarze Raum, der hat hinten und vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer später". Fein säuberlich schreibt Hans Pfeiffer alles mit, so wie auch ich des öfteren, stets in der Hoffnung, die Mitschrift später einmal "literarisch verwerten zu können". Zu dumm nur, daß ihn Lehrer Bömmel dabei ertappt und ihn für seinen Übereifer sogar noch zu einer Strafarbeit verdonnert. Am Ende der Unterrichtsstunde ist dann zu allem Überfluß auch noch einer von Bömmels ausgezogenen Schuhen verschwunden. Und da sich der Schuhdieb natürlich nicht freiwillig meldet, hopst der ringelbesockte Lehrkörper sehr zur Belustigung der versammelten Schülerschaft auf einem Bein durchs ganze Klassenzimmer. Gegen Ende der Pause entdeckt er dabei den verlorenen Schuh doch noch im Schwammkasten bei der Tafel und resümiert dabei in Hinblick auf die Klasse: "Boh, wat habt ihr für ne fiese Charakter". Wie recht er doch damit hat! Läßt doch der wenig später der von ihm zur Straffleißarbeit verdonnerte Hans eben jene Hausaufgabe gegen ein wenig schnöden Mamon kurzerhand von der kleinstädtischen Druckerei Opitz erledigen. Zu dumm nur, daß der Bömmel die verhängte Strafe in der nächsten Physikstunde schon vergessen hat ... oder zumindest so tut als ob.

Anschließend ist wieder von Doktor Brett die Rede, welcher es als Lehrer bestens versteht, seinen Schülern den mathematischen Lehrstoff ernsthaft und dennoch lebendig zu vermitteln und der mich dabei einmal mehr sehr an meinen bereits erwähnten gymnasialen Mathelehrer Herrn Grimm erinnert, dessen zwingende Logik beim Aufzeigen einer mathematischen Lösung in folgendem Ausspruch wiederum den Weg in unsere Abi-Abschlußzeitung fand: "So, das müßtet ihr raushaben. Wer das hat, hat's richtig, die andern haben's falsch!". Herrlich einfach und dennoch einfach herrlich, oder?! Im geistesanregenden Unterricht des Herrn Studienrat Brett wird Hans Pfeiffer derweil sogar noch erfinderisch. Hier entwickelt der Neue nämlich den, den Leistungsstand der gesamten Klasse kurzzeitig steigernden Vorsagespiegel, dessen "erleuchtendes Bei-Spiel" einem die Lösung einer Aufgabe an der Tafel bei eitlem Sonnenschein anscheinend quasi klar und deutlich vor Augen führt. Allerdings durchschaut der nicht so leicht hinters Licht zu führende Doktor Brett die reinphysikalische Funktionsweise jenes lichtreflektierenden Hilfsmittels recht schnell, was er dem "blendenden" Schüler Pfeiffer schließlich ein wenig versteckt auch kundtut. Rasch sind Spiegel und Besitzer weg vom Fenster, wobei der Erstere in der Tasche des Letzteren landet und jener seinerseits neben Klassenkamerad Luck.

Desweiteren wird dann wieder von Professor Crey berichtet, der Hans aufgrund seiner mangelnden Deutschleistungen rät: "Sochen Sä sich einen Berof, bei dem Sä wenig zu schreiben haben. Am besten werden Sä Zahnarzt". Und auch der Ausschluß Pfeiffers vom Gesangunterricht des Musiklehrers Fridolin aufgrund eines gut gespielten Stimmbruchs und der daraus resultierenden unreinen Sangeskunst wird uns mit Worten zu Gehör gebracht. Mehr und mehr wächst Hans Pfeiffer in den kommenden Wochen in seine Primanerrolle hinein und erinnert mich bei der Schilderung seines angepaßten Schlafverhaltens einmal mehr an meine Erfahrungen hier im Kloster: "Und da er früh zu Bett ging und gut schlief, konnte er morgens auch gut aufstehen". Aber auch sonst lebt sich Pfeiffer in seiner neuen Umgebung gut ein, wie sein "Anstandsbesuch" beim Herrn Sanitätsrat im Erdgeschoß seines Wohnhauses beweist, von welchem er nach einigen Stunden in leicht angeheitertem Zustand zurückkehrt.

Nun, Frauengeschichten sind ja bekanntlich ein Kapitel für sich - so eben auch hier in der "Feuerzangenbowle", wo es anschließend um das weiblichen Pendant eines Primaners geht - die sogenannten Lyzen, die vor Ort mit ihrem Lyzeum praktischerweise in unmittelbarer Nähe des Gymnasiums beheimatet sind. Nun besteht so eine Lyze laut Auskunft des geschätzten Autors ähnlich dem Apfel der bösen Königin im Grimmschen Märchen vom Schneewittchen aus zwei unterschiedlichen Hälften: "Die eine Hälfte ist Backfisch, werdende Dame und zukünftige Mutter ... Die andere Hälfte der Lyze besteht aus geistiger Arbeit, Logik, Wissenschaft und Schulbetrieb ... Selbstverständlich liegen die beiden Hälften im Kampf miteinander ... Siegt die eine Hälfte, dann wird aus der Lyze ein braves Hausmütterchen mit allmählich verblassendem Bildungsstreifen; gewinnt die andere Hälfte die Oberhand, dann entsteht ein gelehrtes Haus mit verkümmerten weiblichen Kennzeichen".

Auf der Suche nach einer kleinen Penälerliebschaft wagt sich Neuling Hans nicht gleich an eine Lyze heran. Er testet seinen jugendlichen Charme zunächst einmal an einer Verkäuferin des örtlichen Modehauses Fechner und blitzt dabei schon im ersten Anlauf eiskalt ab. Eine Erfahrung, die auch mir am Ende meines erstklassig zwölfklassigen Bildungsweges leider nicht völlig erspart blieb, endete doch meine erste schüchtern vorgetragene Bitte um einen abendlichen Abschiedskuß vonseiten meines zauberhaften wuschelhaarigen Gegenüber mit der klaren Aussage: "Das heb ich mir doch lieber für jemanden auf, den ich wirklich lieb hab". An jener ernüchternden Stelle beende ich nunmehr, auch in Anbetracht der doch schon recht fortgeschrittenen Abendstunde, meine mehr oder minder roman-tische Buchbesprechung für den heutigen Tag und bereite mich ganz allmählich aufs Zubettgehen vor.



Einmal mehr lasse ich im Schein der Nachttischlampe mein Beinkleid zu Boden sinken und folge ihm sogleich nach, um ausgehend von Psalm 27 ("Die Gemeinschaft mit Gott") im stillen Gebet all die lieben Menschen daheim wie auch hier im Kloster Gottes zuverlässigem Beistand anzuvertrauen. Im Anschluß decke ich noch mein Bett ab, lösche das Licht im Stübchen und begebe mich mit leicht aufgedrehter Heizung zur nächtlichen Ruhe.


21:30 Uhr


Ziemlich schnell umfängt mich auch an diesem Abend im vollkommenen Dunkel meines Zimmers wohltuender, erholsamer Schlaf.


Ende Tag 2

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Claudia (1. Februar 2013, 09:48), Angel (31. Januar 2013, 17:09)

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Montag, 11. Februar 2013, 16:03

TAG 3: 09.01.2013 [Teil 1]


Auch an meinem dritten Klostertag bin ich schon vorm ersten Erklingen der Klosterglocke wach. Langsam erhebe ich mich dann aus den Federn und beginne mein Tagwerk damit, daß ich beim lichten Schein der Schreibtischlampe auf dem Sofa sitzend einen weiteren Abschnitt der "Feuerzangenbowle" in Angriff nehme.


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 05 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Hierin bildet man unter den Oberprimanern Babenbergs mittlerweile eine nachmittäglich angesetzte und in Pfeiffers Unterkunft zusammenkommende IG Schularbeiten, der neben Hans selbst noch der kleine, musikalische und vor Gesundheit und Lebensfreude geradezu strotzende Rudi Knebel und der große, kräftig gebaute, ebenso gemütliche wie auch recht faule Ernst Husemann angehören. Vierter im Bunde ist der schmächtig blasse, aber auch ungemein intelligente Luck ... "Primus wider Willen und traditioneller Prügelknabe der Klasse". Letzterer erinnert mich am ehesten an mich selbst, was gerade die letzten zwei Jahre der Unterstufe und die ersten vier Jahre der Oberstufe in der zehnklassigen allgemeinbildenden Oberschule meine Stellung im Klassenverband angeht - besonders, wenn Spoerl seiner Charakterbeschreibung Lucks dann auch noch hinzufügt: "Er hatte tausend Seelen in seiner schmalen Brust, wollte jedermanns Freund sein und erreichte genau das Gegenteil". Der kleine Luck ist es dann auch, der beim vermeintlichen "gemeinschaftlichen" Lösen der Hausaufgaben nach ausgiebigem Genuß des von Frau Windscheid gesponserten Malzkaffees und Streuselkuchens das eigentliche Arbeiten für die gesamte Interessengemeinschaft übernimmt, während das Resttrio allenfalls mehr oder weniger darauf acht gibt, daß er das auch richtig macht. Eine klare Aufgabenteilung eben, wie auch ich sie in meinem Leben schon desöfteren erleben durfte. Am Ende schreibt man einfach nur noch ab, wobei man allerdings bei jedem der anderen Drei absichtlich ein paar kleine Fehler einbaut, die der Hausarbeit die gewünschte individuelle Note verleihen. Bei Aufsätzen hingegen erstellt man von vornherein vier verschiedene Fassungen, die man untereinander verlost oder meistbietend versteigert. Der Erlös des Ganzen aber fließt in eine Art Gemeinschaftskasse und wird alsdann in flüssigen Gerstensaft umgesetzt, welchen Frau Windscheid jedes Mal unter Protest mit einem Tonkrug aus einer nahegelegenen lokalen Quelle heranschafft. Das konsumierte Dünnbier löst dabei stets rasch die Zungen des Vierergespanns, und so philosophiert man gemeinsam über die beiden großen Themen des Lebens - Politik und Frauen, wobei letztere in der Männerrunde allerdings meist eher als "Weiber" bezeichnet werden. Am Ende aber langt man auf Umwegen doch stets wieder bei einem ganz anderen, ernüchternden Thema an: der Schule ...

Und die wartet am darauffolgenden Tag mit einer Chemiestunde der ganz besonderen Art auf. Hat doch der alte Schnauz die Angewohnheit, beim Thema "Alkoholische Gärung" eine Probe eigenhändig hergestellten Heidelbeerweins mitzubringen, um jeden seiner "Schöler" einen "wenzigen Schlock" davon kosten zu lassen. Hans und seine Kameraden aber wollen eben dieses Wissen für einen kleinen Schelmenstreich nutzen. Ihr vorfreudiges Gelächter beim abendlichen Aushecken eines entsprechenden Plans samt zugehörigem Stichwort lockt auch den Zimmernachbarn Herrn Knoll an, der in der Gesellschaft der vier Gymnasiasten anschließend nicht nur die Penne schlecht, sondern auch sonst noch recht langweiliges und belangsloses Zeug redet und sich damit zunehmend die Mißgunst des Schülerquartetts zuzieht. Von Rudi Knebel wird der unerwünschte Störenfried schlußendlich recht klar und deutlich aus dem Pfeifferschen Privatgemach hinauskomplementiert, indem dieser Knoll unmißverständlich nach der Kenntnis des Unterschieds von drinnen und draußen befragt.

Bevor es dann am Folgetag allerdings tatsächlich an die Chemie geht, ist erst noch eine Stunde Körperertüchtigung bei Turnlehrer Schmidt angesagt. Das dabei anberaumte Tauziehen kann die versammelte und willkürlich in zwei Gruppen aufgespaltene Primanertruppe zunächst so gar nicht begeistern. Ist man sich doch der dabei stattfindenden physischen wie auch physikalischen Auflösung der gegeneinander gerichteten Kräfte durchaus bewußt und hält das Ganze daher auch schon von vornherein für eine sinnlose, kräfteraubende Zeitverschwendung. Erst als eine dritte, unvorhergesehene Kraft mit ins Spiel kommt, strengt man sich auf beiden Seiten doch noch so richtig nach Leibeskräften an. Bei jener dritten, sich dem logischen Verstand verschließenden und stattdessen den kämpferischen Wettstreit maskuliner Muskelspiele stets aufs Neue eröffnenden Kraft aber handelt es sich wie schon seit Urzeiten natürlich um keine andere als um die geballt auftretender Weiblichkeit - im konkreten Fall vertreten durch die vorübergehende Erscheinung der Tochter des Direktors, Fräulein Eva Knauer.

Nun, nach jenem unerwarteten kurzzeitig berauschenden Anblick geht es direkt weiter zum bereits längst heißersehnten berauschenden Erlebnis der "alkoholischen Gärung". Tja, wer die Rühmannverfilmung aus dem Jahre 1944 kennt, der weiß, was uns jetzt blüht: eine wahre Sternstunde deutschen Humors. Professor Crey läßt die "Schöler" einzeln vortreten und ihren Probeschluck Wein in Empfang nehmen. Zurück in den Bänken verköstigt die Klasse umgehend den verabreichten Fusel, und Pfeiffer beginnt - wie zuvor verabredet - zu faseln, woraufhin er sich rasch wieder "sätzen" darf. Der stotternde "Hosemann" wird an die "fresche Loft" geschickt und "Lock" sowie dem Rest der Oberprima ist "öbel". Sie wanken und lallen, stöhnen und grinsen blöde oder lassen ganz einfach den Kopf vornüber aufs Pult knallen. Rudi Knebel aber torkelt dem Schnauz entgegen, fällt ihm um den Hals und johlt. Und als Echo johlt schließlich die gesamte Klasse.

Schnauz hingegen ist längst mit seinem chemischen Latein am Ende. Schweißgebadet schickt er seine vermeintlich betrunkenen "Schöler" nach draußen auf die Straße, wo sie erst einmal ganz tief durchatmen und sich vor allem möglichst ruhig verhalten sollen. Hans Pfeiffer aber steckt er zuvor noch rasch ein Fünfmarkstück zu, womit er einen starken Kaffee für die Kameraden besorgen soll. Das von der Klasse aus eigener Tasche daraufhin noch deutlich aufgestockte "Trinkgeld" ihres Professors aber setzen die Penäler dann doch lieber in einen kurzen außerschulischen Frühschoppen um, der bei nicht wenigen unter ihnen den gespielten Schwips schnell zu einem echten werden läßt. Zurück im Klassenzimmer bietet der ganze, nun zum größten Teil tatsächlich angeheiterte Haufen dem überraschend vorbeischauenden Direktor ein jämmerliches Bild. Als Grund dafür kristallisiert sich rasch der von Schnauz dargereichte Heidelbeerwein heraus. Der Direx aber schickt die Klasse nach Hause und liest seiner mehr beleibten als beliebten Lehrkraft Crey gehörig die Leviten. Zumindest solange, bis der aus dem begeistert nach Hause eilenden Klassenverband längst ausgescherte und reumütig umgekehrte Hans Pfeiffer im Angesicht beider Herren seinen Streich eingesteht. Er erstattet dem Professor die 5 Mark zurück und erhält im Gegenzug den Auftrag, die Klassenkameraden zurückzuholen, was auch ihm allerdings nicht mehr gelingt.

Dafür trifft er seine Mitschüler später am Fluß beim Baden wieder. Hans, der sich angesichts des Zusammentreffens als Held des Tages feiern lassen möchte, straft man dabei wider Erwarten als vermeintliche Petze nur mit Nicht- oder aber sogar mit öffentlich zur Schau getragener Mißachtung. Die einzige Ausnahme bildet hierbei einmal mehr der kleine Luck, der Hans von seiner großen Liebe erzählt, die er sich allerdings nicht anzusprechen traut. Von den anderen Primanern wird er hier am Flußufer wieder gepiesackt, indem man ihm Hemd und Hose mit Stecknadeln spickt. Im klugem Köpfchen des dadurch zutiefst verletzten jungen Mannes aber keimt plötzlich eine fixe Idee. Nur ein einziges Mal im Leben möchte auch er es allen andern mal so richtig zeigen - mit einem Streich, von dem am Ende die ganze Stadt redet. Jeder soll sehen, daß er kein Feigling ist. Hans versucht vergeblich, ihm das auszureden. In geradezu philosophischer Manier klärt er dabei den Freund über das Wesen des gemeinen Mitmenschen auf: "... der einzelne tut dir ja auch nichts. Aber immer da, wo sich Massen bilden, wo der Mensch zur Menge wird, regen sich tiefe Instinkte ... Abgesehen davon hat aber auch jeder einzelne das Bedürfnis, seine Bosheit irgendwo auszulassen oder wenigstens seine schlechte Laune ... Nach dem Gesetz des geringsten Widerstandes nimmt man sich dazu einen möglichst Schwachen ... Das können sie schon gar nicht leiden, daß ein Schwacher sich erdreistet, klug zu sein. Sie werden dem Schwachen immer beweisen, daß ihm seine Klugheit nichts nützt ... Wenn das Piesacken mal angefangen hat, dann wird es Mode. Dann tut es jeder mit, ohne zu wissen, wieso und warum. Das ist im öffentlichen Leben genauso wie im kleinen und privaten".

Wie recht Hans Pfeiffer damit hat, das durfte - wie schon gesagt - auch ich zu meiner Schulzeit und in jungen Jahren nur allzu häufig am eigenen Leibe erfahren. Mit dieser, in ihrem Nachgeschmack etwas bitteren Bilanz aus den Tagen meines eigenen Erwachsenwerdens unterbreche ich fürs Erste meine Lektüre und bereite mich langsam aber sicher auf weitaus erfreulichere Dinge wie meinen Morgenspaziergang und das Frühstück im Haupthaus vor.



07:00 Uhr


Ich richte also mein Bettzeug, öffne die Vorhänge vorm gläsern eingefaßten Fensterkreuz und begebe mich anschließend zum Zahneputzen, Duschen und Rasieren ins Badezimmer. Dort kleide ich mich dann auch an und gönne mir hernach noch ein paar Minuten auf meiner Couch, von wo aus ich bei einem Gläschen verdünntem Apfelsaft aus dem Fenster schauend beobachte, wie es draußen langsam heller wird.


07:40 Uhr

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Claudia (15. Februar 2013, 18:00), Angel (11. Februar 2013, 18:58)

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Freitag, 15. Februar 2013, 18:10

Nach so langer Unterbrechung meinerseits und so fleißige Schreiberei deinerseits, wird es höchste Zeit endlich einmal wieder einen kräftigen :klatschfreu: zu geben!

Danke für deinen unermüdlichen Einsatz, was das mithineinnehmen in die Abenteuer des Hans Pfeiffers angeht. Sowie für die klösterlichen Beobachtungen und Erlebnisse. Das Lesen macht einfach Spaß, und ist auch als mal eben zwischendurch Entspannung geeignet. :^^:
Und, hast du die Stress-und-Lärm-Ausschalt-Technik mal ausprobiert?

liebe Grüße!
claudia
"Wer auf Gott vertraut, kann sich glücklich schätzen. Seinen Weg muss er nicht alleine gehen. Von Gottes Liebe weiß er sich umgeben." (Liedstrophe in Anlehnung an Psalm 91,11)

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sven1421 (15. Februar 2013, 18:33)

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Freitag, 15. Februar 2013, 18:32

Nach so langer Unterbrechung meinerseits und so fleißige Schreiberei deinerseits, wird es höchste Zeit endlich einmal wieder einen kräftigen :klatschfreu: zu geben!
Danke für den freudigen Applaus! Übrigens, was die Sache mit der Unterbrechung angeht: Gegen ein kleines Päuschen ist eh nie etwas einzuwenden! ;):
Danke für deinen unermüdlichen Einsatz, was das mithineinnehmen in die Abenteuer des Hans Pfeiffers angeht. Sowie für die klösterlichen Beobachtungen und Erlebnisse. Das Lesen macht einfach Spaß, und ist auch als mal eben zwischendurch Entspannung geeignet. :^^:
So ist es ja auch gedacht. Funktioniert auch beim Autor selbst immer wieder. :thumbsup:
Und, hast du die Stress-und-Lärm-Ausschalt-Technik mal ausprobiert?
Nein, die meditative Technik bedarf schon intensiver Übung. Ist aber für mich als aufgeschlossenen Menschen durchaus nicht ausgeschlossen, daß mich meine Bekanntschaft aus dem Sächsischen zukünftig noch beim Erlernen dieser oder jener meditativen Technik unterstützt. :8): Womit ich dann auch schon nahtlos zur Fortsetzung meiner Erlebnisse komme ...


TAG 3: 09.01.2013 [Teil 2]


Erfreulicherweise tröpfelt es wenig später bei meinem Heraustreten aus dem Gästehaus auf den Hof vom Himmel herab nur ganz leicht, so daß ich meinen Morgenspaziergang ums Kloster ein wenig ausgedehnter gestalten kann als am Vortage. Nicht was die Länge des dabei zurückgelegten Weges angeht, aber eben doch, was die deutlich langsamere Geschwindigkeit meiner Schritte betrifft. Hauchfeiner Niesel streift beim gemütlichen Dahinschreiten über mein Gesicht hinweg, grad so, als wolle er mir den noch verbliebenen Schlaf aus den Augen herauswaschen. Das scheint ihm freilich auch zu gelingen, eröffnen sich meinem derartig frisch aufgeklärten Blick fortan doch immer mehr Details meines natürlichen Umfelds - unter anderem die vielen kleinen Regentröpfchen, die vom spitz auslaufenden Nadelkleid der Bäume am Wegrand herabbaumeln und damit, den physikalisch bedingten Anziehungskräften unseres Planeten folgend, gen Erdboden streben.


Mein morgendlicher Wendepunkt am Eingangstor zum Klostergarten


Auf dem sich anschließenden Rückweg vom Klostergartentor zum Klostereingangstor nehmen meine Ohren dann auch wieder vereinzelt ein paar leise Vogellaute wahr. Und von der Straße her steigt mir bei meiner Annäherung an die Fahrbahn ein leichter Duft von den Benzin- und Dieselabgasen vorbeirauschender Verbrennungsmotorenfahrzeuge in die Nase. Selbst wenn ich auf letzteres im Zweifelsfall natürlich gut und gern hätte verzichten können, so beweist mir all dies doch auch einmal mehr, wie sich meine gesamten sechs Sinne allein durch mein fünftägiges Zur-Ruhe-Kommen hier im Kloster nach und nach schärfen ... ebenso wie schon bei den beiden vorherigen Aufenthalten eben.


08:05 Uhr


Zurück auf dem Klostergelände mache ich nur noch einen kleinen Zwischenstop in meiner Unterkunft, und begebe mich dann direkt zum Speisesaal im Haupthaus, wo ein mit Kaffee, Zucker, Milch, Brot, Butter, Käse, Quark und Marmelade reich gedeckter Tisch mich schon erwartet. Zunächst bin ich noch allein, doch die insgesamt vier bereitstehenden Gedecke verraten mir bereits, daß sich gleich noch drei weitere Gäste zu meiner bislang einsamen Tischgemeinschaft hinzugesellen werden. Die Erste ist an diesem Morgen meine Zimmernachbarin aus Leipzig, mit der ich dann - nachdem ich für uns noch ein kurzes Tischgebet gesprochen habe - auch gleich mit dem gegenseitigen Anreichen und dem gemeinsamen Verzehr all der dargebotenen Speisen und Getränke beginne. Rasch entspinnt sich zwischen uns beiden bei Tisch eine interessante Unterhaltung, wobei ich erfahre, daß sie von Beruf Scheidungsanwältin und vom Sternzeichen her Wassermann - also eigentlich mehr Wasserfrau - ist. Sie hat einen außer Haus lebenden älteren Sohn, der Sänger im berühmten Thomanerchor ist, und eine vierzehnjährige Tochter, die noch zuhause wohnt.
Mittlerweile hat sich auch der neue Gastpfarrer zu uns gesellt, der hier bei den Klosterschwestern relativ häufig zu Gast ist - etwa drei bis vier Mal im Monat, wie er auf Nachfrage selbst angibt. Außerhalb seiner Gastpfarrertätigkeit führt er an seiner eigentlichen Wirkungsstätte unter anderem auch Kurse zur Ehevorbereitung durch. Er erzählt im Hinblick auf das Thema Ehescheidung, daß er persönlich es bei einer Partnerschaft für das Wichtigste halte, gemeinsam zu zweit eine vernünftige Gesprächskultur zu entwickeln und über die Jahre hinweg auch aufrecht zu erhalten, wenn die Beziehung auf Dauer überleben soll. Dabei ist er in seinen Sechs-Augen-Gesprächen mit den heiratswilligen Pärchen stets sehr offen und hat auch kein Problem damit, das Thema Redebedarf im Hinblick auf die sexuellen Wünsche des einen Partners an den anderen mit anzuschneiden.


Die Flurgarderobe im Eingangsbereich zum Speiseraum


Zu guter Letzt trudelt irgendwann gegen 8 Uhr 45 auch der in unserer Runde schon vermißte Pastor aus Berlin-Mitte ein. Er hatte schlicht und ergreifend das Aufstehen verpennt, in seinem Falle sicher ein Zeichen dafür, daß sein langsam wieder genesender Körper ein wenig entspannenden Schlaf dringend nachzuholen hatte. Gemeinsam mit ihm genießen wir auch weiterhin unser Mahl, bei dem immer mal wieder auch eine der Schwestern zu uns hereinschaut. Zuerst einmal Schwester Beata, die sowohl unsere Dame aus Leipzig aufs Herzlichste begrüßt wie auch den Herrn Pastor aus der Hauptstadtmitte nach Hause verabschiedet. Tja, so dicht liegen eben auch hier im Kloster hin und wieder Kommen und Gehen beieinander. Die Anwältin aus dem Sächsischen erkundigt sich bei dieser Gelegenheit auch gleich nach der Möglichkeit eines ihren Besuch begleitenden Gesprächs und wird hierzu an Schwester Manuela weiter verwiesen, die nur wenige Minuten später an unserem Tisch vorstellig wird und sie um 10 Uhr 30 zu sich einlädt. Die Dritte im klostergeschwisterlichen Bunde aber ist Schwester Elisabeth, die zwischen ihrem gewohnt liebevollen Auftischen und dem Abräumen von Zeit zu Zeit immer mal wieder nachfragt, ob wir denn auch von allem genug haben und satt werden.
Irgendwann gegen 9 Uhr 15 trennt sich unsere gemütliche Runde dann. Zu dritt verabschieden wir dabei den Berliner Pastor, der anschließend seine Heimreise antritt. Zu zweit wünschen wir dem Herrn Gastpfarrer noch einen schönen Tag und begeben uns dann gemeinsam zurück in unsere Quartiere, wo ich meiner freundlichen Begleiterin zwischen Tür und Angel noch rasch die kleine Rundwegkärtchensammlung aus dem Bücherregal leihweise überlasse, aus welcher sie sich dann ganz in Ruhe ein paar schöne Strecken für ihre täglichen Joggingtouren heraussuchen kann. All das aber bringe ich in der Folge auch wieder in meinem Tagebuch zu Papier, bevor ich mich für den Rest des Vormittags noch ein wenig an die frische Luft wage.


09:45 Uhr


Jenes Wagnis lohnt sich durchaus, denn nach einem kurzen Abstecher in die Kirchenscheune schaffe ich es bei anhaltend leichtem Nieselregen sogar ein Stück weit in meinen geliebten Wald jenseits der Dorfstraße, die hier in Alexanderdorf selbstverständlich Klosterstraße heißt. Gemächlichen Schrittes langsam ins Waldesinnere vordringend, umfangen mich hier all die gewohnten Sinneswahrnehmungen: die Frische der Luft mit ihrer einmalig natürlichen Duftmischung, das hintergründige Vogelgezwitscher, das tänzerisch anmutende leichte Hin- und Herschwingen der Baumkronen im ebenso leicht wehenden Winde und das Gefühl, auf dem moosbewachsenen Waldboden wie auf einem weichgepolsterten Teppich förmlich dahinzuschweben. Immer wieder findet das Auge meiner mitgeführten Kamera dabei am Wegrand das eine oder andere ablichtenswerte Motiv. Es ist am Ende allein der Tatsache geschuldet, daß sich das Wetter wie auch die mir verbleibende Zeit bis zum Mittag von mir nur schwer einschätzen läßt, wenn ich nach gut einem Kilometer querwaldein bereits wieder auf dem Hacken kehrt mache und in den sicheren Schoß der Klostermauern zurückschlendere, wo ich mich gegen 11 Uhr wieder in meinem wohltemparierten Zimmer einfinde und mein letztes halbes Stündchen bis zur Essenseinnahme nunmehr auf dem Bett liegend und meinen vielfältigen Gedanken nachhängend verbringe.


Nadelblätter mit herabstrebenden Regentropfen


Zum Mittagessen sind wir wieder zu dritt. Neben der mir rein unterkunftsmäßig wie auch von ihrer Platzierung am Mittagstisch her genau gegenüber angesiedelten Dame aus Leipzig ist noch eine Berlinerin anwesend, die hier im Kloster einen kleinen erbaulichen Zwischenstop eingelegt hat. Gemeinsam lassen wir uns nach einem kurzen Tischgebet von Schwester Elisabeth leichtangebratene panierte Selleriescheiben mit Kartoffelmus und Wachsbohnen auftischen und schmecken. Dazu gibt es wie immer Mineralwasser und zum Nachtisch eine cremige Quarkspeise mit Fruchtstückchen. Im Verlauf des sich bei Tisch entspinnenden Gesprächs lädt mich unsere Leipzigerin kurzerhand zu einem längeren Verdauungsspaziergang im Wald ein. Spontan sage ich zu, und nachdem wir uns im Anschluß an das schlichtweg vorzügliche Mittagsmahl in unseren Quartieren noch rasch warm angezogen haben, brechen wir auf.


12:15 Uhr


Während unserer zweisamen Wanderschaft im feinen Nieselregen unterhalten wir uns von der ersten Minute an sehr angeregt, völlig ungezwungen und ohne jede Scheu über alles Mögliche: unser Leben, unsere Berufe, unsere Erfahrungen und die uns daraus zuteil gewordenen Erkenntnisse. Karin, so heißt meine charmante Wegbegleiterin, erweist sich dabei durchaus als eine gute Zuhörerin wie auch als ausgesprochen kluge Frau mit ungeheuer viel Lebenserfahrung, die sie gern mit mir zu teilen bereit ist. So erzählt sie mir von ihrer Zeit in Frankfurt am Main und davon, daß sie vor ihrer Zeit als Juristin zunächst im Polizeidienst tätig war. Seite an Seite durchstreifen wir den Forst und dringen letztendlich in Bereiche vor, die selbst ich auf all meinen vorhergehenden Spaziergängen noch nicht durchquert habe. Ja, irgendwann hat der Wald sogar hier ein Ende, und so landen wir in einem mir noch völlig unbekannten Dorfabschnitt der Gemeinde Kummersdorf-Alexanderdorf ... jenem, wo unter anderem auch die örtliche Freiwillige Feuerwehr ihren Sitz hat. Erst die Nachfrage bei einer uns entgegenkommenden Einheimischen führt uns zurück auf den rechten Weg - in diesem Fall auf den Rückweg zum Kloster. Dort angekommen aber tauschen wir in unseren stillen Kämmerlein erst einmal unsere klamm gewordenen Sachen gegen trockene ein. Meine feuchten Klamotten wandern allesamt an die zahlreich vorhandenen Haken und Wandhalterungen der durch Aufdrehen der Heizung vorübergehend zum Trockenraum umfunktionierten Naßzelle. Und so baumeln also mein Anorak und meine Jeanshose nun dort, wo ich sonst lediglich mein Duschhandtuch nach erfolgter Morgen- und Abendtoilette zu trocknen pflege.


Der große Tisch im Speisesaal des Haupthauses


Um 14 Uhr habe ich mich zuvor schon mit Karin auf dem an unser beider Zimmer angrenzenden Flur zum gemeinsamen Kaffeetrinken im klösterlichen Haupthaus verabredet, in dessen um diese Nachmittagsstunde jederzeit frei zugänglichem Speiseraum ein Heißgetränkeautomat nur darauf wartet, unseren Kaffeedurst löschen zu können. Die kleine Tasse Kaffee - die ich mir hier gönne - gibt er völlig kostenlos preis, für größere Tassen oder andere warme Getränke ist ein kleiner Obolus fällig - so eben auch für die herrlich duftende Trinkschokolade, die meine Begleiterin sich gönnt. Auf der Anrichte neben dem Kaffeeautomaten hat uns Schwester Elisabeth noch leckeres Gebäck zum Verzehr bereitgestellt, von welchem wir allerdings an diesem Nachmittag zunächst keinen Gebrauch machen. Wir sind in der Folge einfach zu sehr damit beschäftigt, uns auch hier in aller Gemütlichkeit weiterhin angeregt plauschend, über Gott und die Welt auszutauschen. Keine Frage, es macht Spaß und tut mir gut, mich mit Karin zu unterhalten. Und ganz offensichtlich geht es ihr da umgekehrt nicht anders. Im Anschluß an unsere ausgedehnte Kaffeepause wäscht meine Gesprächspartnerin dann in der angrenzenden Teeküche schnell unser beider benutztes Kaffeegeschirr ab, während ich bereits eingehend den Speisesaal sowie den Eingangsbereich des Haupthauses mit meinem Fotoapparat ablichte. Dann trennen sich vorerst unser beider Wege, denn Karin hat sich von Schwester Beata freiwillig beim nachmittäglichen Arbeitseinsatz zum Gardinenaufhängen mit einteilen lassen, und ich vervollständige derweil in meiner Unterkunft erst einmal meine Tagebuchnotizen.


Das kleinere der beiden Bücherregale im Tagesraumeingangsbereich


Zuvor habe ich noch einen kurzen Abstecher in den Tagesraum unternommen und dort nach dem bereits erwähnten Buch unseres schwerhörigen, bereits abgereisten Gastpfarrers Ausschau gehalten. Dank einer von Schwester Beata zuvor eingeholten Auskunft über den Titel des Werkes sowie den Namen seines Autors werde ich schnell fündig, zumal mich auch schon vom Pappumschlag des Druckerzeugnisses jenes, mir von den gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten wohlvertraute Antlitz des stets so spannend erzählenden Geistlichen anstrahlt. "Zeuge des Glaubens" heißt das Buch aus der Feder von Wolfgang Sciesinski, das den vielverheißenden Untertitel "37 Jahre in der DDR-Diktatur" trägt. Ich zögere nicht lange, was den Kauf angeht, glaube ich doch - nachdem ich den Urheber persönlich kennenlernen durfte - ganz fest daran, daß gerade mir sein Inhalt noch sehr viel zu sagen hat.


15:30 Uhr

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Angel (15. Februar 2013, 19:00)

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Samstag, 16. Februar 2013, 19:19

Wir sind in der Folge einfach zu sehr damit beschäftigt, uns auch hier in aller Gemütlichkeit weiterhin angeregt plauschend, über Gott und die Welt auszutauschen. Keine Frage, es macht Spaß und tut mir gut, mich mit Karin zu unterhalten. Und ganz offensichtlich geht es ihr da umgekehrt nicht anders.
Also, ersteres glaube ich dir mal einfach so, und zweiteres glaube ich aus Erfahrung sofort und ungesehen! :D:

Schön, dass du diesmal im Kloster nicht nur den Einsiedler gibst, sondern sogar auch außerhalb des Speiseraumes soziale Kontakte pflegst. Aber sollte das jetzt etwa ein Tag ohne Feuerzangenbowle werden? :gruebel: - Ach nee, stimmt ja, frühmorgens gab es doch schon eine Feuerzangen-Zeit. Hatte ich jetzt kurzzeitig vergessen... - Na dann schaun wir mal, was sich da noch so entwickelt, bzw. zu lesen gibt.

Danke auch für die Bilder, insbesondere die tröpfelnden Nadeln gefallen mir.

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claudia
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sven1421 (16. Februar 2013, 22:46)

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Sonntag, 17. Februar 2013, 10:34

Oha, es wird Zeit, dass ich mich zwischenzeitlich auch mal wieder bedanke für dieses schöne Klostertagebuch. :bluemchen:

Ja da kann ich mich Claudia nur anschließen. Auch ich kann aus Erfahrung sagen, wieviel Spass es macht und wie gut es tut mit netten Menschen angeregte Gespräche zu haben. :klasse:
Ich finde es auch schön, dass Du diesmal so nette Kontakte hast. Na dann sind wir mal gespannt wie das Klosterleben weitergeht.

Auch von mir ein dickes Dankeschön für die schönen Bilder. Und auch da muss ich mich Claudia wieder anschließen, mir hat auch das Bild mit den tropfenden Nadeln am besten gefallen. :2thumbsup:

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung :freutanz: und dankeschön fürs Schreiben. :danke:

Liebe Grüße

Angel :angel:
Willst Du das Glück berühren, lass Dich von Deinem Herzen führen.

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sven1421 (17. Februar 2013, 22:49)

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Samstag, 23. Februar 2013, 13:40

Oha, es wird Zeit, dass ich mich zwischenzeitlich auch mal wieder bedanke für dieses schöne Klostertagebuch. :bluemchen:
Bittesehr, ich teile mein Kloster-Er-Leben gerne mit Euch! :):
Also, ersteres glaube ich dir mal einfach so, und zweiteres glaube ich aus Erfahrung sofort und ungesehen! :D:
Danke für das Kompliment, kann ich Dir nur voll und ganz genauso zurückgeben! :thankyou:
Schön, dass du diesmal im Kloster nicht nur den Einsiedler gibst, sondern sogar auch außerhalb des Speiseraumes soziale Kontakte pflegst.
Ja da kann ich mich Claudia nur anschließen. Auch ich kann aus Erfahrung sagen, wieviel Spass es macht und wie gut es tut mit netten Menschen angeregte Gespräche zu haben. :klasse:
Ja, alles hat eben seine Zeit! Ruhiges einsames Nachsinnen ebenso wie die angeregte Plauderei mit Menschen, die einem zusagen, weil sie einem viel zu sagen haben. :thumbsup:
Aber sollte das jetzt etwa ein Tag ohne Feuerzangenbowle werden? :gruebel: - Ach nee, stimmt ja, frühmorgens gab es doch schon eine Feuerzangen-Zeit. Hatte ich jetzt kurzzeitig vergessen...
Keine Sorge, mein kleines Büchlein gerät hier keineswegs in Vergessenheit, wie Du sicher gleich sehen wirst. ;):
Danke auch für die Bilder, insbesondere die tröpfelnden Nadeln gefallen mir.
Auch von mir ein dickes Dankeschön für die schönen Bilder. Und auch da muss ich mich Claudia wieder anschließen, mir hat auch das Bild mit den tropfenden Nadeln am besten gefallen. :2thumbsup:
Ja, die Tropfnadeln sind auch einer meiner absoluten Favoriten. Zumal die Möglichkeit der Makroaufnahmen ja auch ein Auswahlkriterium für meine neue, im Kloster erstmals zum Einsatz gekommene Fotokamera waren. :8):
Ich finde es auch schön, dass Du diesmal so nette Kontakte hast. Na dann sind wir mal gespannt wie das Klosterleben weitergeht.
Tja, dann wünsch ich an dieser Stelle doch einfach mal eine spannende Unterhaltung ...


TAG 3: 09.01.2013 [Teil 3]


Bis zur klösterlichen Vesper verbleiben mir anschließend noch genau zwei Stunden, die ich wiederum dazu nutzen möchte, um mit der Lektüre von Spoerls "Feuerzangenbowle" weiter voranzukommen.


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 06 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Dort tritt der Schüler Hans Pfeiffer im Seitenflügel des Erdgeschoßes seines Gymnasiums gerade eine dreistündige Karzerstrafe beim Kastellan Kliemke an. Der gute Mann konfisziert vorm Einschließen noch rasch die Zigaretten des Penälers und sperrt ihn alsdann in jene kleine Zelle mit den vier kahlen blassen Wänden und einer kargen Holzbank als einzigem Einrichtungsgegenstand. Die Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung gestaltet sich für Hans in diesem bescheidenen Ambiente eher schwierig. Denn der gezückte Bleistift bricht ihm ab und zum Einschlafen fehlt ihm leider das "wohltuende Geräusch des dozierenden Lehrers".
Am Ende kommt er ins Grübeln und geht in sich. Dabei gerät er - des kleinkarierten, stupiden Schülerlebens langsam ein wenig überdrüssig - beinahe schon in Versuchung, das sich aus dem süßen Feuerzangenbowlenrausch wie von selbst herauskristallisierte Experiment "Die Schülerwerdung des Doktor Pfeiffer" auf der Stelle einfach abzubrechen.

Erst als er von jenseits der Karzertür her leise geradezu engelhafte weibliche Stimmen zu vernehmen beginnt, verfliegt jener düstere Gedanke wieder, und Hans besinnt sich eines Besseren. Drei verschiedenfarbige Augenpaare, welche ihn in der Folge durchs Guckloch in der Türe genaustens unter die Lupe nehmen, erregen stattdessen nun plötzlich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Und dann rauchen ihm die zu den drei Augenpaaren gehörenden Münder durch eben jenen lochförmigen Zugang sogar noch etwas vor. Drei unterschiedliche Münder, der eine herz-, der andere kirsch- und der dritte kußförmig. Einer davon aber gehört keiner Geringeren als der Direktorentochter Eva Knauer. Immer wieder wechseln sich ihr Lippenpaar und die ihrer beiden Freundinnen am offenen Karzerguckloch mit dem Hereinblasen des gräulichen Zigarettenrauches ab. Solange, bis es Hans schließlich zu bunt wird und er einem jener verführerischen Münder einen Kuß aufpreßt. Wem er den Schmatzer aufgedrückt hat, das läßt sich dann nur allzu leicht aus der Wortwahl des von ihm noch am selben Abend an seine daheim zurückgebliebene Braut Marion erahnen, wenn er schreibt: "Heute habe ich den Sohn unseres Direktors kennengelernt. Ein reizender Kerl, furchtbar lieb und drollig. Wir werden uns vielleicht häufiger treffen". Soso, ein mit weiblichen Reizen sicher nicht geizender "reizender Kerl", jener "Sohn" namens Eva!

Hans verändert sich fortan mit einem Male recht deutlich. Er wird eitel, wechselt in seiner Erscheinung vom unreifen Schulbuben zum kultivierten Jüngling. Aus Hänschenklein ist quasi von jetzt auf gleich ein Hans im Glück geworden. Einer der, was sein schulisches Arbeiten angeht, zusehends fauler wird und der Schularbeiten-IG nahezu ständig fernbleibt. Ihn treibt es nun stattdessen nachmittags eher ins Freie.
Auch die Familie Knauer und den sich ihr mit Filzhütchen und Anstecknelke nur allzu gern einmal anschließenden Schnauz drängt es sonntags gemeinsam ins Grüne. Und während der Herr Direktor hierbei beim Flanieren die ganze Zeit mit grüßendem Hutziehen beschäftigt ist, schickt sich seine Gattin an, ihrerseits ihr heranwachsendes Töchterchen Eva unter den Hut zu bringen, wobei ihr da der Filzhut des honoren Herrn Professor Crey am liebsten wäre. Auf wiederholtes Geheiß der Frau Mama kümmert sich das Fräulein Tochter dann auch um jenen beachtlich älteren Lehrkörper und zwar, indem sie ihn kurzerhand mit sich auf die Wippe eines nahegelegenen Kinderspielplatzes zerrt. Breitbeinig hüpft Eva auf und beginnt ihr wippendes Auf und Ab. Der in seiner sittlichen Reife recht steife Crey ist dabei von dem kindischen Geschaukele jener gleichschenkligen Hebelvorrichtung so ganz und gar nicht angetan - erst recht nicht, da er hierbei von seinem plötzlich auftauchenden "Läblängschöler" Hans Pfeiffer beobachtet und dazu auch noch auffallend übertrieben gegrüßt wird. Nun, jener Gruß in Richtung des ungleichen Paares läßt den Professor ebenso rasch erblassen, wie er das Evchen auf der anderen Seite zum Erröten bringt.

Am darauffolgenden Montagmorgen ist der Schnauz sichtlich schlecht aufgelegt und läßt vor allem Hans darunter leiden, indem er ausführt: "Pfeiffer, Sä werden emmer dömmer". Pfeiffer führt Zu-viel-Schaukeln als Entschuldigung an und sorgt damit fürs schlagartige Verstummen des leichtverstimmten Lehrers. Der läßt dafür nun die ganze Klasse eine Stilübung schreiben, während er selbst sich dem ersten Anschein nach hinter seiner vorgehaltener Gazette verkriecht. Durch ein kleines unscheinbares Loch im Druckerzeugnis beobachtet Schnauz allerdings die ganze Zeit über, was sich vor ihm im "Verborgenen" da so abspielt: Daß die halbe Klasse voneinander abschreibt, "Knäbel" alberne Grimassen schneidet und daß der Pfeiffer eifrig einen "Bräf" studiert. Eben jenes geheimnisvolle Schriftstück aber angelt Crey kurz darauf aus Hans' Brusttasche. Neugierig überfliegt der Lehrer das Geschriebene sowie die abgekürzte Unterschrift am Ende und fragt daraufhin diesbezüglich beim Briefbesitzer nach: "Wer est großes E Ponkt??". Da Hans partout nicht antworten will, schleift ihn der Schnauz kurzerhand zum Direx. Der aber dürfte die Handschrift des Briefes und damit auch dessen Urheberin zweifellos sofort erkennen. Und so entwendet Hans Pfeiffer Crey das verräterische Dokument im letzten Moment wieder, zerknüllt es und schluckt es mit einem Haps hinunter. Weder Professor Crey noch Direktor Knauer sollten eben jemals erfahren, wer sich hinterm unscheinbaren Synonym "Großes E Ponkt" verbirgt!

Der Leser der Spoerlschen Schüler-Roman-Romanze erfährt es hingegen schon, denn Hans spaziert nur einen Absatz später mit eben jener Briefautorin - dem sich unter einem Vorwand von zuhause losgeeisten Fräulein Eva Knauer - Hand in Hand durch den ihr Geheimnis stillschweigend bewahrenden Wald. Plaudernd unterhält man sich in trauter Zweisamkeit dabei über die Schule und auch über den verschluckten Brief, den Eva - was Hans allerdings zuvor ja nicht wissen konnte - vorsichtshalber eh von ihrer Freundin Liesbeth hatte verfassen lassen. Das Schülerpärchen landet schließlich schlendernd bei einem alten Schloß, von dem Eva allerlei zu berichten weiß, während Hans einfach nur den Klang ihrer lieblichen Stimme genießt und ihre bezaubernde irdische Gestalt von der Seite her anhimmelt. Eine Weile schweigen die Zwei im weiteren Verlauf des Spaziergangs gemeinsam, dann erzählt Hans ein wenig von sich. Anschließend schlägt er ihr vor, Blindekuh zu spielen. Sie schließt ihre Augen, sein Zeigefinger berührt und streichelt behutsam über ihre Oberlippe.

Beim Schnauz landen tags darauf deutlich unsanfter anderthalb Zentner Zeitungen auf dem Pult und dazu ein Bohrer - eine kleine Revanche der "Schöler" für die erfolgte Bespitzelung ihres Tuns am Vortag. Als der Herr Professor zu Beginn des Unterrichts nach dem hierfür Verantwortlichen fragt, meldet sich zunächst natürlich niemand. Schnauz droht der Klasse mit Kollektivstrafe, und plötzlich beschuldigen alle den einzig Unschuldigen - "Lock". Der aber bekommt zur Strafe umgehend zwei Stunden Arrest im Karzer aufgebrummt. Hans will noch etwas dagegen einwenden, wird jedoch von Crey zum Stillschweigen und "Sich-Sätzen" verurteilt. Luck hingegen bestärkt jene Ungerechtigkeit des Lehrers gegenüber dem ihm anvertrauten Schüler nur noch in seinem bereits fest vorgefaßten Entschluß, allen anderen seinen sehr wohl vorhandenen Mut zu beweisen, wozu er sich - wie er Hans anvertraut - für den Folgetag etwas Folgenschweres anzudenken verspricht.
An dieser, irgendwie nichts Gutes erahnen lassenden Stelle verlasse ich meine gut unterrichteten Romanfiguren zunächst und bereite mich in der klösterlichen Realität auf kirchliche Vesper und weltliches Abendmahl vor.



17:20 Uhr


Beim anschließenden Vespergottesdienst darf ich nach dem Einzug der Schwestern wieder ehrfürchtig deren lieblichen Gesängen lauschen. Gemeinsam mit ihnen erhebe ich mich zwischenzeitlich immer wieder von den Bänken und senke mein Haupt vor dem dreieinigen Gott. Zu guter Letzt dann aber, beim schwesterlichen Auszug fühle ich mich gleich noch einmal im doppelten Sinne "heimisch", bilden doch drei ältere Ordensschwestern, die ihre Gehwagen vor sich herschieben, wie stets den Abschluß der in sich geschlossenen, weltoffenen geistlichen Formation. Nach ihnen verlasse dann auch ich durch den Hauptausgang das Kircheninnere und treffe draußen Karin wieder, die ihr nachmittägliches Mitaufhängen der klösterlichen Vorhänge problemlos gemeistert hat und mit der ich mich nun im unverändert leichten Nieselregen langsamen Schrittes zur Pforte des Haupthauses begebe. Die wird uns kurze Zeit später dann auch von einem freundlichen Herrn mit verliehener Schlüsselgewalt aufgetan, so daß wir frohen Mutes zur Speiseaufnahme schreiten können.


18:00 Uhr

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sven1421

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Donnerstag, 7. März 2013, 10:39

TAG 3: 09.01.2013 [Teil 4]


Auf dem abendlichen Speiseplan stehen Käse, Butter, Brot, Tee und Zucker, derem Verzehr Karin und ich alsgleich auch noch ein gutes Zwiegespräch beifügen. An unserem nahezu ununterbrochenen Redefluß und der Vertrautheit, mit der wir dabei selbst schwierigere Themen und privatere Details anpacken, merkt man schnell, daß die Chemie zwischen uns einfach stimmt. Da haben sich ganz offensichtlich zwei verwandte Seelen gesucht und gefunden. Irgendwo mittendrin zwischen Essen und angeregter Unterhaltung schafft es Karin sogar noch, die eben gerade einmal vorbeischauende Schwester Beata nach einem möglichen innerklösterlichen Betätigungsfeld für den folgenden Tag zu fragen. Und prompt ist meine Gesprächspartnerin dazu auserwählt, am nächsten Vormittag gemeinsam mit den Ordenschwestern das Kircheninnere sauberzumachen. Na, auf den glänzenden Eindruck, mit welchem sich die ehemalige Scheune danach beim nachmittäglichen Vespergottesdienst mit Sicherheit präsentieren, bin ich jetzt schon gespannt! Es ist schon echt bewundernswert, mit welchem Elan sich meine neue Bekanntschaft hier während ihres kurzen Aufenthalts in den Klosteralltag einbringt. Gern hätte ich auch noch das mir von ihr nach der Beendigung unserer Mahlzeit gemachte Angebot zu einem kleinen Abendspaziergang in Anspruch genommen, allein der inzwischen deutlich stärker gewordene Regen macht uns Beiden einen dicken feuchten Strich durch die Rechnung. Und so beschließen wir, die Fortsetzung unseres intensiven Gedankenaustauschs kurzenhand auf den kommenden Tag zu verschieben und verabschieden uns - auf dem Gästehausflur angekommen - inmitten unserer dort gegenüberliegenden Zimmertüren mit dem gegenseitigen Wunsch eines schönen Abends und einer guten Nacht voneinander. Der Abschluß meines Abends bis hin zum Anbeginn der Nacht aber gehört dann innerhalb meiner vier Wände noch einmal der mir hier in Taschenbuchform vorliegenden Erzählung Heinrich Spoerls.


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 07 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

In ihr gelangt nun Hans Pfeiffer gemeinsam mit dem Rest der Babenberger Gymnasiasten völlig unverhofft zu einem unterrichtsfreien Tag. Denn am Tor des altehrwürdigen Schulgebäudes verkündet morgens ein frisch angebrachtes Pappschild klar und deutlich: "WEGEN BAULICHER VERÄNDERUNG BLEIBT DIE SCHULE HEUTE GESCHLOSSEN". Schüler wie Lehrer nehmen bei ihrem Eintreffen erstaunt davon Kenntnis und treten dann gemeinsam wieder den Heimweg an. Lediglich die Oberprima, in deren Reihen nur der kleine Luck fehlt, nutzt die Gunst der Stunde zu einem Gemeinschaftsausflug unter Führung von Hans. Dabei ziehen sie singend zum Städtele hinaus ins Grüne und verzehren alsbals mitten im Wald ihre Pausenbrote. Ausgelassen tollen die Penäler anschließend herum, sammeln Geld zusammen und setzen es bei nächster gastlicher Gelegenheit unmittelbar in Bier um. Auf dem Heimweg kommt den Lausejungs dann sogar noch ein Schwarm wanderlustiger junger Mädel samt Vorsteherin vom Pensionat aus der Nachbarstadt entgegen, das von dem daraufhin spontan gebildeten Stoßtrupp der Jungmannen mehrfach in kreisbogenförmiger Bewegung umwandert und wiederholt auf dem Wege überholt wird. Dabei veräppelt man den Mädchenschwarm mit einer Art selbsterdachtem Kauderwelsch und wirft ihm schwärmerisch Winke- und Kußhändchen zu.

Tags darauf ist das Pappschild vom Schultor verschwunden. Der Unterricht geht innerhalb des Gymnasiums wieder seinen gewohnten Gang, nur daß die Lehrkräfte allerorts geheimnisvollerweise flüsternd die Köpfe zusammenstecken und der Herr Direktor um 10 Uhr eine außerordentliche Lehrerkonferenz angesetzt hat. Den Grund dafür aber erfährt der Schüler Pfeiffer als Allererster - und zwar von Luck. Der outet sich nämlich Hans gegenüber als der Urheber des von ihm gefälschten Bauschildes. Und er ist durchaus gewillt, an dieser schwerwiegenden Erkenntnis sowohl seine Mitschüler als auch die Lehrer und den Rest der Babenberger Öffentlichkeit teilhaben zu lassen. Sie alle sollen schließlich endlich einmal erfahren, wozu Luck - der vermeintlich feige Musterknabe - wirklich imstande ist. Die kommende Unterrichtsstunde beim Schnauz hat er sich dabei zum Ort seiner Offenbarung auserkoren ...

Auf der inzwischen abgehaltenen Lehrerkonferenz ist man sich innerhalb der versammelten Pädagogen zunächst einmal völlig unschlüssig, wie man gegen den erst noch zu ermittelnden Bauschildfälscher vorgehen soll, dessen schändlicher Freveltat man am Vortag in so naiver Weise auf den Leim gegangen war. Dann aber hat gerade Bömmel diesbezüglich die - das Ansehen des gesamten Lehrkörpers - rettende, wenn auch recht unkonventionelle Idee: "Am beste is: Mer sage nix! Und da stelle mer uns janz dumm. Und da tun mer so, als hätte mer tatsächlich baulich verändert. Mer könne ja en alde Leiter auf de Trepp leje". Die anfängliche moralische Entrüstung unter den Kollegen legt sich dabei schnell wieder, und schließlich akzeptiert man den eigentümlichen Vorschlag Bömmels, weil man sich durch ihn sowohl peinliches Aufsehen im eigenen Kleinstädtchen als auch den unschönen Bericht an die Schulbehörde erspart. Und so wird aus jenem Vorschlag ein Beschluß, dem sich alle anwesenden Lehrer beugen. Auch der Schnauz!
Der aber will daraufhin zu Beginn der darauffolgenden Stunde auch so gar nichts wissen von all den verzweifelten Geständnisversuchen des "Schölers Lock". Und als der "Lock" trotz allem einfach nicht locker läßt, kassiert er vom Herrn Professor einen Eintrag ins Klassenbuch: "Lock stört den Onterrecht durch alberne Räden".

Daß das Bauschild eine Fälschung war, sickert im Nachhinein dennoch durch. Vom Direktor ausgehend über sein Töchterchen Eva kommt der Umstand auf geheimen Wegen auch den Gymnasiasten zu Ohren. Nur daß die verwegene Tat an sich jetzt dem Schüler Pfeiffer zugeschrieben wird, auch wenn der sich dagegen zu wehren sucht. Hans aber ist dadurch mit einem Male gänzlich unverdient der Held der gesamten Gymnasialstufe und zugleich auch noch der heimliche Held bei den Lyzen. Dem Zeus aber hat der Schilderstreich so arg zugesetzt, daß er wenig später eines schönen Tages völlig in Panik verfällt, als es im Schulgebäude trotz vorgerückter Morgenstunde unheimlich still bleibt. Erst die Aufklärung seiner Tochter darüber, daß es sich bei jenem Tag um einen schulfreien Sonntag handelt, läßt ihn am Ende wieder aufatmen.

In Pfeiffers Unterkunft hingegen wird an jenem Morgen Likör gebrannt - und zwar gemeinschaftlich von Hans selbst, von Rudi Knebel und vom Husemann. Und Luck darf den Dreien dabei zuschaun. An der Verköstigung des fertigen Gesöffs allerdings, dessen Hauptbestandteil geklauter Weingeist aus der Schule ist, nehmen sie dann doch alle Vier teil. Alsbald treibt der aufsteigende Geist des Weines dabei in den Köpfen der Knaben sein Unwesen. Bei Pfeiffer führt er dazu, daß er seine Wirtin imitiert, die sich von jenem Schauspiel unangenehm berührt fühlt. Nicht minder unangenehm berührt aber ist Hans von ihrer Verkündung, eine Dame wolle zu Herrn Hans, und bei dieser Dame handele es sich wohl um seine Mutter, die Frau Windscheidt schon von einem Foto aus Hans' Besitz her kenne. Kein Zweifel: Das kann nur Marion sein!

Ehe man es sich versieht, steht das pfeiffersche Fräulein Braut im Zimmer des Junggesellen. Hans stellt sie seinen Schulkameraden als seine Tante vor und setzt seine drei Freunde dann umgehend an die frische Luft. Rasch streift er anschließend noch seine Witwe-Windscheid-Verkleidung ab, woraufhin ein hitziges Wortgefecht zwischen ihm und seiner Marion entbrennt. Dieses aber gipfelt schließlich im Ultimatum des Überraschungsgastes an ihren abtrünnigen Bräutigam: "Wenn du morgen abend nicht wieder in Berlin bist, ziehe ich meine Konsequenzen ...".

Wie sich Hans Pfeiffer daraufhin mit der sprichwörtlichen Pistole auf der Brust entscheidet, das aber vertage dann auch ich auf den kommenden Tag und beschließe stattdessen, mich heute erst einmal noch etwas frühzeitiger als gewöhnlich zu Bett zu begeben




20:40 Uhr


Im Handumdrehen sind das Nachtlager abgedeckt und die Jeanshose abgestreift. Mein müder Leib aber geht vorm Bett noch einmal in die Knie und befiehlt in einem von Psalm 65 ("Dank für Gottes Gaben") eingeleiteten Nachtgebet all die wertgeschätzten Menschen in näherer und weiterer Umgebung dem Schutze Gottes an, bevor er sich dann auch selbst zur Ruhe bettet.


21:40 Uhr


Geschlafen habe ich in dieser Nacht, sowohl was das zügige Einschlafen als auch die Schlafdauer angeht, sehr gut. Nur gegen drei Uhr war ich einmal ganz kurz wach.


Ende Tag 3

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Angel (7. März 2013, 15:53)

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Dienstag, 19. März 2013, 14:15

TAG 4: 10.01.2013 [Teil 1]


Als ich morgens aufwache und einen Blick auf den Funkwecker neben mir auf dem Nachttisch werfe, ist es bereits kurz vor 7 Uhr. In aller Gemütlichkeit erhebe ich mich und mache erst mein Bett und dann auch mich zurecht für den Tag, indem ich das Bad zur Morgentoilette aufsuche und mich anschließend ganz entspannt ankleide.
Hierauf verweile ich bei zurückgezogenen Vorhängen und leicht angekipptem Fenster noch ein Weilchen auf meinem Sofa und schaue aus dem Halbdunkel meines Zimmers in die langsam voranschreitende Morgendämmerung.


07:30 Uhr


Fünf Minuten später begebe ich mich dann nach draußen, wo mich heute zu ersten Mal seit meiner Ankunft kein einziges Tröpfchen Regen in Empfang nimmt, dafür aber ein kühler, rauher Wind. Er läßt nicht nur meine ungeschützten Hände sogleich ganz tief in die schützende Hülle der Taschen meines Anoraks gleiten, sondern sorgt zugleich auch dafür, daß es in den Wipfeln der mich umgebenden Bäume und im übriggebliebenen vertrocknet zusammengekräuselten Herbstlaub der Sträucher ringsum eindrucksvoll raschelt und rauscht.


Hell erleuchtete Fensterfront der klösterlichen Hostienbackstube


Am Klostereingangstor angekommen, nimmt mich von einem Gehöft auf der gegenüberliegenden Straßenseite her das eindringliche Krähen eines Hahns in Empfang, welches mich fortan in nicht ganz regelmäßigen Abständen auch auf dem ganzen Weg ums Klosteraußengemäuer herum und wieder zurück begleitet. Das bislang oft so einheitlich graue Himmelszelt hat dabei an diesem Morgen zu meiner hellen Freude viele kleine hellblaue Tupfer bekommen. Vielleicht bieten ja die letzten zwei Tage doch noch etwas mehr Gelegenheit als bisher, sich einmal längere Zeit im Freien aufzuhalten. Von jenem verheißungsvollen Gedanken völlig beseelt, bin ich dann alsbald an meinem Umkehrpunkt am Klostergarten und einige hundert Tippelschritte später auch wieder auf dem Klostergelände angelangt, wo ich mich bis zum anstehenden Frühstück noch einmal zum Aufwärmen und zur kurzen Niederschrift meiner morgendlichen Eindrücke in mein Quartier begebe.


08:10 Uhr


Ein paar Minuten später mache ich mich dann wieder auf den Weg zum Haupthauseingang, wobei ich von der Kirche her jenes sanfte Orgelspiel vernehme, das unverkennbar das unmittelbar bevorstehende Ende der im Innern stattfindenden Eucharistiefeier ankündigt. Und so wird mir ein paar Augenblicke später auch schon die Pforte durch Schwester Agnes aufgetan - jene Pforte, die mich zwar noch nicht in das himmlische Paradies, dafür aber ins irdische Frühstücksparadies des klösterlichen Speiseraumes einkehren läßt.
Schwester Elisabeth ergänzt mit freundlichem Lächeln sowie mit etwas Wurst, Käse, Butter und Quark von ihrem kleinen Servierwägelchen noch rasch das Angebot unseres bereits reich gedeckten Tisches, welches im Einzelnen aus herrlich duftenden knackfrischen Brötchen, Graubrot, Schwarzbrot, Marmelade, Zucker, Salz und auch je einem weichgekochten Frühstücksei besteht. Ich nehme im Angesicht all dieser einladenenden Köstlichkeiten platz und warte anschließend mit dem Essen noch ein wenig auf mein Tischdame dem Sächsischen, die kurz darauf lächelnd erscheint und bei ihrem Eintreffen an ihrem Platz einen kleinen lieben Morgengruß von Schwester Manuela vorfindet, welcher sich aus einer kleinen Nascherei und einem selbstgestalteten Fotokärtchen mit passendem Bibelspruch zusammensetzt. Die von jener Überraschung deutlich angetane Karin bereitet sich in der Teeküche nebenan noch rasch eine schöne große heiße Tasse Tee zu, dann spreche ich für uns Beide das Tischgebet, und wir lassen es uns in aller Ruhe munden, wobei wir uns zugleich wie bereits gewohnt völlig ungezwungen miteinander austauschen. Es ist schon erstaunlich, als wie ähnlich sich dabei zum Teil unsere Gedankengänge erweisen. So zitiert Karin an einer Stelle unserer Unterhaltung nahezu wortwörtlich meinen bereits am Vortag im Tagebuch verankerten Gedanken, daß ich bezüglich ihrer Mitarbeit beim Säubern des Kircheninnern schon jetzt gespannt sein dürfe auf den neuen Glanz, in welchem dann dort alles erstrahle. Auch verabreden wir uns angesichts des scheinbar leichten Aufwärtstrends der Witterungsverhältnisse schon einmal fest für einen weiteren ausgedehnten Nachmittagsspaziergang.
Und als wir nach dem gemeinschaftlichen Abräumen unseres Tisches und dem Verlassen des Haupthauses etwa eine Dreiviertelstunde nach dem Beginn des ausgedehnten Morgenmahls nebeneinander her schreitend unsere Unterkünfte erreichen, übergebe ich meiner neuen Bekannten dort noch rasch einen Notizzettel mit meiner Emailadresse und dem Link zum Schreiberlink24-Forum, über welche wir dann auch nach unserer Abreise aus dem Kloster weiter in Kontakt bleiben können. All dies aber lege ich im Anschluß in meinem stillen Kämmerlein schriftlich nieder.


09:20 Uhr

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Claudia (20. März 2013, 11:50), Angel (19. März 2013, 16:22)

sven1421

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19

Sonntag, 5. Mai 2013, 13:52

TAG 4: 10.01.2013 [Teil 2]


Den Rest des längst angebrochenen Donnerstagvormittags verweile ich in meiner Unterkunft und vertiefe mich wieder voll und ganz in die erlesene Lektüre der "Feuerzangenbowle".


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 08 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Dort erwartet mich ein kofferpackender Hans Pfeiffer, der sich nun - offenbar einsichtig geworden - Marions Ultimatum zu fügen scheint. Unendlich traurig ist er trotzdem, während er mit der Witwe Windscheid zusammen all seine Habseligkeiten für die bevorstehende Abreise ins Kofferinnere zwingt. Ich freilich muß dabei unweigerlich an meine eigene, in exakt 24 Stunden bevorstehende Heimfahrt denken und fürchte, mir wird es dabei wohl nicht viel anders ergehen als ihm. Und auch was am darauffolgenden Morgen das Einnehmen seiner vermeintlich letzten Mahlzeit vor Ort angeht, fühle ich schon jetzt mit ihm. Der anschließende Abschied von Frau Windscheid fällt ebenso kurz wie schmerzhaft aus, dann macht sich Doktor Pfeiffer mitsamt Köfferchen auf den Weg zum Babenberger Bahnhof.

Der aber führt ihn noch einmal am liebgewonnenen Gymnasium vorbei, dem er noch einen letzten Abschiedsblick gönnen möchte. Hans bleibt stehen und lauscht gedankenversunken den Stimmen seiner Mitschüler, die durch die offenstehenden Fenster zu ihm herandringen. Und in der dichterischen Beschreibung des Klassenzimmers "seiner Oberprima" erkenne ich dann auch ein Detail wieder, das es mit einem der Klassenräume aus meiner eigenen Unterstufenzeit gemeinsam hat: "... an der Decke waren die Himmelsrichtungen aufgepinselt". Ach ja, so eine große aufgemalte Windrose zierte damals auch die sonst eintönig weiße Zimmerdecke über unseren Köpfen. Der Klang der Schulglocke reißt mich wie auch Hans aus unseren Gedanken heraus. Es läutet zur Zehnuhrpause.

Eben diese gönne ich an dieser Stelle auch mir erst einmal für die nächsten zehn Minuten. Ich nutze sie dazu, um mir ein Gläschen Apfelschorle zuzubereiten und bei dessen Genuß meinen Blick aus dem leicht gardinenverschleierten Zimmerfenster zu dem schräg davorstehenden Baum mit seiner windbewegten Krone und über das sich unmittelbar dahinter anschließende freie weite Feld schweifen zu lassen.

Dann jedoch geht es für mich wieder zurück zum Spoerlschen Roman, und dort für seine gerade zur Umkehr ansetzende Hauptfigur statt zum Bahnhof schunrstracks zurück in die Kleinstadt. Der Zug in die Großstadt ist damit für Hans Pfeiffer erst einmal abgefahren - im übertragenen wie auch im wortwörtlichen Sinne. Von Frau Windscheid läßt sich der Schüler Pfeiffer für sein Fernbleiben vom Unterricht an diesem Morgen noch rasch eine Entschuldigung wegen "starker Zahnschmerzen" ausstellen, und dann eilt er damit ins Gymnasium und in seine neue alte Klasse - gerade so, als hätte es eine Entscheidung abzureisen einfach nie gegeben.

Kurze Zeit später findet im Babenberger Festsaal das alljährliche Sommerfest des Ruder- und Schwimmvereins statt. Hans schließt sich dabei seinem unmittelbaren "Untermieter" Sanitätsrat Steinhauer an, mit dem er seit seinem Antrittsbesuch bei ihm von Zeit zu Zeit in dessen Wohnung Brüderschaft zu trinken pflegt. Den Herrn Sanitätsrat dürstet es dabei beim Festbesuch vor allem nach Hochprozentigem, derweil Hans Pfeiffer an seiner Seite ausgiebig seinen Hunger nach wiederholten, möglichst unauffälligen Blickkontakten mit Fräulein Eva Knauer - die "zufälligerweise" im Kreise ihrer Familie an einem der in Sichtweite gelegenen Tische sitzt - befriedigt. Erst als auf Anraten von Evas Mutter der frisch eingetroffene Professor Crey an Seiten des Direktorentöchterchens plaziert wird, meidet Hans den bislang innig gepflegten Augenkontakt.

Im Saale werden unterdess Lose verteilt für eine große Tombola, deren Hauptpreis ein Paddelboot ist. Schnauz ersteht ein Los für Fräulein Eva und gewinnt damit auch prompt das Boot für sie. Die glückliche Gewinnerin aber ist völlig außer sich vor Freude und schreibt im Überschwang der Gefühle dem Schnauz sogar die anonyme Stiftung des Hauptgewinnes wie auch die äußerst geschickte Verteilung des Gewinnerloses an sie zu. Hans hingegen, dem genau dies eigentlich anzurechnen gewesen wäre, zieht sogleich enttäuscht vondannen.

Die kommenden Tage bescheren dem Städtchen hochsommerliche Temperaturen, dessen gymnasialer Schülerschaft allerdings dank des eifrigen regelmäßigen Wasserbesprengens der Schulräumlichkeiten durch den Kastellan dennoch nicht das so heiß ersehnte Hitzefrei. In der Chemiestunde vom Schnauz schlafen die Oberprimaner angesichts dessen teilweise mit offenen Augen - selbst der "Schöler" Melworm, der uns hier vom Autor bei dieser Gelegenheit ebenso erstmalig wie auch zugleich als weiter kaum erwähnenswert vorgestellt wird und einer von denen ist, die man im Klassenverband leicht übersieht und an die sich später wohl auch keiner seiner Schulkameraden jemals mehr erinnern wird. Lediglich Hans Pfeiffer leidet momentan unter Schlaflosigkeit, und das keineswegs nur im Unterricht. Marion hat per Briefwechsel mittlerweile die Konsequenzen aus seiner nichterfolgten Rückkehr nach Berlin gezogen und sich von ihm getrennt, was Erzähler Spoerl - philosophisch angehaucht - so zu kommentieren weiß: "Vielleicht war es gut so, wie es gekommen war. Es ist immer gut so, wie es kommt. Wenigstens muß man es glauben, dann stimmt es auch". Tja, was soll ich dazu sagen?! Recht hat der Mann!

Der inzwischen gerade wiedererwachte Knebel träumt derweil neben Hans leise davon, daß das Lyzeum ruhig einmal ein paar seiner Schülerinnen zu den benachbarten Oberprimanern hinüberschicken oder doch in den Klassenräumen jener höheren Töchteranstalt zumindest die dortigen Fenstervorhänge zum Hineinschauen aufziehen könnte. An der Tafel vor ihm schwafelt der Professor unterdess von "Schwäfelwasserstoff" und führt dabei unter anderem aus: "Er besetzt einen entenseven Geroch nach faulen Eiern ond anderen onanständigen Sachen". Das aber bringt Hans Pfeiffer im Zusammenwirken mit Rudi Knebels heimlichen Träumereien auf eine Idee! Mittels vorgetäuschten Nasenblutens verläßt er den Unterricht und verkleidet sich im Keller des Schulgebäudes als junger Arbeiter. Der aber begibt sich mit einem Paket unter dem Arm hinüber in die Hochburg der Lyzen, wo er anschließend vorgibt, im dortigen Physiksaal die Wasserleitung nachsehen zu müssen. Statt nachzuschaun oder gar zu reparieren, präpariert er hier unbeobachtet eine - seinem Paket entnommene - flüssigkeitsgefüllte Flasche, in der er noch rasch eine kleine chemische Reaktion anleiert und die er dann unterm Sockel des Physiksaalarbeitstisches verstaut, bevor er sich wieder aus dem Staub macht.

Im eben jenem Saale aber beginnt wenig später für die weibliche Oberprima der Physikunterricht, in dessen Verlauf es merkwürdigerweise zunehmend "entensever" zu riechen anfängt. Am Ende gar so "onanständig", daß man sich vonseiten des weiblichen Lehrkörpers schweren Herzens dazu entschließt, die Fenster samt deren Vorhänge in Richtung Gymnasium weit zu öffnen. Da es aber bei genauerer Begutachtung doch eher extrem nach "Landwirtschaft" riecht, schließt man die Fenster gleich wieder und tritt stattdessen den gemeinschaftlichen Rückzug in eine andere Räumlichkeit des Lyzeums an. Was zu Folge hat, daß man - als die Fenster des Mädchenphysiksaals letztlich dann doch wieder aufgestoßen werden - vonseiten des Gymnasiums aus leider nur noch auf leere Bänke blickt. Der bezüglich der ominösen Geruchsquelle und deren Beseitigung herbeigerufene Baurat meldet der Direktorin des Lyzeums wenig später das Ergebnis seiner Untersuchungen vor Ort und holt sie dabei aus einer Unterrichtssituation heraus, in der sich durch eifrige Nachfragen von Eva und ihren Mitschülerinnen angesichts der Betrachtung des goeth'schen Fausts für sie gerade die sittlich schwer zu beantwortende Variation einer Gretchenfrage stellt. Die Antwort auf die Frage nach dem Geruchsauslöser im Physikraum fällt dem Baurat da schon deutlich leichter, vielleicht auch oder gerade deshalb, weil sie es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt: "Im Physiksaal ist das Holzwerk morsch, und der Geruch kommt von den Ausdünstungen eines Pilzes mit lateinischem Namen". Mmh, ich wußte noch gar nicht, daß "Schwäfelwasserstoff" lateinisch ist?! Tja, man lernt eben wirklich nie aus!

Wie dem auch sei, der Physiksaal der Lyzen wird jedenfalls umfassend renoviert. Und statt Physik und Chemie blühen den jungen Fräuleins solange ersatzweise Algebra und Grammatik. Allerdings nur, bis Eva Knauer eine für ihre Zeit geradezu revolutionäre Idee hat, die glatt aus der Feder Hans Pfeiffers stammen könnte und die sie ihrer Schulleiterin auf charmante wie auch leicht erpresserische Weise schmackhaft macht: Man könnte ja die Physikstunden gemeinsam mit der männlichen Oberprima im Gymnasium abhalten. Der Direktorin erzählt sie dabei, wie begeistert ihr Vater auf jenen Vorschlag reagiert habe. Dem Herrn Papa wiederum berichtet sie gleiches über die Reaktion ihrer Frau Direktor und erzielt damit trotz anfänglicher Bedenken auf beiden Seiten letztendlich doch den gewünschten Erfolg - die Geburtsstunde des geschlechterübergreifenden Gemeinschaftsunterrichts.

An dieser Stelle unterbreche ich meine Buchlesung erst einmal wieder auf unbestimmte Dauer. Naht sich doch - wagt man aus dem Augenwinkel heraus einen kurzen Blick zur mir nahestehenden Funkuhr - mit großen Schritten in einer halben Stunde hier im Kloster die Mittagsstunde und damit in 15 Minuten auch die zweisame Einnahme des Mittagessens.



11:30 Uhr


Die verbleibenden Momente bis zum Anschlagen der Mittagsglocke verbringe ich dann noch auf dem herrlich bequemen blauen Sofa in meinem Kämmerlein liegend und hänge meinen Gedanken nach.


11:45 Uhr

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Claudia (7. Mai 2013, 13:11), Angel (5. Mai 2013, 13:59)

Claudia

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Dienstag, 7. Mai 2013, 13:30

Ja, es geht weiter! :yahoo:
Ok, ich hab in den letzten Wochen hier auch mehr mit Abwesenheit als mit Aktivität geglänzt, daher kann ich dem Autor die längere Pause nicht ganz so übel nehmen... Doch ich freu mich, dass es wieder ein Häppchen Kloster-Bowle zu lesen gibt. :freude:

Soso, Abschiedsschmerz macht sich schon breit. Ja, das kenn ich. Aber ich hoffe, du hast dir davon die letzten Stunden nicht betrüben lassen, sondern noch genoßen!? - Vermutlich wirst du ja anders als Dr. Pfeiffer deine Reisepläne nicht so spontan geändert haben können. Schade eigentlich, dass sowas "im echten Leben" oft nicht drin ist, und wir zu oft an Termine gebunden sind. Urlaubstage, Buchungstage, Arbeitstage... Naja, aber ein bisschen Ordnung muss natürlich auch sein im Leben. (wozu jetzt natürlich der nächste Gedanke überhaupt nicht passt...)

Uiui, die Schüler bringen die gute heile geordnete Welt der Pädagogen auch noch ganz schön durcheinander. Ist ja schon ein bisschen witzig, was für Sorgen und Gedanken sich unsere Urgroßfahren so in Sachen Ethik und Moral gemacht haben. Ich finde zwar längst nicht alles richtig, was heute gesellschaftlich "erlaubt" ist, bin aber doch froh, dass wir ein bisschen mehr Luft und Spielraum haben. - Nur mal so als Randgedanke. -

Danke liebe Sven fürs weiterschreiben und mit uns teilen!

lieben Gruß
claudia
"Wer auf Gott vertraut, kann sich glücklich schätzen. Seinen Weg muss er nicht alleine gehen. Von Gottes Liebe weiß er sich umgeben." (Liedstrophe in Anlehnung an Psalm 91,11)

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sven1421 (10. Mai 2013, 11:25)

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